Todesbraeute
Druck bei und schob sie vorwärts. Sie stolperte, aber er fing sie auf. Ihr ganzer Körper bebte nun heftig, und er hörte sie leise vor sich hin murmeln. »Still. Still.«
»Die Schreie?«, fragte er, und sie nickte. Er warf einen Blick über ihre Schulter. Sie hielt ihren Oberkörper umklammert und hatte die Augen geschlossen. Ihre Miene war angespannt. Ihre Lippen bewegten sich stumm, und Daniel schlang seine Arme um ihre Taille und zog sie an sich.
»Du machst das großartig. Du bist jetzt im Wohnzimmer, Alex.«
Sie nickte, schlug die Augen aber nicht auf. »Sag mir, was du siehst.«
Daniel stieß die Luft aus. »Na ja, ein einziges Chaos. Überall liegt Müll herum.« »Das kann ich riechen.«
»Auf dem Boden liegt eine alte Matratze. Kein Laken. Die Matratze ist fleckig.« »Blut?«, presste sie hervor.
»Nein, wohl eher Schweiß.« Sie zitterte immer noch, doch nicht mehr ganz so heftig. Er legte sein Kinn auf ihren Kopf. Ihre Größe passte perfekt zu seiner. »An der Wand hängt ein altes Bild. Schief. Eine Strandszene. Es ist verblichen.«
Sie entspannte sich mit jeder Minute ein wenig mehr. »Das hing früher nicht hier.« Endlich schlug sie die Augen auf und zog scharf die Luft ein. »Die Wände sind ja gestrichen.« Ihre Stimme klang erleichtert, und Daniel hätte gerne gewusst, wie ihr dieses Haus in ihren Träumen erschien.
Sie hatte ihre Mutter hier im Wohnzimmer gefunden. Tot. Daniel hatte im Laufe der Jahre im Staatsdienst schon einige Selbstmorde durch Kopfschuss gesehen. An mindestens einer Wand mussten Blut, Hirnmasse und Knochensplitter zu sehen gewesen sein. Was für eine schauderhafte Kindheitserinnerung.
»Der Teppich ist blau«, bemerkte er.
»Früher lag ein brauner hier.« Sie wandte langsam den Kopf und sah sich um. »Alles ist anders.« »Na ja, es ist dreizehn Jahre her, Alex. Man kann erwarten, dass jemand hier aufgeräumt und gestrichen hat. Natürlich ist das Haus nicht mehr so wie in deiner Erinnerung.« Sie lachte selbstironisch. »Ich weiß. Oder ich hätte es wissen müssen.«
»Sch.« Er küsste sie auf den Scheitel. »Du machst das gut.« Sie nickte, und ihr Schlucken war hörbar. »Danke. Wow, die Polizei hatte recht. Das Zimmer ist wirklich ein Saustall.« Sie stieß die Matratze mit einem Zeh an. »Bailey, wie konntest du nur?«
»Kommst du mit? Ich wollte Ed suchen.« Sie nickte, beinahe hastig. »Ja«, presste sie hervor. »Nur -« Nur lass mich nicht allein. »Ich gehe nicht weg, Alex. Kennst du die alte Clownsnummer? Bei der zwei Männer hintereinander in einer riesigen Hose stecken und wie ein Mann gehen? Das machen wir jetzt einfach auch so, nur ohne die Hose.«
Sie kicherte, aber es klang bemüht. »Das ist doch albern, Daniel.«
Er ging los und hatte sie dabei vor sich. »Ed?«, rief er. Die Hintertür fiel zu, und Ed kam durch die Küche herein. Seine ernste Miene zeigte Überraschung, als er Alex sah. »Hat der Sanitäter gesagt, dass alles mit ihr okay ist?« »Hast du sie gerufen?«
»Ja. Sie war weiß wie ein Laken, und ihr Puls raste.« »Danke, Agent Randall«, sagte sie, und Daniel hörte die Verlegenheit in ihrer Stimme. »Mir geht's wieder gut.« »Das freut mich.« Er wandte sich amüsiert an Daniel. »Ich hatte ihr angeboten, sie zu stützen, aber sie hat mir einen Korb gegeben.«
Daniel bedachte ihn mit einem strafenden Blick, und Ed biss sich auf die Lippe, um nicht zu grinsen. Dann wurde er wieder ernst, verschränkte die Arme vor der Brust und warf einen Blick auf das Chaos. »Das ist inszeniert«, verkündete er, und unter Daniels Kinn ruckte Alex' Kopf hoch.
»Was?«, fragte sie barsch.
»Ja, Ma'am. Jemand wollte, dass es hier wie auf einer Müllhalde aussieht. Der Teppich ist dreckig, aber der Dreck hat sich nicht besonders festgesetzt. Die Teppichfasern sind an der Basis sauber. Hier hat jemand oft gesaugt. Von dem Staub, der hier überall liegt, haben wir verschiedene Proben genommen, aber ich wette, er hat überall dieselbe Zusammensetzung. Sieht aus wie eine Mischung aus Asche und Sand. Die Toiletten sind so sauber, dass man daraus trinken könnte.« Er grinste. »Nicht, dass ich es empfehlen würde.«
»Die Sozialarbeiterin hat gesagt, man hätte Hope in einem Schrank gefunden.« Sie streckte den Finger aus. »In dem hier.«
»Wir sehen gleich nach.«
Daniel kannte Ed gut genug, um zu wissen, dass da mehr war. »Was hast du sonst noch gefunden?«
Alex versteifte sich. »Bitte, sagen Sie es mir.«
»Draußen, im
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