Todesdrang: Thriller (German Edition)
ganz offensichtlich darauf aus ist, mich beruflich zu ruinieren.« Er griff nach ihrer Hand, doch sie zog sie weg und schaute ihn angewidert an. Dann beugte sie sich nach vorn und griff nach der Computermaus. Nach wenigen Klicks gelangte sie zum »Bilder«-Ordner, in dem Dirk seine nach Jahreszahlen sortierten Urlaubsfotos und Makroaufnahmen abspeicherte. Einer der zahlreichen Unterordner trug den Titel »Speziell«. Ankes Hand zitterte, als sie den Ordner durch einen Doppelklick öffnete, woraufhin weitere Ordner erschienen, mit Bezeichnungen wie »Asienträume«, »Jungfernhäutchen« oder »Kinderzimmer«. Anke führte den Mauszeiger auf den Eintrag »Rotzgören« und öffnete ihn.
Dirk traute seinen Augen nicht, als sich der Inhalt des Ordners als Miniaturgalerie auf dem Bildschirm darstellte. Es waren ähnliche Aufnahmen wie die, die er in Konrads Büro gesehen hatte. Ältere Männer, deren Gesichter nicht zu erkennen waren, vergingen sich auf grausamste Weise an Minderjährigen. »Hör auf«, flüsterte er und wollte nach der Maus greifen, doch Anke stieß seine Hand weg.
»Ich will, dass du dir das ansiehst!«, schrie sie und scrollte weiter durch die Galerie. »Darunter sind Kinder, die nicht viel älter als Kevin sind. Was geht nur in dir vor?«
Dirk wandte sich ab von dem Monitor und sah in Ankes tränengerötete Augen. »Anke, bitte …« Flehentlich kniete er sich zu Boden. »Ich schwöre dir, ich weiß nichts von diesen Bildern, und diese Ordner habe ich noch nie gesehen. Jemand muss sich von außen Zugriff auf meinen Rechner verschafft haben. Jemand, der mich mit diesem widerlichen Dreck in Verruf bringen will.« Erneut ergriff er ihre Hand. Diesmal ließ sie es zu. »Denk doch mal nach«, redete er weiter auf sie ein. »Diese Drohung, der Anschlag auf mein Auto, der Anruf … und jetzt das hier. Hältst du das etwa alles für einen Zufall?«
»Nein«, entgegnete sie emotionslos. Der verachtungsvolle Ausdruck in ihren Augen wehrte seine verzweifelten Erklärungsversuche ab. »Ich halte es vielmehr für möglich, dass dieser Jemand dich genau aus diesem Grunde verfolgt und bedroht, weil er dahintergekommen ist, was du hier tust, und weil er will, dass du damit aufhörst.«
Die Kaltherzigkeit, mit der sie diesen Verdacht ihm gegenüber äußerte, schnürte Dirk die Kehle zu. »Das … das glaubst du doch nicht wirklich, oder? Ich bin dein Mann.« Er schluckte, doch sein Mund war schmerzhaft trocken. »Du kennst mich!«
»Ach ja? Ehrlich gesagt bin ich mir da nicht mehr so sicher.« Sie nahm einen tiefen Luftzug. »Du behauptest also, dass du von alldem nichts weißt und dass dir jemand etwas anhängen will?«
»Ja«, beteuerte Dirk energisch.
»Dann bin ich wirklich gespannt darauf, wie du mir das hier erklären willst.« Sie griff neben sich und zog einen braunen DIN -A4-Umschlag hervor.
Dirk erhob sich langsam und starrte sie verwundert an. »Was ist das?«
»Sieh hinein und sag du es mir.«
Unsicher nahm Dirk den Umschlag. Auf der Vorderseite war »z. H. Frau Anke Bukowski« vermerkt. Kein Absender, kein Poststempel. Zögernd griff er hinein und zog zwei zeitschriftengroße Ausdrucke hervor. Es waren Großaufnahmen von ihm, wie er sich zu einem Mädchen herabbeugte, dessen Schultasche er in der Hand hielt und das sich anscheinend gegen seine Aufdringlichkeit zur Wehr setzte. »Woher hast du die?«, fragte er mit belegter Stimme.
»Die habe ich heute Nachmittag in unserem Briefkasten gefunden.« Sie sah ihn fordernd an. »Dreh sie um.«
Dirk folgte ihrer Aufforderung und fand auf der Rückseite der Fotos einen handschriftlichen Vermerk: Überprüfen Sie den Computer Ihres Mannes .
»Kannst du mir das bitte erklären?«
»Schatz, diese Aufnahmen sind völlig aus dem Zusammenhang gerissen.« Dirks Stimme überschlug sich. »Ich bin mit diesem Mädchen zusammengestoßen, als ich den Typ verfolgt habe, der uns seit Tagen bedroht. Der stand plötzlich mitten auf dem Münzplatz. Bei dem Versuch, ihm zu folgen und ihn zur Rede zu stellen, bin ich mit diesem Mädchen zusammengestoßen, ich glaube, sie hieß Katja.«
»Du kennst ihren Namen?«
»Der stand auf ihrer Schultasche. Diese Fotos zeigen lediglich, wie ich ihr aufgeholfen habe. Sie war sehr aufgebracht und launisch, wie Teenager in diesem Alter nun mal sind. Deshalb ihre abwehrende Haltung.« Er warf die Ausdrucke wütend auf den Schreibtisch. »Jetzt wird mir einiges klar. Kuhn hat das Ganze inszeniert. Womöglich hat er dieses
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