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Todesdämmerung

Todesdämmerung

Titel: Todesdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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hätten draußen angehalten. Dort könnte er sie wenig stens im Auge behalten. Es paßte ihm nicht, sie außer Sichtweite zu haben.
    Wärend Sandy am Fenster stand und auf seiner Unterlippe kaute und sich wünschte, er wäre Buchprüfer geworden wie sein Vater, sprach Julie in der Zentrale mit der Zulassungsstelle und dann mit dem Sheriffbüro von Orange County. Da beide Behörden computerisiert waren, dauerte es nicht lange, die Information zu besorgen, und sie rief Sandy nach zwölf Minuten zurück. Nach Auskunft der Zulassungsstelle war der blaue Lieferwagen auf Emanuel Luis Spado aus Anaheim zugelassen. Nach Aussage des Sheriffbüros, das Zugang zu sämtlichen Fahndungsberichten der Polizeibehörde des County hatte, hatte Mr. Spado sein Fahrzeug heute morgen um sechs Uhr als gestohlen gemeldet.
    Sandy ging sofort in die Küche, um Max zu informieren, den die Nachricht ebenso wie ihn beunruhigte.
    »Das gibt Ärger«, meinte Max lakonisch.
    Christine Scavello, die ihren Sohn aus der Schußlinie in die Ecke beim Kühlschrank gebracht hatte, sagte: »Aber er gehört nicht der Kirche.«
    »Richtig. Aber jemand von'der Kirche könnte ihn gestohlen haben«, sagte Sandy.
    »Um sicherzustellen, daß zwischen der Kirche und einem etwaigen Überfall auf uns hier keine Verbindung hergestellt werden kann«, erklärte Max.
    »Oder es könnte auch nur Zufall sein, daß jemand in einem gestohlenen Lieferwagen hier auf und ab fährt«, sagte die Frau, obwohl ihr anzuhören war, daß sie das selbst nicht glaubte.
    »Mir ist noch nie ein Zufall über den Weg gekommen, der mich gefreut hat«, sagte Max, ohne den Garten hinter dem Haus aus den Augen zu lassen.
    »Mir auch nicht«, sagte Sandy.
    »Aber wie haben sie uns gefunden?« wollte Christine wissen.
    »Keine Ahnung«, erklärte Sandy.
    »Ich will verdammt sein, wenn ich das weiß«, sagte Max. »Wir haben alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen.«
    Sie alle kannten die wahrscheinlichste Erklärung: Grace Spivey hatte jemanden bei Klemet-Harrison, der sie informierte. Keiner von ihnen wollte es aussprechen. Die Möglichkeit war zu beunruhigend.
    »Was hast du denen in der Zentrale gesagt?« fragte Max.
    »Daß sie Hilfe schicken sollen«, sagte Sandy.
    »Und meinst du, daß wir darauf warten sollen?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht. Hier sind wir Zielscheiben. Dieses Haus war nur solange eine gute Idee, als wir angenommen haben, daß die es nie finden würden. Jetzt besteht unsere beste Chance darin, hier zu verschwinden, uns in Bewegung zu setzen, ehe die merken, daß wir sie entdeckt haben. Die rechnen sicher nicht damit, daß wir plötzlich hier Leine ziehen.«
    Sandy stimmte ihm zu. Er wandte sich zu Christine. »Holen Sie Ihre Mäntel. Sie können nur zwei Koffer mitnehmen, weil Sie sie beide selbst tragen müssen. Max und ich können uns auf dem Weg zum Wagen nicht mit Gepäck belasten, wir müssen die Hände frei haben.«
    Die Frau nickte. Sie wirkte bedrückt. Der Junge war blaß, seine Haut war wie Wachs. Selbst der Hund schien beunru higt; er schnüffelte herum, legte den Kopf zur Seite und gab seltsame klagende Geräusche von sich.
    Sandy fühlte sich auch nicht besonders. Er wußte, was Frank Reuther und Pete Lockburn passiert war.

34
    Donner ließ die Fensterseiten des Raumes erzittern. Der Regen fiel noch heftiger als zuvor.
    Aus den Lüftungsöffnungen in der Decke strömte warme Luft, aber Charlie hatte trotzdem eiskalte Hände. Denton Boothe sagte: »Ich habe mit Leuten gesprochen, die Grace vor diesem religiösen Wahnsinn kannten. Viele von ihnen haben darauf hingewiesen, wie nahe sie und ihr Mann sich gestanden haben. Vierundvierzig Jahre verheiratet, sie hat den Mann vergöttert. Für ihren Albert war ihr nichts zu gut. Sie tat alles so, wie er es haben wollte, kochte nur seine Lieblingsgerichte, hielt das Haus blitzsauber. Das einzige, was sie ihm nie geben konnte, war das, was er sich am meisten gewünscht hätte — einen Sohn. Bei seiner Beerdigung brach sie zusammen, sagte immer wieder: >Ich habe ihm nie einen Sohn geschenkte Es ist vorstellbar, daß für Grace ein männliches Kind, jedes männliche Kind, ein Symbol ihres Versagens ist — ihrer Unfähigkeit, ihrem Mann das zu geben, was er sich am meisten wünschte. Solange er am Leben war, konnte sie das dadurch ausgleichen, indem sie ihn wie einen König behandelte. Aber als er nicht mehr war, konnte sie für ihre Unfruchtbarkeit rächt mehr büßen, und da hat sie vielleicht angefangen, kleine Jungs zu

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