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Todesfahrt: Thriller (German Edition)

Todesfahrt: Thriller (German Edition)

Titel: Todesfahrt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Marni
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Sie hatte selbst gesehen, wie er eines der schweren Maschinengewehre mit einer Hand aufgehoben und wieder schussfertig gemacht hatte. Außerdem war er ein großer Anführer, dem sogar General Mahsin Achtung zollte.
    Sie wusste trotzdem nicht, warum sie ihm weiterhin folgte. War es, weil seine Nähe ihr Schutz vor Belästigungen durch andere Männer bot? Oder war es, weil sie mehr über ihn erfahren wollte? Es reizte sie, hinter das Geheimnis zu kommen, warum er so anders war als die Männer ihres Volkes. Natürlich gab es auch sanfte Männer unter ihren Leuten. Doch kein Somali hätte sich so weit herabgelassen, selbst zur Essensausgabe zu gehen und ihr das Essen mitzubringen.
    Die Europäer sind schon seltsame Menschen, sagte sie sich, während sie zusah, wie er die Kalaschnikow wieder zusammenbaute und sie dann ganz langsam und mit vielen erklärenden Gesten von neuem zerlegte.
    Als die Waffe wieder funktionstüchtig vor ihr lag, versuchte Jamanah es selbst. Er half ihr und berührte dabei einmal ihre Hände. Sie zuckte zurück, schalt sich dann eine Närrin und versuchte trotz ihrer Anspannung zu lächeln. Es war wichtig, dass sie lernte, mit ihrer Waffe umzugehen, denn ihr Herz schrie nach Rache. Außerdem empfand sie Hass auf jene, die ihrem Volk das Heiligtum in Maydh weggenommen hatten. Als sie noch klein gewesen war, hatte ihre Familie zweimal eine Pilgerreise an das Grab Isaaqs, des Ahnherrn ihres Volkes, unternommen und dort gebetet. Zu wissen, dass nun Warsangeli dort herrschten, war schmerzhaft. Obwohl sie nur eine Frau war, wollte sie alles tun, um die heilige Stadt zu befreien.
    Dietrich musterte sie und schüttelte den Kopf. »Ich würde einiges dafür geben, wenn ich deine Gedanken lesen könnte.«
    Mit einer entschiedenen Geste klopfte Jamanah gegen ihr vor Waffenöl glänzendes Sturmgewehr und richtete es nach Osten. »Wir werden die Warsangeli verjagen und Maydh zurückerobern«, rief sie kämpferisch.
    Die Begriffe Maydh und Warsangeli kannte Dietrich bereits, und den Rest ihres Satzes konnte er ihren Gesten entnehmen. Wie es aussah, wollte das Mädchen kämpfen. Dabei war sie, wie er von Captain Ikrum erfahren hatte, noch keine achtzehn Jahre alt und hatte niemals eine militärische Ausbildung erhalten.
    »Du wirst brav hierbleiben und warten«, erklärte er ihr. Aber er hatte das Gefühl, dass seine Worte auch dann, wenn sie sie verstanden hätte, durch das eine Ohr hinein- und durch das andere wieder hinausgegangen wären.
    SECHS
     

    D
ie Entfernung zwischen dem Aufmarschgebiet bei Raguuda und Maydh entsprach etwa achtzig Kilometern, schätzte Dietrich anhand der Karte, die er von General Mahsin erhalten hatte. Der erste Teil der Strecke bis Mulaax war noch leicht zu bewältigen. Dahinter aber begannen die Minensperren, mit denen Diya Baqi Majids Milizen einen Gegenangriff verhindern wollten.
    »Das wird eine haarige Sache«, meinte Dietrich zu Fahrner, der nach Leutnant Grapengeters Ausfall sein Stellvertreter geworden war.
    »Aber wir sind doch auch bis hierher durchgekommen«, erklärte der Soldat.
    »Wir haben ein schönes Stück der Minenfelder abgekürzt, weil wir aus den Bergen gekommen sind, und das Gebiet dort ist noch nicht vermint. Doch in Richtung Westen hat Diya Baqi Majid geklotzt. Sie haben ja die Slalomfahrt noch im Gedächtnis, die wir zwischen Xiis und Mulaax hinlegen mussten. Zwischen Xiis und Maydh wird das noch viel schlimmer werden.«
    »Keine Sorge, Herr Major! Das schaffen wir schon. Außerdem müssen wir ja nicht kämpfen, sondern nur Pfadfinder für unsere Freunde spielen.« Fahrner grinste, als wäre das Vorhaben nur ein einziger großer Scherz.
    Dietrich verzog das Gesicht. »Sie sollten wissen, Fahrner, dass gerade die Pfadfinder an der Spitze eines Heeres marschieren und daher zumeist als Erste in Kampfhandlungen verwickelt werden. Ich würde die Sache lieber allein durchziehen, aber ich glaube nicht, dass ich die einheimischen Soldaten so schnell anlernen kann, dass sie mir zur Hand gehen können. Dafür sprechen zu wenige von ihnen Englisch.«
    »Und wir für ihren Geschmack zu wenig Somalisch. Aber wir kriegen das trotzdem hin. Im Gegensatz zu den armen Kerlen hier haben wir Helme und schussfeste Jacken. Wir werden darin zwar schwitzen wie die Sau, haben aber eine bessere Chance, durchzukommen. Außerdem können wir zurückschießen, wenn es knallt, und seien Sie versichert, Herr Major, wir werden treffen. Es wird mir sogar doppelten Spaß machen, wenn ich an

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