Todesdrang: Thriller (German Edition)
Familie. Nehmen Sie sich, was Sie wollen, aber tun Sie mir bitte nichts.«
Niklas warf Dirk einen fragenden Blick zu. »Wer zum Teufel ist das denn?«
»Ich hab nicht die geringste Ahnung«, erwiderte Dirk. »Nehmen Sie die Hände runter«, befahl er dem Mann, der sofort gehorchte. »Wie ist Ihr Name?«
»Werner Schneider«, antwortete der Mann.
»Und was haben Sie hier im Haus von Ralf Radny verloren?«, fragte Dirk.
»Das ist nicht sein Haus«, erwiderte Schneider. »Ich habe diese Räume nur an Herrn Radny vermietet. Es war ursprünglich eine kleine Einliegerwohnung, aber Herr Radny nutzt sie ausschließlich als Büro. Ich wohne oben mit meiner Frau. Herr Radny wohnt drei Straßen weiter.«
Niklas warf Dirk einen kurzen Blick zu, der zu sagen schien: »Hättest du mal etwas genauer in dein schlaues Internet geschaut.«
»Und was tun Sie dann hier?«, fragte Dirk.
Schneider schien sich ein wenig zu beruhigen. Er richtete sich auf und wischte sich den Schnee von der Jacke. »Herr Radny hat mich von einer Tagung in Köln aus angerufen, weil er eine merkwürdige Nachricht auf seinem Handy erhalten hätte. Daher bat er mich, hier mal nach dem Rechten zu sehen. Meine Frau und ich sind heute bei Bekannten eingeladen, daher hat es ein wenig gedauert.«
Niklas schreckte kurz zusammen, als Dirks Handy einen Signalton von sich gab. »Du hast eine Nachricht erhalten«, sagte er.
»Lass mal sehen.« Die Nachricht bestand aus einem Foto. Und als Dirk es betrachtete, hätte er beinahe das Handy fallen gelassen.
»Was ist?«, fragte Niklas.
»Wir müssen sofort zurück«, erwiderte Dirk wie in Trance.
»Zurück wohin?«
»Zu deinem Haus.«
»Zu meinem …? Was ist los?«
»Wir haben uns geirrt.« Zögernd hielt er Niklas das Handy entgegen. »Radny ist nicht unser Mann.«
Niklas sah verunsichert auf das Display und stieß einen Schrei der Verzweiflung aus.
Aufmerksam studierten die Kommissare Becker und König die Akte, die ihnen die Kollegen aus Mayen via E-Mail hatten zukommen lassen.
»Die Frau des Opfers ist ein Pflegefall«, las König vom Bildschirm ab. »Ein Haushaltsunfall. Fremdverschulden konnte nicht ermittelt werden. Es gab aber Gerüchte, dass das Familienleben wohl recht zerrüttet war. Auch von Gewalt gegen den eigenen Sohn war die Rede. Dieser war es auch, der die Leiche spätabends gefunden und die Kollegen verständigt hat, nachdem sein Vater nicht nach Hause gekommen war. Er hat angegeben, zur Tatzeit an seinem Computer gesessen zu haben, was durch Überprüfung der Internetprotokolle bestätigt wurde.«
»Kein sehr überzeugendes Alibi«, meinte Becker und warf seinem Kollegen einen skeptischen Blick zu. »Was wissen wir sonst noch über ihn?«
König scrollte durch den Bericht. »Hat kurze Zeit zuvor sein Informatikstudium abgebrochen, um sich um seine Mutter kümmern zu können. Keine Jugendstrafen. Jedoch taucht in seiner Schulakte ein Vermerk über unsoziales Verhalten auf. Es ging dabei um eine Prügelei, bei der er einen Mitschüler übel zugerichtet hat. Laut Bericht des Schulpsychologen handelte es sich dabei allerdings nur um ein übertriebenes Abwehrverhalten, da er von dem besagten Mitschüler bereits über längere Zeit attackiert worden war.«
»Ich möchte gar nicht wissen, wie viele Psychopathen aufgrund von psychologischen Gutachten unbehelligt herumlaufen.«
»Heilige Scheiße«, entfuhr es König, als er am Ende auf die Tatortfotos stieß. »Sieh dir das an, das glaubst du nicht!«
Becker trat hinter seinen Kollegen und betrachtete die Aufnahmen des Opfers. Besonders die Großaufnahme des Kopfes erregte die Aufmerksamkeit der beiden Ermittler. Darauf war eine getrocknete, gelbliche Substanz zu sehen, die sich in den blonden Haaren des Opfers verteilte.
»Ich werd verrückt«, stieß Becker fassungslos hervor. »Gelbe Haare! Was zum Teufel ist das?«
»Laut dem Bericht wurde das Opfer neben einer umgekippten Kiste mit überreifen Aprikosen gefunden.«
»Glaubst du immer noch an Zufälle?«, fragte Becker.
König schüttelte den Kopf. »Aber wie passt dieser Umstand zu Brunner? Wo liegt die Gemeinsamkeit?«
Becker rieb sich angestrengt die Augen, während er nachdachte. »Hast du die Telefonnummer von Brunners Frau?«
König suchte im Computer nach der Nummer. Becker schaltete das Telefon auf Lautsprecher und wählte. Nach dem dritten Klingeln wurde abgehoben.
»Hallo, Frau Brunner, Kommissar Becker, Kripo Koblenz. Ich weiß, Sie haben uns bereits umfassende
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