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Todesdämmerung

Todesdämmerung

Titel: Todesdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Mühe mit dem Schnee, bis er den von Schneewehen freien Wald erreicht hatte, und dann stolzierte er eifrig und munter vor ihnen her, unbehin dert von Felsformationen, umgestürzten Bäumen oder sonst etwas.
    Am Waldrand gab es etwas Unterholz, aber dann rückten die Bäume zusammen, und das Unterholz verschwand. Das Terrain stieg an, und der Boden wurde felsig und schwierig, wenn man von einer nicht sehr tiefen Rinne absah, die sich im Frühling wahrscheinlich mit Schmelzwasser füllte, das aus den oberen Bereichen herunterströmte. Sie hielten sich in der Rinne und schlugen nordwestliche Richtung ein, wie sie es vorgehabt hatten. Sie hatten sich die Schneeschuhe an die Rucksäcke geschnallt, weil sie die nächsten paar Stunden überwiegend unter den mächtigen Bäumen marschie ren würden, wo die Schneedecke nicht besonders tief war. Es gab sogar Stellen, wo die Zweige der dicht beieinanderstehenden Fichten und Tannen so dicht ineinander verfilzt waren, daß der Boden darunter ganz oder beinahe schneefrei war.
    Dennoch lag genügend Schnee, daß sie eine klare Spur hinterließen. Er hätte stehenbleiben und versuchen können, ihre Spuren zu verwischen, aber er sparte sich die Mühe. Zeitvergeudung. Die Spuren, die er hinterlassen würde, in dem er versuchte, ihre Fußstapfen zu verwis chen, würden ebenso auffällig wie die Fußstapfen selbst sein, weil der Wind im tiefsten Teil des Waldes nicht genügend Gewalt hatte, wenigstens nicht hier unten, und deshalb würde er die Kehrspuren nicht tilgen. Sie konnten nur weitereilen, in Bewegung bleiben und hoffen, daß sie schneller waren als ihre Verfolger. Vielleicht später, falls sie freies Land überquerten — vielleicht war dann der zunehmende Wind kräftig genug, um ihnen zu Hilfe zu kommen und ihre Spuren zu löschen.
    Wenn sie es je schafften, diesen Teil des Waldes zu durchqueren und offenes Land zu erreichen.
    Wenn sie nicht Spiveys Bluthunde in der nächsten halben oder dreiviertel Stunde stellten.
    Wenn.
    Der Wald war von tiefen Schatten erfüllt, und sie stellten bald fest, daß die schmalen Augenschlitze der Skimasken ihre Sicht noch zusätzlich einschränkten. Sie stolperten und taumelten, weil sie nicht alles sahen, was auf ihrem Weg war, und mußten schließlich die Masken abnehmen. Die eisige Luft nagte an ihnen, aber das würden sie erdulden müssen.
    Charlie wurde eindringlich bewußt, daß ihr Vorsprung vor Spiveys Leuten schrumpfte. Sie waren beinahe fünf Minuten in der Hütte gewesen. Also waren sie jetzt dem Rudel noch eine Viertelstunde voraus, vielleicht sogar weniger. Und weil er sich nicht so schnell bewegen konnte, wie er wollte, solange er Joey trug, hatte Charlie kaum Zweifel daran, daß ihr Vorsprung von Minute zu Minute gefährlich schrumpfte.
    Das Terrain stieg jetzt noch steiler an, sein Atem ging schwerer, und er hörte Christine hinter sich keuchen. Seine Schenkel- und Wadenmuskeln verkrampften sich, begannen bereits zu schmerzen, und seine Arme ermüdeten unter der Last des Jungen. Die bequeme Rinne begann sich ostwärts zu wenden, und das war nicht die Richtung, die sie gehen wollten. Sie verlief immer noch stärker nach Norden als nach Osten, also konnten sie ihr noch eine kurze Weile folgen, aber bald würde er den Jungen absetzen müssen, um sich den Weg über beträchtlich unwirtlicheres Terrain bahnen zu können. Wenn sie die Flucht schaffen sollten, würde Joey selbst gehen müssen.
    Was aber, wenn er nicht gehen wollte? Was, wenn er ein fach stehenblieb und mit glasigen Augen ins Leere starrte?

58
    Grace kauerte im Inneren des Schneemobils und hielt sich aus der Schußlinie, obwohl ihre alten Knochen gegen diese verkrampfte Haltung protestierten.
    Es war ein schwarzer Tag in der Geisterwelt. Sie hatte am Morgen diese beunruhigende Entwicklung entdeckt und befürchtet, sie würde sich nicht im Einklang mit den spektralen Energien kleiden können. Sie hatte keine schwarzen Kleider. Bisher hatte es nie einen schwarzen Tag gegeben. Nie. Zum Glück hatte Laura Panken, eine ihrer Jüngerinnen, einen schwarzen Skianzug, und sie hatten beinahe die gleiche Größe; also tauschte Grace ihren grauen Anzug gegen Lauras schwarzen.
    Aber jetzt wünschte sie beinahe, sie befände sich nicht im Kontakt mit den Heiligen und den Seelen der Toten. Die spektralen Energien, die von ihnen ausstrahlten, waren gleichmäßig beunruhigend, von Furcht gefärbt.
    Und dann bedrängten Grace auch hellseherische Bilder des Todes und der Verdammnis, aber

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