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Todesengel (Gesamtausgabe)

Todesengel (Gesamtausgabe)

Titel: Todesengel (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H.L. WEEN
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haben Recht, das Verhalten des Mannes war wirklich unfassbar! Von Hoff verschwand danach aus erzieherischen Gründen für einige Zeit hinter Klostermauern, seine Vorgesetzten glaubten wohl, er werde in sich gehen und seine Zelle geläutert verlassen! Vor fünfzehn Jahren tauchte er jedenfalls in Berlin auf, mit einer wohlwollenden Empfehlung des Freiburger Bischofs, der sich mit dem Referenzschreiben seines Sorgenkindes zu entledigen hoffte. Hier bewährte er sich in seiner Funktion als Kaplan von St. Blasius vorzüglich, die mit vielen Problemen behaftete Kirchengemeinde blühte dank seines Engagements auf und wir waren vor sechs Jahren entschlossen, ihn zum Nachfolger des kurz vor der Pensionierung stehenden Pfarrers zu ernennen. Aber dann wurde er leider rückfällig...“
    „Wie bei der 12-Jährigen?“, wollte Frankenstein wissen und der Prälat ging sofort auf seinen Zwischenruf ein: „Wenn ich von einem Rückfall gesprochen habe, meinte ich damit keine Kopie des ersten Vergehens! Aber der Reihe nach! Zu den rührigsten Gemeindemitgliedern zählten damals Bernhard und Margot Schieferhals. Der Mann leitete mit großer Hingabe den Kirchenchor und seine Frau tat sich vor allem im karitativen Bereich hervor, half beispielsweise bei der Betreuung Obdachloser, die in einer vom Kaplan eingerichteten Wärmestube Zuflucht fanden. Unter diesen Umständen verstand es sich fast von selbst, dass auch Tochter Clio sich in der Pfarrei engagierte. Im Frühjahr 2002 geschah dann das Unglück. Die 13-Jährige kam mit einem ziemlich luftigen Kleidchen zur Bibelstunde, wollte dem Kaplan wohl irgendwie gefallen und merkte in ihrer Naivität nicht, welche Signale sie mit ihrer Aufmachung aussandte.
    Von Hoff lud Clio jedenfalls nach der Bibelstunde zu einem Glas Sekt in seine Wohnung ein, drängte die Halbwüchsige später zu einem zweiten und dritten Glas und fiel schließlich, als sie seine Annäherungsversuche nicht erwiderte, wie ein Tier über sie her...“
    Der LKA-Chef war außer sich vor Wut: „Wollen Sie damit sagen, dass von Hoff das Mädchen vergewaltigt hat?“
    „So ist es!“, bestätigte der Prälat und erzürnte mit seiner Antwort von Meierberg noch mehr: „Ist das Verbrechen etwa nicht angezeigt worden?“ Der Geistliche nickte schuldbewusst und der Landeskriminaldirektor wollte schon aufspringen und den Sitzungssaal vorzeitig verlassen, doch gelang es Frankenstein und Sauerbrei mit vereinten Kräften, ihn wieder zu beruhigen und so konnte Walshammer den ihm zugedachten Part zu Ende bringen: „Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn sich das Mädchen sofort seinen Eltern anvertraut hätte, aber leider ließ es sich damit zwei Wochen Zeit und als wir im Ordinariat zum ersten Mal von dem Vorfall hörten, waren weitere drei Wochen ins Land gegangen. Was blieb uns also, auch angesichts der dürftigen Beweislage, anderes übrig, als zwischen dem erbosten Vater und dem sündigen Kaplan zu vermitteln? Hätten wir trotz der längst verwischten Spuren die Polizei einschalten sollen? Was wäre denn bei den Ermittlungen herausgekommen? Wahrscheinlich gar nichts! Und wie ich die sensationsgierige Presse kenne, hätte sie alle katholischen Priester unter Generalverdacht gestellt und wir wären in Misskredit gekommen wie unsere Brüder in Amerika!
    Wir arrangierten uns also mit den leidgeprüften Eltern, zahlten ihnen ein für Clios Ausbildung gedachtes Schmerzensgeld, finanzierten ihnen den Umzug nach Königstein am Rande des Taunus und sorgten dafür, dass der Vater in Frankfurt bei einer kirchennahen Wohnungsbaugesellschaft unterkam...“
    Der LKA-Chef schnaubte: „Und damit sollte alles sein Bewenden haben?“
    „In der Tat“, räumte der Prälat kleinlaut ein, „aber vielleicht ist uns bei der Beurteilung der Angelegenheit ein verhängnisvoller Fehler unterlaufen! Wenn ich an die Begleitumstände des Mordes an von Hoff denke, muss ich wohl davon ausgehen, dass die Familie Schieferhals über das damalige Geschehen nicht so leicht wie erwartet hinweggekommen ist...“

18.
    Während die LKA-Delegation an diesem verregneten Montagvormittag erstmals von der skandalösen Vertuschung des an Clio Schieferhals verübten Sexualverbrechens hörte, saßen Becker und sein Team im Besprechungsraum der Sonderkommission zusammen und redeten sich die Köpfe heiß.
    Über das zurückliegende Wochenende mit seinen alljährlich wiederkehrenden Gedenkfeiern und Demonstrationen zum 8. Mai, die mehr und mehr eskalierende

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