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Todesfahrt: Thriller (German Edition)

Todesfahrt: Thriller (German Edition)

Titel: Todesfahrt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Marni
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kehrte in sein Hotel zurück. Dort führte er als Erstes ein längeres Handygespräch mit seinem Schwiegervater und wies ihn darauf hin, dass die deutsche Regierung augenscheinlich eine Informationsquelle auf der Lady of the Sea besaß.
    Vielleicht, sagte er zu sich selbst, sollte man diese nicht so schnell versiegen lassen. Dramatische Appelle von Betroffenen würden den Widerstand der Deutschen schneller aushöhlen als alle Drohungen der Welt.
    Während Abdullah Abu Na’im sich bereits auf der Gewinnerstraße sah, starrte die Bundeskanzlerin auf das Telefon auf ihrem Schreibtisch und streckte zögernd die Hand danach aus. Als sie die eingespeicherte Nummer ihres persönlichen Referenten anwählte, zitterten ihre Finger. Ihre Stimme klang jedoch fest, als sie den Befehl gab, Wagner und seinem Team von nun an völlig freie Hand zu lassen.
    Ob dies zu einem Erfolg führen würde, stand in den Sternen. Doch alles war besser, als machtlos darauf zu warten, was die Piraten sich als Nächstes einfallen lassen würden.
    ZWÖLF
     

    S
c hüsse weckten Torsten, und er griff in einer Reflexbewegung zu seiner Schweizer Sphinx. Erst dann erkannte er, dass er sich allein im Zimmer befand und auch niemand auf ihn schoss. Trotzdem blieb er misstrauisch. Omar Schmitt war seit zwei Stunden unterwegs, um sich mit Gewährsleuten zu treffen, und mochte in eine Falle geraten sein.
    Da draußen immer noch geschossen wurde, schlich Torsten vorsichtig zum Fenster. Es war zwar klein, und er konnte nur einen wenige Meter breiten Ausschnitt der Straße erkennen, doch was er sah, genügte. Die ganze Stadt schien außer Rand und Band zu sein. Warsangeli und Dulbahante, die bisher nicht mehr geeint hatte als der Wille, sich weder von den Isaaq in Somaliland noch von den Majerten aus Puntland beherrschen lassen zu wollen, tanzten gemeinsam auf den Straßen und feuerten Freudenschüsse ab.
    Torsten hielt es nicht mehr in seinem Zimmer. Er warf sich die einheimische Kleidung über und sah kurz prüfend an sich herab. Dann steckte er die Sphinx AT2000 in das improvisierte Schulterhalfter und verließ das Hotel. Auf der Straße winkten ihm wildfremde Leute zu. Frauen und Kinder mischten sich schreiend und tanzend in die Menge, und alles floss wie ein träger Strom in Richtung Hafen.
    Dort angekommen, sah Torsten, was die Freudentänze ausgelöst hatte. Ein schneeweißer Traum von einem Schiff näherte sich langsam der Küste und warf etwa einen Kilometer vom Ufer entfernt Anker. Dutzende Boote lösten sich vom Strand und fuhren ihm entgegen. Für einen Augenblick überlegte Torsten, ob er einfach auf eines der Boote steigen und mitfahren sollte. Aber das erschien ihm dann doch zu riskant.
    Mit etwas Mühe gelang es ihm, sich bis zum Ufer durchzukämpfen. Nun hatte er freie Sicht auf die Lady of the Sea und sah, dass ein großes Schlauchboot von ihr ablegte. Darin befanden sich sechs Piraten, teils in Uniform, teils in Räuberzivil, und eine Gruppe von Männern und Frauen, die in der Mitte des Bootes kauerten.
    Während Torsten die Arme hochwarf und einigen Kerlen, die ihn und andere umarmten, lachend auf die Schulter klopfte, arbeitete sein Gehirn auf Hochtouren. Petra hatte bereits gemutmaßt, dass die Piraten die wichtigsten Geiseln vom Schiff holen und an Land bringen würden. Dies hier waren womöglich die ersten. Nun galt es, sie zu zählen und festzustellen, wohin man sie brachte.
    Daher bewegte er sich zu der Stelle hin, an der das Schlauchboot anlanden würde, bis er in der ersten Reihe stand. Zwei Piraten sprangen ans Ufer und befahlen den Gefangenen in bruchstückhaftem Englisch, das Boot zu verlassen. Weitere Bewaffnete kamen hinzu und bedrohten die Geiseln mit Gewehren und Pistolen. Ein Mann in arabischer Kleidung filmte die Szene, ein anderer stellte den Zuschauern Fragen.
    Plötzlich hielt er Torsten das Mikrophon vor die Nase. »Und was sagst du dazu?«
    Zum Glück sprach er Arabisch, sodass Torsten ihn verstand. »Ein großer Sieg über die Ungläubigen!«, stieß er hervor und versuchte dabei den südarabischen Dialekt nachzuahmen, wie er im Jemen und in den angrenzenden Gebieten Saudi-Arabiens gesprochen wurde.
    »Hast du nicht Angst, dass die Völker des Westens nach dieser Entführung einen neuen Krieg gegen die Gläubigen des Islam beginnen könnten?«, fragte der Reporter weiter. Wie es aussah, war er bei weitem nicht so begeistert wie die Menge um ihn herum.
    Torsten schüttelte den Kopf. »Diese Hunde haben den Krieg

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