Todesfahrt: Thriller (German Edition)
können.«
»Oh, das war kein Problem«, erklärte Wang und beschloss, die zusätzlichen tausend Dollar für sich zu behalten. Mit Arroso teilen wollte er nicht, denn er hatte sich zu oft über den Mann geärgert.
Der Saudi wartete, bis Wang das Geld weggesteckt hatte, und zog dann einen Zettel aus seiner Brieftasche. »Das hier sind die Adresse und die Telefonnummer des Freundes von Abdullah Abu Na’im in Mombasa. Rufen Sie ihn an, sobald Sie dort sind, und melden Sie ihm, dass er die verlangte Ware am Hafen abholen kann!« Er übergab den Zettel Wang, sorgsam bedacht, den Kapitän nicht zu berühren, stieg in den Wagen und befahl dem Chauffeur loszufahren.
Wang blickte hinter der Limousine her und fragte sich, wohin er geraten war. Aber solange seine Auftraggeber gut zahlten, konnte es ihm gleich sein, wie sie sich verhielten. Als er sich umwandte, um zu dem Boot zurückzugehen, damit es ihn zur Caroline brachte, stockte er mitten im Schritt.
Um das Boot herum hatte sich eine Gruppe von Frauen in langen Gewändern und Schleiern versammelt und redete mit schrillen Stimmen auf den Bootsführer ein. Dieser versuchte, sie zurückzutreiben, doch sie hörten nicht auf ihn, sondern kletterten auf das Boot und setzten sich überallhin, wo sie Platz fanden.
»He, was soll das? Ich will zu meinem Schiff zurück«, sprach Wang den Bootsführer an.
Dieser schüttelte den Kopf und zeigte auf seine Ohren. Gleichzeitig stieß er für Wang unverständliche Worte hervor.
»Ich verstehe Sie nicht!«, rief der Kapitän verärgert.
Als hätte er darauf gewartet, schlenderte ein junger Mann in einem langen hemdartigen Gewand und mit einem um den Kopf gewickelten Tuch auf ihn zu und blieb vor ihm stehen. Mit einer kurzen Bemerkung brachte er den Bootsführer zum Schweigen, und die Frauen verstummten ebenfalls.
Der Mann zeigte auf die Verschleierten und begann in stockendem Englisch zu berichten. »Arme Frauen! Viel Unglück. Haben in Djidda Schiff versäumt. Nur Dhau bekommen, was fahren hierher. Jetzt wollen weiter. Ziel Mombasa. Haben gehört, du wollen hin.«
»Das schon, aber die Caroline ist ein Frachtschiff und kein Ausflugsdampfer. Ich kann doch keine Frauen an Bord nehmen«, antwortete Wang ungehalten.
»Frauen fromme Pilgerinnen. Waren in Mekka! Ganz heilige Stadt. Jetzt wollen heim, aber Schiff weg. Zahlen gut. Mit Schmuck!« Auf ein Zeichen des Mannes trat eine der Frauen näher und hielt dem Kapitän ein mit Perlen und Türkisen besetztes Goldcollier unter die Nase. Wang schätzte den Wert des Schmuckstücks auf mehr als tausend Dollar und wurde schwankend.
Da redete der junge Saudi auch schon weiter. »Frauen machen nix Probleme. Wollen für sich bleiben. Wollen nix Männer von Mannschaft sehen. Kochen auch selbst. Nehmen Vorräte mit.« Noch während er es sagte, kamen mehrere Träger in schlichten Lendentüchern und mit nackten Oberkörpern heran und luden einige Säcke in das Boot.
Kapitän Wang begriff, dass er die Frauen nur mit Gewalt loswerden würde, und beäugte noch einmal das Schmuckstück. Da er ohnehin nach Mombasa fuhr, konnte er sich dieses Collier ebenfalls verdienen. Daher nickte er. »Also gut, ich nehme die Frauen mit. Wir haben zwei freie Kabinen für den Fall, dass jemand von der Reederei an Bord bleibt. Die können sie haben. Aber sie sollen sich von meinen Matrosen fernhalten. Ich will keine Probleme!«
»Keine Probleme! Frauen machen genau so, wie Kapitän sagt«, versicherte der Araber und wandte sich nun an die Frauen, um ihnen Wangs Entscheidung mitzuteilen.
Sofort klang Jubel auf. Eine mittelgroße Frau in einem dunkelroten Kleid mit einem grünen Schleier, der den größten Teil ihres Gesichts verhüllte, bedankte sich wortreich bei dem Dolmetscher und auch bei Kapitän Wang, der, wie sie erklärte, direkt von Allah zu ihrer Rettung gesandt worden sein musste.
SIEBEN
D
ie Matrosen johlten, während die Frauen die Jakobsleiter hinaufkletterten und an Bord stiegen. Doch als sich einer von ihnen der rot gekleideten Anführerin näherte, trieb sie ihn mit einem zornigen Wortschwall zurück. Im nächsten Moment deutete sie gebieterisch auf die Säcke im Boot und machte unmissverständlich klar, dass diese an Bord gebracht werden sollten.
Nun kletterte auch Kapitän Wang an Bord und erteilte die entsprechenden Befehle. Kaum waren die Säcke nach oben gehievt, löste der saudische Bootsführer seinen Kahn von dem Schiff.
Wang wies zwei Männer an, das Gepäck der Frauen in die
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