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Todesdämmerung

Todesdämmerung

Titel: Todesdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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hörte.

51
    Der Tag schmolz mit der Dunkelheit. Die Farbe sickerte aus der Landschaft, durch die sie fuhren; Bäume, Hügel und alles andere wurde ebenso grau wie die Oberfläche der Straße.
    Kyle Barlowe machte die Scheinwerfer an und beugte sich grinsend über das Steuerrad des Oldsmobile.
    Jetzt. Jetzt hatten sie etwas Greifbares in der Hand. Einen echten Hinweis. Information. Einen logischen Plan. Sie folgten nicht länger bloßen Ahnungen und Gebeten. Sie fuhren nicht länger blindlings nach Norden, nur weil sie es für eine gute Idee hielten. Sie wußten, wo der Junge war, wo er sein mußte. Jetzt hatten sie ein Ziel, und jetzt begann Barlowe wieder an die Führerschaft von Mutter Grace zu glauben.
    Sie saß neben ihm auf dem Sitz, gegen die Tür gelehnt, in eine jener kurzen und doch meilentiefen Schlafperioden versunken, die sich bei ihr in immer geringer werdenden Abständen einstellten. Sie brauchte Ruhe. Die Konfrontation rückte näher. Die Entscheidung. Wenn sie dem Teufel von Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden, würde sie alle Energie brauchen, die sie aufbringen konnte.
    Und wenn Grace kein Bote Gottes war, warum war ihnen dann diese wichtige Information übermittelt worden? Dies bewies, daß sie recht hatte, es gut meinte, die Wahrheit sagte, daß man ihr gehorchen mußte.
    Für den Augenblick waren seine Zweifel gewichen. Barlowe blickte in den Rückspiegel. Die zwei Lieferwagen waren immer noch hinter ihnen. Kreuzfahrer. Kreuzfahrer auf Rädern statt auf Pferderücken.

52
    Als Charlie die seltsamen Geräusche hinter sich hörte, duckte er sich unwillkürlich beim Umdrehen. Er rechnete damit, Grace Spivey unter der Tür zum Batterieraum zu sehen, aber das Geräusch hatte keinen menschlichen Ursprung. Es war eine Ratte.
    Das widerliche Ding befand sich zwischen ihm und dem Eingang, aber er war sicher, daß das Tier nicht aus dem Schnee hereingekommen war, denn das, was er gehört hatte, kam von den Geräten her; die Ratte war irgendwo angestoßen. Jetzt zischte sie, quiekte, funkelte ihn mit blutigen Augen an, als wollte sie ihm drohen und ihn an der Flucht hindern.
    Es war eine verdammt große Ratte, aber trotz ihrer Größe, die darauf hindeutete, daß sie einmal wohlgenährt gewesen war, sah sie jetzt ungesund aus; ihr Pelz war nicht glatt, sondern ölig, verklebt und stumpf. Sie hatte etwas Dunkles, Verkrustetes an den Ohren, wahrscheinlich Blut, und aus ihrem Maul triefte blutiger Schaum. Sie hatte von dem Gift gefressen. Jetzt, von Schmerz zerrissen, würde sie sich vielleicht als bissig -bösartiger Widersacher erweisen.
    Und dann war da noch eine andere, noch weniger angenehme Möglichkeit in Betracht zu ziehen. Vielleicht hatte die Ratte gar nicht von dem Gift gefressen. Vielleicht deutete der Schaum auf Tollwut. Konnten Nager ebenso wie Hunde und Katzen Tollwut bekommen? Jedes Jahr entdeckten die Parkwächter in den Bergen Kaliforniens ein paar tollwütige Tiere. Manchmal wurden sogar Teile von Staats parks geschlossen, bis sichergestellt war, daß keine Tollwutepidemie vorlag.
    Höchstwahrscheinlich war der Zustand dieser Ratte auf Gift und nicht auf Tollwut zurückzuführen. Aber wenn er unrecht hatte und die Ratte ihn biß...
    Er wünschte, er hätte die Schaufel mitgebracht, nachdem er die drei toten Mäuse beseitigt hatte. Außer seinem Revolver hatte er keine Waffe, und der eignete sich hierfür nicht; das wäre, als würde man mit einer Kanone auf Fasanenjagd gehen.
    Er richtete sich auf, und seine Bewegung reizte die Ratte. Sie griff an.
    Er machte einen Satz nach rückwärts gegen die Mauer.
    Sie kam mit einem schrillen Kreischen auf ihn zu.
    Er trat zu, traf sie mit der verstärkten Stiefelspitze, und sie flog durch den Raum, prallte quietschend gegen die Mauer und fiel zu Boden, auf den Rücken.
    Charlie erreichte die Tür und war draußen, ehe die Ratte wieder auf den Beinen war. Er stieg die Treppe empor, hob die Schaufel auf, die am Sockel der Windmühle lehnte, und ging wieder hinunter.
    Die Ratte war jetzt hinter der offenen Tür, die in den Batterieraum führte. Sie gab ein Geräusch von sich, in das sich Zischen, Winseln und Klagen mischten und das Charlie durch Mark und Bein ging. Jetzt sprang sie ihn erneut an.
    Er schwang die Schaufel wie einen Hammer, traf die Ratte, traf sie wieder, ein drittes Mal, bis sie still war, sah sie an, sah sie zittern, schlug wieder zu, heftiger, und dann war sie offensichtlich tot. Er ließ langsam und schwer atmend die Schaufel

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