Todesdrang: Thriller (German Edition)
Wissens haben meine Frau und ich keine Feinde.«
»Also schön«, seufzte Friedrich und klang dabei eher skeptisch. »Ich werde die Beschreibung des Mannes und die des Obdachlosen, von dem Sie mir erzählt haben, über Funk an die Kollegen weiterleiten. Mal sehen, ob sich was ergibt.«
»Und wenn wir Anzeige wegen Sachbeschädigung erstatten?«, ließ Anke nicht locker.
»Das können Sie natürlich tun, aber ich will ehrlich zu Ihnen sein«, sagte Friedrich. »Warten wir erst einmal ab, was die Fahndung ergibt. Sollten wir dabei auf einen Verdächtigen stoßen, können Sie immer noch rechtliche Mittel einleiten. Aber eine Anzeige gegen unbekannt hat wenig Sinn.«
»Soll das heißen, ich soll die ganze Sache auf sich beruhen lassen?«, entgegnete Dirk aufgebracht. »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein.«
»Ich kann Sie durchaus verstehen«, beteuerte Friedrich, »aber ohne einen Verdächtigen können wir leider nicht viel tun.«
»Aber das ist doch nicht richtig«, seufzte Anke völlig aufgelöst. »Wir sollen das einfach so hinnehmen?«
Der Beamte zuckte mit den Schultern. »Tut mir leid, aber es wird Ihnen kaum etwas anderes übrig bleiben.« Er verstaute den Notizblock in seiner Uniformjacke. »Wir haben den Vorfall ausreichend dokumentiert. Melden Sie den Schaden umgehend Ihrer Versicherung, die wird dann unseren Bericht anfordern.«
»Wir sind jetzt hier fertig!«, rief einer der Feuerwehrmänner, und Friedrich nickte ihm zu.
»Wo bringen Sie den Wagen hin?«, fragte Dirk.
»Er wird übers Wochenende auf dem Hof des Abschleppunternehmers zwischengelagert. Am Montagmorgen wird er dann zur nächsten Vertragswerkstatt gebracht. Die wird sich dann mit Ihnen in Verbindung setzen, sobald der Schaden begutachtet ist. Und noch etwas«, sagte der Beamte und sah die beiden eindringlich an. »Sie sollten Ihr persönliches Umfeld einmal genauer überprüfen.«
»Wie meinen Sie das?«, fragte Anke nervös.
Friedrich deutete auf das zerstörte Auto. »Das sieht mir nicht nach einem willkürlichen Gewaltakt aus. Da will jemand eine Rechnung mit Ihnen begleichen. Und an eine solche Menge hochkonzentrierter Säure kommt man in der Regel nicht so einfach heran. Da gibt es gewisse Sicherheitsauflagen. Kennen Sie vielleicht jemanden, der beruflich damit zu tun hat?«
Dirk überlegte einen Moment. »Nein. Ich sagte Ihnen doch schon, wir haben keine Feinde.«
»Tja, Herr Bukowski«, erwiderte der Beamte, während er sich auf den Weg zu seinem Kollegen machte, »wie es aussieht, haben Sie jetzt einen.«
Er hatte sich unter die kleine Gruppe von Schaulustigen gemischt, die sich an der Absperrung zur Hauptstraße hin versammelt hatte. Obwohl er davon ausgehen konnte, dass ihn hier niemand erkannte, achtete er darauf, nicht zu sehr vom Licht der Scheinwerfer und der Straßenlampen erfasst zu werden. Die blaue Schirmmütze lag versteckt in seinem Wagen, den er zwei Straßen weiter abgestellt hatte. Auch die Jacke hatte er gewechselt.
Nun betrachtete er mit Genugtuung das Autowrack. Die Säure hatte die spezielle Aluminium-Stahl-Konstruktion der Karosserie großflächig angegriffen. Eigentlich hatte er ihren Einsatz bereits für sein letztes Spiel vorgesehen. Sie sollte das äußere Erscheinungsbild seines Opfers auf so radikale Weise verändern, dass es gesellschaftlich zum Außenseiter würde. Doch dazu war es leider nicht mehr gekommen, da Hartwick beschlossen hatte, sich nicht an die Regeln zu halten und das Spiel vorzeitig zu beenden.
Jämmerlicher Feigling!
Es hatte ihn nicht allzu viel Mühe gekostet, den Behälter mit der Säure zu beschaffen. Für jemanden, der mit Computern umzugehen wusste, war es ein Kinderspiel, Daten über das Internet zu fälschen, um so an die gewünschte Ware zu gelangen. Dennoch hatte er sich im Nachhinein darüber geärgert, dass Hartwick seine Pläne zunichtegemacht hatte. Er verschwendete nicht gern sein Talent. Aber letztendlich hatte sich diese Anschaffung doch noch als nützlich erwiesen. Sogar als inspirierend. Denn nachdem er sich den Mundschutz aufgesetzt und die ätzende Flüssigkeit über dem Wagen verteilt hatte, war etwas Schlafendes in ihm erwacht, das mit aller Gewalt nach draußen drängte. Also war er noch einmal zu seinem Auto zurückgegangen und hatte das Stemmeisen geholt, das er im Kofferraum deponiert hatte. Wie im Rausch hatte er auf den Luxusschlitten seines Opfers eingeschlagen, als stünde er stellvertretend für all die Jahre der Unterwerfung und der
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