Todesfahrt: Thriller (German Edition)
den Zeigefinger zu krümmen. Doch da war Dietrich bei ihm, entriss ihm die Waffe und stieß ihn gegen die Wand. Dort sank er in sich zusammen und blieb regungslos liegen.
Dietrich atmete auf und sah Jamanah lächelnd an. »Danke!«
Doch die junge Frau empfand nichts als Scham. Sie hatte den Deutschen erklärt, es befänden sich nur drei Feinde im Ort, dabei waren es vier gewesen. Mit dem Gefühl, Dietrich damit nicht nur in Gefahr gebracht, sondern auch schwer enttäuscht zu haben, setzte sie sich auf den Boden und fing an zu schluchzen. Gleichzeitig bat sie ihn stockend um Verzeihung.
»Was hat sie denn jetzt schon wieder?«, fragte Fahrner kopfschüttelnd.
»Ist es für dich leicht, einen Menschen zu töten?«, fuhr Dietrich ihn an.
Fahrner sah ihn verwundert an. »Aber der Kerl ist doch nicht der erste Freischärler, den sie umgelegt hat!«
»Bis jetzt hat sie wahrscheinlich noch keinen mit dem Messer töten müssen.« Ohne sich weiter um seinen Untergebenen zu kümmern, hob Dietrich den Dolch auf, den Jamanah fallen gelassen hatte, säuberte ihn und reichte ihn ihr. Dabei hielt er ihre Hände fest und zwang sie, ihm ins Gesicht zu sehen.
»Du hast uns eben das Leben gerettet. Das werde ich dir nie vergessen!«
Obwohl Jamanah nicht verstand, was er sagte, erkannte sie, dass er nicht zornig auf sie war. Trotzdem entschuldigte sie sich wortreich und hörte erst auf, als er ihr sanft die Hand auf den Mund legte.
»Ist ja schon gut«, sagte er und suchte in seinen Taschen nach einem Schokoladenriegel.
»Ich habe noch einen«, erklärte Fahrner, als Dietrich keinen fand. »Allmählich sollte man uns Nachschub schicken. Mit was sollen wir sie sonst noch bezahlen?«
Er rief Jamanah ein »Gut gemacht« zu, reichte ihr den Schokoladenriegel und wandte sich zur Tür. »Nachdem die Kleine sich eben verzählt hat, schaue ich nach, ob noch so ein Bruder draußen rumläuft!«
Jamanah sah ihm nach, als er verschwand, und wandte sich an Dietrich. »Warum Kleine? Ich doch größer als er!«
»Das ist seine Art von Humor«, erklärte Dietrich und forderte sie auf, ihren Schokoladenriegel zu essen.
Kurz darauf kam Fahrner wieder herein. »Draußen ist alles in Ordnung«, sagte er und begann die Hütte, die drei Toten und die Leiche im Nebenhaus zu durchsuchen.
»Will mir nur ein kleines Souvenir mitnehmen«, erklärte er Dietrich, der ihn misstrauisch beäugte.
Dieser winkte ab und wandte sich an Jamanah. »Kannst du General Mahsin und Captain Ikrum hierherbringen?« Er begleitete seine Worte mit den entsprechenden Gesten und war erleichtert, als Jamanah eifrig nickte und dann eilig davonlief.
»Die hat einen Narren an Ihnen gefressen, Herr Major«, sagte Fahrner, während er den Besitz der Toten auf dem dreibeinigen Kupfertisch ausbreitete.
»Sie ist ein armes Ding, das keine Heimat mehr hat.« Dietrich zeigte auf die Sachen des Milizionärs, den sie getötet hatte. »Das solltest du für Jamanah übriglassen. Die Menschen hier haben einen eigenen Ehrenkodex, und sie wird das als ihre persönliche Beute ansehen.«
»Passen Sie auf, sonst werden Sie noch zu ihrer persönlichen Beute, Herr Major«, spottete Fahrner. Dann suchte er sich drei Kleinigkeiten aus und steckte sie in die Tasche. »Die lege ich zu Hause in eine Schublade und sehe sie mir gelegentlich an, um mich an diesen Einsatz zu erinnern.«
Dietrich ließ ihn machen und trat an die Tür. Stimmen und Geräusche verrieten ihm, dass General Mahsins Männer näher kamen. Kurz darauf entdeckte er Ikrum. Unbewusst hielt er Ausschau nach Jamanah und sah diese hinter Ikrums Vorhut gehen. Sie wirkte angespannt, als sie auf ihn zutrat und vor ihm niederkniete. Erneut redete sie auf ihn ein, und diesmal hatte Dietrich mit Captain Ikrum jemand, der ihm ihre Worte übersetzen konnte.
»Das Mädchen bittet Sie um Verzeihung, weil es nicht richtig aufgepasst hat und Sie dadurch in Gefahr geraten sind!«
Dietrich schüttelte den Kopf. »Ich habe ihr nichts zu verzeihen, außer dass ich nicht selbst aufgepasst habe. Jamanah hingegen hat ihren Fehler – wenn man es so sehen will – selbst bereinigt und den Mann getötet, den wir übersehen haben.«
Ikrum sah die Toten und fragte mit ungläubiger Miene: »Hat sie wirklich Messerarbeit geleistet?«
»Kalt wie ein Eisberg in der Antarktis, wenn Sie so etwas kennen«, erklärte Fahrner grinsend und erntete dafür einen spöttischen Blick des Somali.
»Ich habe drei Jahre in Ägypten studiert! Außerdem gibt es
Weitere Kostenlose Bücher