Todesdrang: Thriller (German Edition)
nun in seiner linken Körperhälfte ausbreitete. Stöhnend hielt er sich die Rippen, während er die Notrufnummer der Polizei wählte.
Nach zehn Minuten traf der Streifenwagen ein. Die beiden Beamten staunten nicht schlecht, als sie das völlig zerstörte Auto betrachteten. Noch immer fraß sich die Säure durch die Karosserie und setzte dabei ätzende Dämpfe frei. Daraufhin forderten sie über Funk einen Löschzug der Feuerwehr an. Einige Schaulustige beobachteten, wie einer der Feuerwehrmänner mit Atemschutz und Schutzanzug eine säurebindende Chemikalie auf Auto und Asphalt verteilte. Dirk beantwortete unterdessen geduldig die Fragen des Beamten, der sich ihm als Polizeiobermeister Friedrich vorgestellt hatte.
»Und Sie sind sich sicher, dass es sich um dieselbe Person handelt, die Sie vor dem Kino gesehen haben?«
»Ja, ganz sicher«, erwiderte Dirk, der seinen Arm um Ankes Schultern gelegt hatte. Der Schrecken stand ihr nach wie vor ins Gesicht geschrieben. »Er trug eine blaue Jacke und eine blaue Schirmmütze mit einem weißen Schriftzug.«
»Konnten Sie den Schriftzug entziffern?«, fragte Friedrich und sah streng von seinem Notizblock auf.
»Nein, leider nicht.«
»Haben Sie das Gesicht der Person gesehen?«
Dirk schüttelte den Kopf. »Es war einfach zu dunkel«, sagte er. »Und es ging alles viel zu schnell. Es war auf jeden Fall ein Mann.«
»Ist Ihnen sonst noch etwas aufgefallen?«
Dirk zögerte. »Der Typ hat mir eine SMS geschickt.« Er rief die Nachricht auf und reichte dem Polizisten sein Handy.
»Merkwürdig«, sagte Friedrich, während er die Worte las. »Das wird uns aber nicht viel weiterhelfen. Die Nachricht wurde über einen anonymen Internetdienst verschickt.«
»Aber so etwas lässt sich doch sicher zurückverfolgen.«
Friedrich gab ihm das Handy zurück. »Nein, in diesem Fall nicht. Mit modernen, internetfähigen Handys sind solche Dienste von überall aus nutzbar, ohne dass man sich irgendwo namentlich registrieren müsste. Selbst bei gewöhnlichen Drohanrufen wäre eine Rückverfolgung nur unter gewissen Voraussetzungen möglich.«
»Und welche Voraussetzungen sind das?«, fragte Dirk.
»Sie müssten bei Ihrem Telefonanbieter einen schriftlichen Antrag stellen, in dem Sie nachweisen, dass bei Ihrem Anschluss belästigende oder bedrohliche Anrufe eingehen.«
»Wie soll man das nachweisen?«
»Indem Sie jeden betreffenden Anruf aufzeichnen oder schriftlich festhalten. Die Datenschutzbestimmungen sind diesbezüglich sehr streng. Selbst wir können da ohne einen konkreten Verdacht nichts ausrichten. Gab es denn bei Ihnen schon solche Anrufe?«
»Nein«, antwortete Dirk.
Friedrich nickte. Dann griff er sich in die Brusttasche und reichte Dirk seine Visitenkarte. »Unter der Nummer können Sie mich meistens erreichen. Sollten Sie weiterhin belästigt werden, fügen Sie meine Kontaktdaten Ihrem Antrag hinzu. Ich kann Ihrem Anbieter gern Ihre Aussage bestätigen.«
»Demnach rechnen Sie also damit, dass diese Drohungen weitergehen?«, fragte Anke, der nicht einmal die beißende Kälte ein wenig Farbe ins Gesicht zurückzubringen vermochte.
Der Beamte betrachtete sie mitfühlend. »Unserer Erfahrung nach lassen sich Stalker nicht so schnell von ihrem Vorhaben abbringen.«
»Stalker?«
»Ja«, sagte Friedrich. »Das ist die gängige Bezeichnung für Menschen, die anderen nachstellen und sie über einen längeren Zeitraum psychisch attackieren. Das Telefon ist dafür die bevorzugte Waffe, da man weitgehend anonym bleibt, wenn man es richtig anstellt. Selbst wenn es in Ihrem Fall tatsächlich gelingen sollte, den Verfasser dieser SMS ausfindig zu machen, könnten wir im Moment nicht viel gegen ihn ausrichten, da sie nicht den Tatbestand einer Drohung erfüllt. Jemanden zu beobachten ist keine Straftat.«
»Dann können Sie gar nichts tun?«, fragte Anke, wobei sich ihre Stimme beinahe überschlug.
»Leider sind uns in solchen Fällen sehr oft die Hände gebunden«, sagte Friedrich. »Haben Sie denn keinerlei Verdacht, wer Ihnen so etwas antun könnte? Denken Sie nach, meistens handelt es sich bei Stalkern um ehemalige Beziehungspartner.«
Dirk sah Friedrich entschlossen an. »Meine Frau und ich sind seit sechs Jahren glücklich verheiratet.«
Diese Aussage schien Friedrich nicht im Geringsten zu beeindrucken. »Vielleicht ein heimlicher Verehrer?«, fragte er in Ankes Richtung.
Sie schüttelte steif den Kopf.
»Sonst irgendjemand?«
»Nein«, antwortete Dirk. »Meines
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