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Todesfahrt: Thriller (German Edition)

Todesfahrt: Thriller (German Edition)

Titel: Todesfahrt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Marni
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in Somalia zu erringen. Was danach kam, lag in Allahs Hand.
    VIER
     

    A
u f den Satellitenaufnahmen hatte Laasqoray gewirkt, als wäre ein Bombenteppich auf die Stadt niedergegangen. Von den meisten Häusern hatten nur noch Mauern gestanden, und am Strand und in dem kleinen Hafen war kein einziges Schiff zu sehen gewesen. Schon bei Torstens letztem Aufenthalt in dieser Gegend war ihm aufgefallen, dass diese Aufnahmen veraltet waren. Dieser Eindruck wurde jetzt bestätigt. Als sich ihr Jeep der Straßensperre näherte, an der die hiesigen Milizen kontrollierten, wer die Stadt betreten oder sie verlassen wollte, war deutlich zu erkennen, dass die Kriegsschäden zum größten Teil beseitigt worden waren. Auch schwamm nicht nur die Caroline in den Gewässern vor Laasqoray, sondern auch eine ganze Menge kleinerer Schiffe einschließlich einiger Küstenfrachter und hölzerner Dhaus. Hier wird kräftig Ware umgeschlagen, dachte er, und darunter dürften etliche Waffen für die Piraten sein.
    Omar Schmitt lenkte den Wagen zum Kontrollposten, an dem mehrere Kat kauende Freischärler in khakifarbigen Uniformen standen, und hielt vor ihnen an. Bevor einer der Männer etwas sagen konnte, streckte er ihnen einen zusammengefalteten Zettel hin, der aus ihm und seinen Männern Habirgedir-Söldner machte und aus dem mehrere äthiopische Fünfzigbirrscheine herausragten.
    Der junge Offizier starrte beides an, ergriff es dann und reichte den Zettel ohne das Geld wieder zurück. »Weiterfahren!«
    »Allah sei mit dir!« Omar tippte kurz an sein ausgebeultes rotes Barett und ließ den Wagen anrollen. Er machte nicht den Fehler, schneller zu fahren als ein gemächlich zu Fuß gehender Mann, und zeigte dabei auf einige der größten und am besten restaurierten Gebäude. Für die Freischärler an dem Kontrollposten wirkte er wie ein Provinzler, der aus einem Dorf mit Hütten und Zelten kam und zum ersten Mal eine richtige Stadt vor sich sah.
    Torsten hatte bei der Straßensperre die Augen niederschlagen müssen, sah sich nun aber sorgfältig um. »Die Kerle haben hier einiges auf die Beine gestellt«, sagte er mit widerwilliger Anerkennung.
    »Nachdem sie uns vor über einem Jahr von hier vertrieben hatten, war Zeit genug für sie, sich hier einzurichten. Trotzdem ist es seltsam, dass ausgerechnet Laasqoray so aufgeblüht ist. Die Stadt hat heute mindestens doppelt so viele Einwohner wie früher, und neben den Warsangeli, die hier zu Hause sind, sind ungewöhnlich viele Milizionäre mit dem Stammesabzeichen der Dulbahante hier unterwegs.« Omar Schmitt verzog das Gesicht. Ein Bündnis der beiden Nachbarstämme, deren Gebiet bis vor wenigen Jahren noch die östlichen Provinzen Somalilands gebildet hatte, verhieß nichts Gutes.
    »Es sieht aus, als würde jemand alle Daroud-Stämme hier im Norden vereinigen wollen. Nun, offiziell darf ich es nicht sagen, aber meinetwegen könnten die ihren eigenen Staat aufmachen. Aber sie gehen weit über ihr Gebiet hinaus und verjagen unsere Leute aus dem Grenzland. Wenn uns nicht bald etwas einfällt, knallt es in Nordsomalia bald ganz gewaltig.«
    Torsten kannte die Verhältnisse aus seinen Unterhaltungen mit Omar besser als die Herrschaften in Berlin, die sich ein sehr einseitig gefärbtes Bild gemacht hatten und zu sehr in Gut- und Böse-Kategorien dachten. Wirklich gut waren in diesem Land nur wenige, und richtig böse auch nur eine Minderheit. Die überwiegende Masse duckte sich und hoffte, dass der aufziehende Sturm an ihnen vorüberging.
    Unterdessen bog Omar in eine Seitengasse ein. Tamid und der zweite Somali stiegen aus dem langsam fahrenden Wagen und verschwanden im Menschengewühl. Als Torsten ihnen überrascht nachblickte, warnte Omar ihn leise. »Vorsicht! Keine Neugier zeigen.«
    Torsten nickte und blieb auf der Rückbank sitzen, bis Omar den Wagen vor einer Herberge abstellte und auf die Hupe drückte. Sofort kam ein junger Mann heraus und redete eifrig auf Omar ein. Dieser antwortete scheinbar gereizt und startete den Motor. Die Gesten des anderen wurden heftiger, und er wies mehrmals auf das Gebäude. Dann eilte er zu einem Tor, das mit seinem frischen blauen Anstrich von der sandfarbenen Wand abstach, und öffnete es. Omar, der bereits den Rückwärtsgang eingelegt hatte, schaltete jetzt in den ersten Gang und fuhr langsam durch das Tor in einen Innenhof, in dem bereits mehrere Autos standen, darunter zwei recht neue Geländewagen. Ein Bursche, der kaum älter als fünfzehn Jahre alt

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