Todeseis
akzeptieren. Ich hätte besser aufpassen müssen.«
»Sie trifft keine Schuld, Nevil.«
»Oh, Sie irren sich, man wird mich verantwortlich machen. Schließlich fällt Ihre Kabine in den Bereich, auf den ich aufzupassen habe.«
»Sie können doch nicht ständig alle Kabinen im Auge haben.«
»Man wird trotzdem vermerken, dass es in meinem Bereich geschehen ist.«
»Nun, wenn es sich so verhält – ich will kein Aufhebens von dem Vorfall machen. Schließlich ist nichts weggekommen. Die Sache bleibt unter uns. Vergessen Sie offiziell, was ich Ihnen berichtet habe.«
»Wirklich, Mrs. Appleton – Sie würden das für mich tun und auf eine offizielle Untersuchung verzichten? Dafür wäre ich Ihnen sehr dankbar. Als Steward hat man es nicht leicht – schon gar nicht auf einem solchen Schiff.«
»Das Thema ist erledigt, Nevil. Ich verbiete Ihnen, den Vorfall Ihrer vorgesetzten Stelle zu melden. Stattdessen bitte ich Sie, in Zukunft die Augen offen zu halten, ob sich jemand unbefugt hier herumtreibt oder gar an der Kabinentür zu schaffen macht.«
Nevil lächelte.
»Ich werde noch mehr Obacht geben als bisher. Aber achten Sie in Zukunft darauf, dass Ihre Kabine gut verschlossen ist. Ich will auch die anderen Passagiere meines Bereichs auf die Gefahr hinweisen. Nicht jeder ist so zuvorkommend wie Sie. Wir wollen es dem Dieb so schwer wie möglich machen.«
»Das wollen wir, Nevil. In Zukunft halten wir beide die Augen offen. Sollte er es noch einmal versuchen, erwischen wir den Kerl, so Gott will, auf frischer Tat.« Mit diesen Worten wandte sich Gladys zum Gehen. Sie hatte einen Verbündeten, das war ihr fürs Erste genug.
»Ach, Madam –«
Sie wandte sich zu dem Steward zurück.
»Gibt es noch etwas?«
»Darf ich auch ein Auge auf Sie haben, Mrs. Appleton?«
Sie zog die Stirn kraus. »Wie meinen Sie das, Nevil?«
»Ich möchte nicht, dass Ihnen etwas passiert«, sagte er leise. »Auf Ozeanlinern wie diesem gibt es professionelle Diebe und Hochstapler. Sie machen sich gern an allein stehende Damen heran. Sie sind in mehrfacher Hinsicht ein geeignetes Objekt. Sie reisen allein, sind – wie ich annehme – nicht unvermögend, und dazu außerordentlich schön. Es wäre fast ein Wunder, wenn es einer von diesen Ganoven nicht bei Ihnen versuchte. Einige dieser Herren, an die ich denke, sind sehr geübt darin, Frauen um den Finger zu wickeln. Sie müssen sich sehr vorsehen, Mrs. Appleton. Es gibt Verführer, die darauf aus sind, die reichen Frauen an Bord von Luxuslinern auszunehmen.«
»Haben Sie jemanden gesehen, vor dem Sie mich warnen möchten, Nevil? Kennen Sie einen von diesen Herren?«
Sie hatte keine Angst vor einem galanten Verführer, im Gegenteil. Sollte so jemand doch kommen. Mit dem würde sie schon fertig werden, und zwar auf ihre eigene Art.
»Man kann diese Leute nicht alle kennen. Manche von ihnen sind sehr geschickt darin, in verschiedenen Masken aufzutreten. Es kann sein, dass Sie in so jemandem einen Freund gefunden zu haben glauben, und doch hat er es in Wahrheit nur auf Ihr Geld abgesehen, – in Ihrem Fall vielleicht auch auf mehr!«
Gladys lächelte. »Machen Sie sich keine Sorgen, Nevil. Ich kenne die Männer. Vor Verführern und Hochstaplern habe ich keine Angst, mit denen werde ich schon fertig.«
»Ich wollte es nur gesagt haben, Madam. Auch wenn Sie sich Ihrer sicher sind, ist eine Warnung wie meine zuweilen hilfreich.«
»Gut, Nevil, ich danke Ihnen! Wir verstehen uns.«
All die Männer, die sie beschützen wollten, dachte sie im Weitergehen, nirgendwo war es so schlimm wie auf einem Schiff. Selbst der Kabinensteward gefiel sich also in dieser Rolle. Am liebsten beschützen die Männer natürlich schöne Frauen; bei unattraktiven Zeitgenossinnen wurde nicht so viel Aufhebens gemacht.
Sie traf Raubold, als sie nach dem Frühstück über das Deck spazierte.
»Habe ich Ihnen schon erzählt, dass ich heute Abend bei den Astors auf einer Séance eingeladen bin?«, sagte sie.
Raubold verdrehte die Augen. »Liegt Ihnen etwas an Geistern und Gespenstern?«
»Glauben Sie, es werden welche auftauchen?«
»Das ist doch der Sinn solcher Veranstaltungen.«
»Muss man vor Geistern Angst haben?«
»Sie tun einem nichts, aber sie sagen manchmal komische Dinge. Manch einer wünscht sich hinterher, er hätte die Botschaft aus dem Jenseits nicht gehört.«
Gladys lachte. »Mir wird niemand eine Botschaft bringen. Ich bin nur Zuschauerin.«
»Täuschen Sie sich nicht, meine Liebe.
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