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Todescode

Todescode

Titel: Todescode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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selbst wenn sie es nicht laut ausgesprochen hätten, sie waren auch zu elitär.
    Jeder in der Einheit hatte das gleiche brutale Auswahlsystem durchlaufen: Luftlandetruppe, Army Ranger, Special Forces und Delta Force oder eine entsprechende Ausbildung bei den Marines oder in der Navy. Ein Kandidat brauchte eine persönliche Empfehlung von jemandem, der bereits der Einheit angehörte, ehe er überhaupt auf Probe eingeladen wurde, und er musste nachweisen können, mindestens drei Gegner im Kampf getötet zu haben. Die meisten hatten deutlich mehr vorzuweisen, wie Ben, der seine Feuertaufe in der Schlacht von Mogadischu erhalten hatte. War ein Kandidat ausgewählt worden, absolvierte er zunächst den CIA -Lehrgang für Militäreinsätze und musste anschließend diverse knochenharte körperliche und psychologische Tests bestehen. Die letzte Hürde war das sogenannte »Finale«, eine Bewährungsprobe, die sich Hort angeblich selbst ausgedacht hatte: Der Kandidat wurde betäubt und mit einer Kapuze über dem Kopf in ein Dritte-Welt-Land geflogen, in dem er nie zuvor gewesen war und dessen Sprache er nicht beherrschte. Dort ließ man ihn ohne Geld, Pass oder sonst irgendwas zurück, tatsächlich nur mit den Sachen, die er am Leib trug. Er sollte eine bestimmte heimliche Aktion ausführen, die mit Gefängnis bestraft würde, sollte er erwischt werden, und dann unentdeckt in die Vereinigten Staaten zurückkehren. Nur wer alle Tests einschließlich des Finales bestanden hatte, wurde in die Einheit aufgenommen. Es gab drei Spezialgebiete: Abhördienst, Spionagedienst und die Schützen. Jeder Spezialist verfügte natürlich auch über Kenntnisse auf den jeweils anderen Gebieten, aber Ben war in erster Linie Schütze.
    Im Laufe der Jahre war die Spezialeinheit unter einer ganzen Reihe von Namen bekannt gewesen: Foreign Operating Group, Intelligence Support Activity, Centra Spike, Gray Fox und noch etliche andere Bezeichnungen. Der häufige Namenswechsel hing mit den andauernden Bemühungen des JSOC zusammen, die staatlichen Erbsenzähler davon zu überzeugen, dass die Eliteeinheit reformiert wurde, wenn wieder mal ein Untersuchungsausschuss ein Attentat oder eine andere aktuelle Geheimoperation unter die Lupe genommen hatte. Ein Botschafter protestierte dann, dass er nicht unterrichtet worden sei, irgendjemand vom Senatsausschuss für Geheimdienstliche Aufgaben oder vom Streitkräfteausschuss fragte, was denn zum Teufel los sei, das Pentagon ermahnte das JSOC , es möge sich gefälligst benehmen, das JSOC entschuldigte sich und verpasste der Einheit einen neuen Namen. Egos wurden gekitzelt, Gesichter gewahrt, Gewissen erleichtert. Doch das Programm selbst veränderte sich eigentlich nie. Denn die Wahrheit sah so aus: Je mehr Beschränkungen der Kongress und die hohen Tiere Einheiten wie den Green Berets auferlegten, die auf »weiße« Operationen spezialisiert waren, desto größer war der Bedarf an Einheiten für »schwarze« Operationen wie die von Ben. Es war ein Problem der Nachfrage, und Gott sei Dank gab es Männer, die immer eine Möglichkeit fanden, sie zu decken.
    Ben suchte sich ein Münztelefon, legte einen tragbaren Scrambler auf die Sprechmuschel und informierte Hort, wie es in Istanbul gelaufen war. Er erzählte ihm auch von dem Russen.
    »Sind Sie sicher, dass er Russe war?«, fragte Hort in seinem rauen Bariton mit dem gepflegten Südstaatentonfall.
    »Einigermaßen sicher«, sagte Ben. »Er hatte slawische Wangenknochen und helle Haut und diese ausdruckslose Miene, wenn Sie wissen, was ich meine. Außerdem hat er dagestanden, als sei er unantastbar.«
    »Bis Sie ihn angetastet haben.«
    »Er wollte nach einer Waffe greifen.«
    »Keine Sorge, mein Junge, ich glaube Ihnen. Er könnte nicht vielleicht Israeli gewesen sein? Die hätten die beiden, die Sie ins Jenseits befördert haben, mit Sicherheit gern selbst erledigt.«
    Ben dachte darüber nach. Er hatte sich sogar irgendwann gefragt, ob jemand erwogen hatte, diese Operation an den Mossad abzutreten. Wahrscheinlich ja, aber da die Israelis über bessere Informanten im Iran verfügten, wären sie vielleicht dahintergekommen, wer der Maulwurf war, und dieses Risiko wollte keiner eingehen – nicht mal, wenn es sich um einen der engsten Verbündeten Amerikas im ominösen globalen Krieg gegen den Terror handelte. Hinzu kam, dass immer irgendwer vom JSOC für die Verwendung von US -Ressourcen warb. Sie hatten enorme Summen in die Ausbildung von Ben und einigen anderen

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