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Todesbraut

Titel: Todesbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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zurückgemeldet. Nach einem Streit mit ihrem Mann hat sie bei einer Freundin übernachtet. Wie übrigens angeblich auch in der Mordnacht. Ob das Alibi wasserdicht ist, werden wir bald erfahren. Derzeit wird Marina Völker bei den Kollegen der Mordkommission in die Zangegenommen.« Tilda Kosian stand auf, packte die Notizen zusammen, die sie während des Gesprächs gemacht hatte und ließ noch einmal ihren unvergleichlichen Befehlston hören. »Frau Tydmers, Sie werden in Istanbul ständig erreichbar sein und Bericht erstatten, hören Sie? Keine Alleingänge. Haben Sie inzwischen ein Ersatzhandy?«
    »Mein Bekannter   … mein Freund Axel Sanders wird mir bis zum Abflug irgendein Gerät mit Prepaidkarte besorgen.«
    »Gut! Dann melden Sie sich, sobald Sie angekommen sind und bevor Sie fliegen, hinterlassen Sie Ihre neue Rufnummer, verstanden?«
    Als sie außer Hörweite war, hob Bellhorn mit hilfloser Geste die Arme. »Vielleicht wäre sie beim Militär auch ganz gut aufgehoben gewesen   …«
    »Schon okay. Heute finde ich ihre resolute Art geradezu wohltuend.«
    »Wenn ich Ihnen irgendetwas abnehmen kann   …« Man sah ihm an, dass er bemüht war, sich nicht aufzudrängen. »Ich könnte schon mal dieser Sache mit dem Geld nachgehen. Woher hatte Shirin Talabani so viel Bares? Wen wollte sie auf ihre Luxusreise mitnehmen, und so weiter.« Er seufzte. »Ich weiß, in Ihren Ohren klingt das jetzt natürlich nach Nebenkriegsschauplatz – aber wenn ich mich schon nicht direkt auf die Suche nach Ihrem Sohn machen kann, könnte ich ja vielleicht wenigstens dafür sorgen, dass wir mehr über die ganzen Zusammenhänge erfahren und dann besser verstehen   …«
    »Das wäre wirklich   …«, Wencke schluckte. »Ich wäre Ihnen sehr dankbar.«
    »Keine Ursache«, gab Bellhorn zurück, versuchte ein aufmunterndes Lächeln und nahm seine Fahrradtasche. »Sie könnten in der Zeit bis zum Flug doch auch nach Hause fahren und sich ein bisschen auf die Reise vorbereiten?«
    »Nein, kann ich nicht«, erwiderte Wencke kraftlos. »Dashalte ich nicht aus. Ich kriege ohnehin kaum einen Schritt vor den anderen. Keine Ahnung, wie ich den Tag überstehen soll.«
    »Indem Sie ihm begegnen«, antwortete er, obwohl sie das gar nicht von ihm erwartet hatte. Dann ließ er sie allein.
    Dem Tag begegnen, der hatte gut reden. Wencke stand auf, nach Stunden zum ersten Mal, streckte ihre schmerzenden Glieder – eine Quittung für die ungewohnte Schwimmstunde des Vortages, dann öffnete sie das Fenster und ließ sich die frühmorgendliche Luft ins Gesicht wehen. Die Glocken der Marktkirche verrieten, dass es acht Uhr war. Schulbeginn, dachte sie. Heute hätten sie in der ersten Stunde Sport, Emil liebte es, Fußball zu spielen. Aber stattdessen waren heute bereits die Kollegen vom Kriminaldauerdienst in der Klasse und befragten die Kinder nach Emil. Hat einer von euch etwas beobachtet? Hat Emil gesagt, wo er nach der Schule hingeht? Sind euch unbekannte, verdächtige Personen aufgefallen?
    Ja, da waren schwarze Männer mit schweren Waffen, sie haben sich Emil geschnappt, er hat nach seiner Mutter gerufen, aber die war mal wieder zu spät.
    Mach dich nicht verrückt, Wencke.
    In diesem Moment waren geschätzte hundert Menschen beschäftigt, Emil zu finden. Trotzdem fühlte sich Wencke, als wäre sie ganz allein auf der Welt.
    Daran änderte auch das Wissen nichts, dass Axel alles für sie tun würde. Er war in ihrer Wohnung, hatte nach ihren genauen Anweisungen die wichtigsten Sachen gepackt und würde sie in einer Stunde zum Flughafen bringen. Er selbst blieb in Hannover, hielt die Stellung, falls alles irgendwie doch nur ein Missverständnis und Emil in Deutschland geblieben wäre. Obwohl – diese Möglichkeit zog inzwischen niemand mehr ernsthaft in Betracht.
    Das Telefon klingelte. Es war die Anwaltskanzlei. Papatya, das Vorzimmermädchen, berichtete mit gepresster Stimme,dass Kutgün Yıldırım zwar außer Lebensgefahr, aber immer noch nicht ansprechbar sei.
    »Ich war die ganze Nacht in der Klinik. Wissen Sie, Frau Yıldırım hat ja keine Familie, ihre Arbeit als Anwältin ist ihr Ein und Alles, deshalb dachte ich   …, weil wir ja so eng zusammenarbeiten   … Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass sie ganz allein dort in ihrem Krankenbett liegt und vielleicht aufwacht, und niemand ist da, deswegen bin ich zu ihr.«
    »Wie geht es ihr?«
    »Die Ärzte sagten, sie hätte recht heftige Herzrhythmusstörungen und man musste sie

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