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Todesdämmerung

Todesdämmerung

Titel: Todesdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Badezimmer.
    Auch dort war der Dämon nicht.
    Aber sie wußte, daß er Wirklichkeit gewesen war, ja, schreckliche Wirklichkeit, wußte, daß das, was sie jetzt erlebt hatte, nicht nur ihre Fantasie oder der Wahnsinn war. O ja. Sie wußte es. Sie kannte die Wahrheit. Kannte die schreckliche Wahrheit - aber was sie nicht wußte, war, wie sie aus dem Badezimmer an das Fußende ihres Bettes gekommen war, als sie sich dann dort fand. Sie mußte im Badezimmer ohnmächtig geworden und zum Bett gekrochen sein. Aber sie konnte sich an nichts erinnern. Als sie zu sich kam, war sie nackt, lag auf dem Bauch, weinte leise und krallte sich am Teppich fest.
    Erschüttert, verlegen, verwirrt, fand sie ihren Pyjama und zog ihn an — und entdeckte die Schlange unter dem Bett. Zischend. Es war das bösartigste Geräusch, das sie je gehört hatte. Jetzt glitt sie unter dem Bett hervor, groß wie eine Boa Constrictor, aber mit dem bösen Kopf einer Klapperschlange, den Facettenaugen eines Insekts und gifttriefenden Fängen, so groß wie gekrümmte Finger.
    Wie die Schlange im Garten Eden, sprach diese: »Dein Gott kann dich nicht länger schützen. Dein Gott hat dich verlassen.«
    Sie schüttelte wild den Kopf.
    Mit einer fließenden Bewegung, die ihre Panik noch steigerte, begann die Schlange sich zu ringeln, hob ihren Kopf. Ihr Rachen öffnete sich. Und dann stieß sie zu, biß sie in den Hals - und dann, ohne zu wissen, wie sie dorthin gekommen war, fand sie sich eine Weile später auf einem Hocker vor dem Ankleidespiegel und starrte in ihre eigenen blutunterlaufenen, wäßrigen Augen. Sie fröstelte. Ihre Augen, selbst ihr Abbild, enthielten etwas, das sie nicht sehen wollte, also suchte sie in dem Spiegel etwas anderes, ließ den Blick zum Abbild ihres von Altersfalten gezeichneten Halses wandern, wo sie den Biß der Schlange zu finden erwartet hatte. Da war keine Wunde. Unmöglich. Der Spiegel mußte lügen. Sie griff sich mit der Hand an die Kehle. Aber sie konnte auch keine Wunde fühlen. Da war kein Schmerz. Die Schlange hatte sie also doch nicht gebissen. Und doch erinnerte sie sich ganz deutlich daran.
    Sie entdeckte vor sich einen Aschenbecher. Er quoll über von ausgedrückten Zigaretten. Sie hielt eine glimmende Zigarette in der rechten Hand. Sie mußte eine Stunde oder länger hiergesessen und dauernd geraucht und in den Spie gel gestarrt haben, und doch konnte sie sich an nichts davon erinnern. Was ging mit ihr vor?
    Sie drückte die Zigarette aus, die sie in der Hand hielt, und sah wieder in den Spiegel und war erschüttert. Es war, als sähe sie sich zum erstenmal seit Jahren. Sie sah, daß ihr Haar wild, zerzaust, ungewaschen war. Sie sah, wie eingesunken ihre Augen waren, umgeben von aufgedunsenem, ungesund gerötetem Fleis ch. Ihre Zähne — sie sahen aus, als hätte sie sie ein paar Wochen nicht mehr geputzt; sie wa ren gelb, mit Zahnstein verkrustet! Die Gabe hatte nicht nur den Schlaf aus ihrem Leben verbannt, sie hatte auch noch viele andere Dinge aus ihrem Leben gedrängt; das war ihr bewußt. Aber bis zu diesem Augenblick war ihr nicht auf so schmerzhafte Weise klar gewesen, daß die Gabe — die Visionen, die Trancen, die Kommunikation mit Geistern — sie veranlaßt hatte, die persönliche Hygiene völlig zu vernachlässigen. Ihr Pyjama war mit Essensresten und Zigarettenasche besudelt. Sie hob die Hände und betrachtete sie erstaunt. Ihre Fingernägel waren zu lang, brüchig, schmutzig. Sie hatte Schmutzspuren an den Knöcheln.
    Dabei hatte sie auf Reinlichkeit und saubere Kleidung immer so großen Wert gelegt.
    Was würde ihr Albert sagen, wenn er sie jetzt sehen könnte?
    Einen erschütternden Augenblick lang fragte sie sich, ob ihre Tochter vielleicht doch recht gehabt hatte, als sie sie zur psychiatrischen Behandlung in ein Krankenhaus hatte ein weisen lassen. Sie fragte sich, ob sie in Wirklichkeit vielleicht doch keine echte Religionsführerin, keine Visionärin, sondern einfach eine geistesgestörte alte Frau war, senil, von bizarren Halluzinationen und Trugbildern geplagt, krank. War der Scavello-Junge wirklich der Antichrist? Oder bloß ein unschuldiges Kind? Kam das Zwielicht wirklich? Oder war ihre Furcht vor dem Teufel nur die wirre Fantasie einer närrischen alten Frau? Plötzlich war sie sicher, daß ihre >heilige Mission< in Wahrheit nur der Kreuzung einer armseligen Schizophrenen war.
    Nein. Sie schüttelte heftig den Kopf. Nein!
    Diese abscheulichen Zweifel schickte ihr der Satan.
    Dies

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