Todesfahrt: Thriller (German Edition)
Banknoten nur ein paar Cent wert waren, steckte der Mann sie mit einem zufriedenen Grinsen ein und verließ das Zimmer.
»So, jetzt haben wir endlich unsere Ruhe«, erklärte Omar und schenkte die beiden Tassen voll.
Torsten schlich auf leisen Sohlen zur Tür und öffnete sie vorsichtig. Niemand stand draußen. Entweder waren die Angestellten des Hotels nicht vom hiesigen Geheimdienst vereinnahmt worden, oder sie verließen sich auf die Abhöranlagen.
Nachdem Torsten die Tür wieder geschlossen hatte, nahm er eines der Fladenbrote, strich etwas von dem Eintopf darauf und rollte es zu einer länglichen Wurst zusammen. »In meinem Job habe ich gelernt, dass man essen und schlafen sollte, wenn man Zeit dazu hat«, sagte er und biss das erste Stück von dem Fladenbrot ab. Es schmeckte überraschend gut. Auch der Kaffee war keiner von der schlechtesten Sorte.
»Der kommt wahrscheinlich aus Kenia«, mutmaßte Omar, während er sich ebenfalls ein Fladenbrot belegte und es zusammenrollte.
»Warum sind wir beim letzten Mal nicht auf die gleiche Weise nach Laasqoray gekommen, sondern mussten einen Eselskarren nehmen?«, wollte Torsten jetzt wissen.
»Wir hatten nicht die Zeit, alles vorzubereiten. Außerdem musste es schnell gehen, und wir wollten auch nicht länger hierbleiben, sondern uns nur zur Caroline durchschlagen und mit dem Frachter abdampfen.«
Es war nicht zu übersehen, dass sich Omar immer noch über das Scheitern der KSK-Mission ärgerte. Und auch Torsten wurde bei dem Gedanken an den Befehlswirrwarr, der damals geherrscht hatte, wütend. »Wären wir jene Nacht vor Ort geblieben, hätten wir die vorbereitete Falle bemerkt und Major von Tarow warnen können. So aber ist er mit seinen armen Hunden voll in die Scheiße getappt!« Dann kniff er die Augen zusammen. »Wissen Sie, Schmitt, was mich am meisten wundert?«
Der Halbsomali schüttelte den Kopf.
»Ich frage mich, weshalb die Piraten eine Befreiungsaktion erwartet haben. Wir Deutschen sind eigentlich nicht für schnelle Entschlüsse bekannt.«
»Wahrscheinlich haben sie die Container unter die Lupe genommen und dachten, wir würden wegen der brisanten Ladung der Caroline rasch handeln«, gab Omar zurück.
Obwohl seine Worte schlüssig klangen, bezweifelte Torsten diese Version. Er hatte jedoch nicht die Zeit, sich länger mit diesem Rätsel zu befassen. Während sie weiteraßen, besprachen sie die nächsten Schritte. Dann holte Torsten seinen Laptop heraus, um Verbindung mit Petra aufzunehmen.
Seine Kollegin schien im Stress zu sein, denn sie haspelte ihre Informationen atemlos herunter und erklärte, dass Hans Borchart bald Kontakt mit ihm aufnehmen werde. Noch bevor Torsten fragen konnte, wie sein Kollege in diese Gegend gelangen wollte, unterbrach sie die Leitung und ließ ihn mit vielen Fragezeichen zurück.
FÜNF
J
amanah hockte in einer Ecke des kleinen Zeltes und beobachtete den fremden Anführer, der seine Maschinenpistole zerlegte und reinigte. Der Geruch von Waffenöl erfüllte die Luft und erinnerte sie daran, dass ihr Sturmgewehr ebenfalls gepflegt werden musste. Sie war jedoch nicht so tief in die Geheimnisse der Waffe eingeweiht, dass sie sich getraut hätte, die Kalaschnikow auseinanderzunehmen. Daher wartete sie, bis Dietrich seine MP wieder zusammengebaut hatte, und schob ihm ihr Gewehr vorsichtig hin. »Sidhi, kannst du mir zeigen, wie ich sie reinigen muss?«, fragte sie in der Hoffnung, er werde ihre Gesten verstehen.
Tatsächlich nahm Dietrich die Waffe an sich, zerlegte sie in ihre Einzelteile und widmete sich als Erstes dem Schloss. Er säuberte die Kalaschnikow und ölte sie so flink ein, dass Jamanah den einzelnen Handgriffen nicht mehr zu folgen vermochte. Um die Waffe auch selbst versorgen zu können, bat sie den Mann, langsamer zu machen.
Dietrich begriff zuerst nicht, was sie wollte, doch als sie pantomimisch vorführte, wie sie selbst eine Waffe zerlegte, lächelte er. »Lass mich das erst fertig machen. Danach zeige ich dir genau, was du zu tun hast.«
Obwohl Jamanah seine Worte nicht verstand, las sie deren Sinn an seiner Mimik ab. Inzwischen hatte sie sich an das in ihren Augen arg breitflächige Gesicht gewöhnt und ebenso an die hellen Geisteraugen, die so durchdringend blicken konnten, als sähen sie ihr bis auf den Grund des Herzens.
Er war der größte Mann, der ihr je begegnet war, und der einzige, der sie noch um die Breite einer Hand überragte. Sein Körper war muskulös und strotzte vor Kraft.
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