Todesdämmerung
eine Hütte gibt. Und diejenigen, die es wissen, sind sich wahrscheinlich klar darüber, daß der weite Weg sich für das wenige, was man hier wegschaffen könnte, nicht lohnt. Trotzdem fragt man sich jedesmal im Frühling, ob man hier alles zerstört vorfindet.«
Die Feuer prasselten munter und erfüllten den Raum mit angenehmer Wärme. Chewbacca hatte sich bereits mit dem Kopf auf den Pfoten vor dem großen Kamin niedergelassen.
»Und was nun?« fragte Christine.
Charlie öffnete einen der Rucksäcke und entnahm ihm eine Taschenlampe. Er meinte: »Jetzt packen Sie und Joey die Rucksäcke aus, und ich will sehen, daß wir Elektrizität bekommen.«
Sie und Joey trugen die Rucksäcke in die Küche, während Charlie wieder in seine Stiefel schlüpfte. Als er dann die Hütte verlassen hatte, waren sie damit beschäftigt, Konserven in die Küchenschränke zu räumen, und fast schien es so, als wären sie eine ganz gewöhnliche Familie auf ganz gewöhnlichem Winterurlaub, damit beschäftigt, sich auf eine Woche Ferien vorzubereiten. Beinahe. Sie versuchte in Joey Ferienstimmung zu erzeugen, indem sie ein paar vergnügte Lieder pfiff und Witze machte und so tat, als würde sie wirklich an diesem Abenteuer Spaß haben. Aber entweder durchschaute der Junge ihr Spiel, oder er achtete überhaupt nicht auf sie, denn er reagierte kaum und lächelte nie.
Begleitet vom monotonen Summen der Propeller der Windmühle schaufelte Charlie den Schnee von der Holztür, hinter der eine Treppe in den Raum unter der Windmühle führte. Er stieg die zwei Treppen, die ziemlich tief in die Erde führten, hinunter; der Batterieraum befand sich unter der Frostgrenze. Als er unten angekommen war, befand er sich in einer dunstig -blauen Finsternis, die den Schneeflocken, die hinter ihm hereinwehten, das Weiße raubten, so daß sie aussahen, als wären sie graue Asche. Er holte die Taschenlampe heraus und knipste sie an. Vor ihm war eine schwere Metalltür zu sehen. Der Hüttenschlüssel paßte ins Schloß, und gleich darauf stand er im Batterieraum, wo alles in Ordnung zu sein schien: Kabel; zwanzig Akkumulatoren nebeneinander auf zwei massiven Bänken aufgereiht; ein Betonsockel für die Maschinerie und ein Werkzeugregal.
Ein fauliger Geruch schlug ihm entgegen, und er wußte sofort, wo er herrührte, wußte, daß er sich darum würde kümmern müssen. Aber zuerst ging er an den Sicherungskasten, legte sämtliche Hebel um und anschließend den Wandschalter neben der Tür; zwei lange Neonröhren an der Decke leuchteten auf. Im Lichtschein waren drei tote, verweste Mäuse zu sehen, eine mitten im Raum, die anderen beiden in der Ecke bei der ersten Batteriebank.
Es hatte sich als notwendig erwiesen, in diesem Raum vergiftete Köder auszulegen, ganz besonders im Winter, wo hier häufig Mäuse Zuflucht suchten. Überließ man die Na ger nämlich sich selbst, so war damit zu rechnen, daß sie von allen Kabeln und Drähten die Isolierung abnagten, und dann war das elektrische System bis zum Frühling zerstört.
Die Maus in der Mitte des kleinen Raumes war schon seit langer Zeit tot. Der Verwesungsprozeß war beinahe abgeschlossen; es waren nur Knochen und etwas ledrige Haut übriggeblieben.
Die beiden in der Ecke hatte ihr Schicksal erst in letzter Zeit ereilt. Die kleinen Kadaver waren aufgedunsen, und der Fäulnisprozeß war im vollen Gange. In ihren Augenhöhlen wimmelte es von Maden. Sie waren erst seit ein paar Tagen tot.
Mit einem Gefühl des Ekels ging Charlie hinaus, holte die Schaufel, kam wieder zurück, trug die drei Kadaver in das Waldstück hinter der Mühle und warf sie zwischen die Bäume. Auch als er sie beseitigt hatte, und obwohl ein heftiger Wind den Berghang heraufwehte und die Welt dabei sauberschrubbte, konnte Charlie den Gestank des Todes nicht aus der Nase bekommen. Eigenartigerweise haftete ihm dieser Geruch den ganzen Weg zurück zum Batterieraum an, wo er natürlich immer noch in der stickig-feuchten Luft hing.
Er hatte keine Zeit für eine wirklich gründliche Inspektion der Geräte, wollte sich aber immerhin schnell umsehen, um sich zu vergewissern, daß die Mäuse keinen ernsthaften Schaden angerichtet hatten. Die Drähte und Kabel waren an einigen Stellen leicht angenagt, aber es gab keinen Grund zur Besorgnis, daß wegen Nagersabotage die Stromversorgung ausfallen würde.
Er hatte sich schon fast von der Unversehrtheit des Sy stems überzeugt, als er hinter sich ein fremdartiges, drohendes Geräusch
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