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Todesdrang: Thriller (German Edition)

Todesdrang: Thriller (German Edition)

Titel: Todesdrang: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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Herabwürdigung, die er hatte ertragen müssen. Es war ein so überwältigendes und befreiendes Gefühl gewesen, sich ganz und gar seinem Hass hinzugeben und ihn auf unmittelbare Weise auszuleben, dass er sich nur mit Mühe dazu zwingen konnte, diese überlegene Situation aufzugeben und sich wieder zurückzuziehen. Zurück in die Dunkelheit, in die Anonymität, die er gleichzeitig verabscheute und begehrte. Denn nur sie gewährte ihm Schutz für seine Taten. Sie erinnerte ihn jedoch auch daran, wie es war, ein Niemand zu sein. Ein Namenloser, dessen besondere Begabungen unentdeckt blieben. Doch er würde allen schon noch zeigen, wozu er fähig war. Er würde diejenigen, die ihn nicht beachteten, dort treffen, wo es ihnen am meisten wehtat.
    Es fiel ihm zusehends schwerer, nach solchen Wutanfällen die Kontrolle über sich wiederzugewinnen. Ein bedenkliches Risiko. Lediglich dem Umstand, dass sich zu später Stunde niemand mehr in diese Straße verirrte, hatte er es zu verdanken, dass sein Kontrollverlust unbemerkt geblieben war. Also hatte er in seinem Versteck hinter der Plakatwand ausgeharrt, bis sie ihren Kinobesuch endlich beendet hatten und er die Früchte seiner Arbeit ernten konnte. Er ergötzte sich am Anblick ihrer ängstlichen Gesichter, an ihrer Hilflosigkeit. Und diese Erregung hielt noch immer an, als er nun die hilflosen Gesten verfolgte, mit denen die beiden diesem Bullen gegenüberstanden und nach Erklärungen suchten. Da war keinerlei Autorität oder Überheblichkeit mehr in ihren Gesichtern zu erkennen.
    Nimm ihnen ihr Geld, ihren Besitz und ihren Status, und sie sind nur noch winselnde Hunde.
    Und sie würden vor ihm winseln, vor ihm und vor der Macht, die er über sie hatte. Sein Spiel hatte gerade erst begonnen. Und dieses Mal würde er selbst das Ende bestimmen. Aber er würde sich Zeit damit lassen, würde jede Minute davon auskosten.
    Er beobachtete noch, wie die Reste des Autos auf den Abschleppwagen gehoben wurden. Dann machte er sich auf den Weg zu seinem Wagen. Es war an der Zeit, in seine neue Schaltzentrale zurückzukehren, von der aus er in den nächsten Tagen seinen Plan in die Tat umsetzen würde. Es gab noch jede Menge zu tun für ihn.
    Seine Hand glitt in die Tasche der schwarzen Daunenjacke, die er übergezogen hatte, und zog das Touchscreen-Handy hervor. Es würde ihm noch wertvolle Dienste leisten, doch im Moment benötigte er es nicht länger. Er betätigte den Knopf am oberen Teil des edlen Gehäuses und schaltete es aus. Seiner Einschätzung nach war zwar in den nächsten Tagen nicht damit zu rechnen, dass jemand auf die Idee kommen könnte, es zu orten – aber sicher war sicher.
    Während er die Hauptstraße entlangging, spielten seine Finger in der Jackentasche mit dem feuerzeuggroßen Gegenstand, den er aus Bukowskis Auto hatte mitgehen lassen. Ein düsteres Lächeln zeichnete sich auf seinen schmalen Lippen ab. Das Spiel hatte begonnen. Bereits jetzt erzeugte es einen Rausch in ihm. Er war süchtig danach, und seine Droge hieß Zerstörung.
    Eine Stunde später setzte das Taxi sie zu Hause ab. Während Dirk den Fahrer bezahlte, betrat Anke wortlos das Haus. Sie hatte während der ganzen Fahrt kaum ein Wort mit ihm geredet. Als Dirk ihr kurz darauf folgte, hing Ankes Mantel bereits an der Garderobe. Nachdem er Cookie beruhigt hatte, der euphorisch seine Freude über die Heimkehr seiner Versorger verkündete, fand Dirk sie schließlich in der Küche, wo sie wie von Sinnen den Abfallkorb durchwühlte.
    »Schatz, was tust du da?«, fragte Dirk, erhielt jedoch keine Antwort. Dann fand Anke, wonach sie gesucht hatte. In der Hand hielt sie den zerknüllten Zettel, den Dirk am Morgen entsorgt hatte.
    »Ist sie das?«, fragte sie und deutete auf das Blatt Papier. Ihre Stimme klang heiser und gekränkt. »Ist das die Botschaft, von der du dem Polizisten erzählt hast?«
    »Schatz, bitte …«
    »Ist sie das?«, forderte sie vehement eine Antwort von ihm.
    »Ja«, gab Dirk betreten zu.
    »Und du hast es nicht für nötig gehalten, mir davon zu erzählen?«
    »Ich hielt das Ganze für einen schlechten Scherz.«
    »Ein Scherz?« Sie wirkte nun vollkommen aufgelöst. »Ein Mann spricht einen Obdachlosen auf der Straße an, zahlt ihm einhundert Euro dafür, dass er dir diese Botschaft überbringt, und du hältst das Ganze für einen Scherz? Deswegen bist du auch wie ein Verrückter im Pyjama aus dem Haus gestürmt und hast mich dabei fast umgerannt, weil du das alles so lustig findest,

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