Todesdrang: Thriller (German Edition)
Variablen folgten. Aber in letzter Zeit hatten sich einige Fehler in diese Programme eingeschlichen.
Schon bei seinem letzten Spiel mit Hartwick hatte er das leidvoll feststellen müssen. Sein Programm hatte eine Variable übersprungen und das Spiel vorzeitig beendet. Einzig und allein die Tatsache, dass das Endergebnis seinen Vorgaben entsprach, hatte diesen Umstand für ihn erträglich gemacht. Doch anstatt diesen Fehler auszumerzen, schien er ihn nun im laufenden Spiel zu wiederholen.
Alles hatte mit Bukowskis unerwartetem Krankenhausaufenthalt begonnen. Das hatte seinen Zeitplan gehörig durcheinandergebracht und ihn in die Enge getrieben. Dann waren auch noch diese zwei Bullen aufgetaucht, womit er ursprünglich nicht gerechnet hatte. Erst als die beiden nach etwa zwanzig Minuten ohne einen Karton aus dem Haus gekommen und wieder abgezogen waren, hatte er sich ein wenig beruhigt. Ein Mensch war gestorben. Da war es nur logisch, dass die Polizei ermittelte, auch wenn er diese Variable nicht bedacht hatte. Immerhin bestätigte ihm das Abrücken der Beamten, dass seine Maßnahmen ihre Wirkung nicht verfehlt hatten. Sein Gegner war eingeschüchtert, er hatte Angst, und er war wütend. Vermutlich war sein Hass auf ihn mittlerweile so groß, dass er nicht mehr klar denken konnte. Das machte ihn noch leichter manipulierbar. So weit, so gut. Nichtsdestotrotz lief ihm die Zeit davon. Denn als sein Gegner sich endlich dazu entschlossen hatte, seine Einladung anzunehmen, hatte er ihn auf der Fahrt hierher an einer Ampel aus den Augen verloren. Der zunehmende Verkehr um diese Uhrzeit hatte ihn zusätzlich aufgehalten. Das allein machte ihn rasend. Überhastet war er in diese Straße gefahren, aus Angst, seinen Kontrahenten zu verpassen. Dieser dilettantische Fehler war ebenso unverzeihlich wie unnötig gewesen. Er musste lernen, seine Ungeduld zu zügeln, diesen Drang unter Kontrolle zu halten. All die Mühe, die schlaflosen Nächte, die Stunden der Vorbereitung – all das wäre umsonst gewesen, wenn Bukowski jetzt nicht in dieses Haus ging!
Er sah auf den Laptop, der eingeschaltet auf dem Beifahrersitz lag und dessen Monitor ein schwarzes Programmfenster anzeigte. Dann stieß er die Fahrertür auf und ließ den Kombi mit laufendem Motor stehen, während er an einem Jägerzaun entlang die Straße hinauf bis zur Kreuzung spurtete. Die stechenden Schmerzen in seinem Rücken ignorierte er dabei ebenso wie das Risiko, dass ihn dabei jemand beobachtete. Er musste einfach Klarheit haben. Außerdem kam es jetzt auf jede Sekunde an.
Als er die Hauswand erreicht hatte, konnte er in ihrem Schutz gerade noch verfolgen, wie sein Widersacher durch die Tür des gegenüberliegenden Hauses trat. Wunderbar. Umgehend lief er zurück zum Auto. Er streifte sich das drahtlose Headset über und öffnete ein weiteres Fenster auf dem Laptop. Dann tippte er eine Nummer ein und wartete auf ein Freizeichen.
Der Kerl saß in der Falle. Nun musste er sie nur noch zuschnappen lassen.
Das Erste, was Dirk auffiel, als er den dunklen Flur betrat, war die beißende Kälte, die im Inneren des Hauses herrschte. Die Temperatur hier drinnen konnte nur knapp über dem Gefrierpunkt liegen. Als er weiter in den Flur vordrang, berührte sein Fuß einen Gegenstand, der kratzend über den Steinboden rutschte. Es war ein weißes Plastikgehäuse, das an den Rändern Bruchspuren aufwies. Jetzt war Dirk klar, warum die Klingel nicht funktioniert hatte. Das Gegenstück des Gehäuses hing an der Wand über der Haustür, und die blanken Enden des Klingeldrahts ragten daraus hervor.
Sein Atem kondensierte in der kalten Luft, und als er vorsichtig in die Räume entlang des Flurs spähte, entdeckte er den Grund dafür: Bis auf die Wände zur Straße hin waren sämtliche Fenster geöffnet und die Rollläden bis zur Hälfte heruntergelassen, sodass nur wenig von dem ohnehin spärlichen Tageslicht hereindrang. Dirks Finger schlossen sich fester um den Griff des Messers, das er schützend vor sich hielt. Behutsam tastete er nach dem Lichtschalter, als ihm plötzlich klar wurde, dass er keine Handschuhe trug. Daran hatte er gar nicht gedacht. Er wischte mit dem Ellenbogen über den Schalter. Als das Licht anging, konnte Dirk die Einrichtung des Wohnzimmers genauer in Augenschein nehmen: Couchgarnitur, Fernsehwand, Stereoanlage, ein Esstisch und sechs Stühle. Alles sehr modern und sauber. Nichts Ungewöhnliches.
Nichts, außer dieser Kälte.
Erst jetzt erkannte er, dass
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