Todesfahrt: Thriller (German Edition)
Männer stürmten los, während ein knappes Dutzend bei den Booten blieb. Das waren ein paar zu viel, fand Hans und fuchtelte wütend mit dem freien Arm.
»Diese elenden Hunde wollen die Gefangenen befreien!«, kreischte er auf Arabisch.
Nicht alle Somalis verstanden diese Sprache, doch ein paar rannten erregt hinter den anderen her. Zu Hans’ Erleichterung war auch der Mann dabei, der ihm Kaffee gebracht hatte. Ihn zu erschießen wäre ihm schwergefallen.
Ein starker Druck in den Ohren zeigte ihm, dass Torsten die Ultraschallgranaten einsetzte. Die Kerle, die vom Strand aus in die Stadt gerannt waren, gerieten in den Wirkungsbereich dieser Waffe und brachen schreiend zusammen.
Kurz darauf detonierten weitere Blendgranaten und schalteten die Freischärler endgültig aus. Jetzt sah Hans eine Gruppe europäisch gekleideter Menschen in Richtung Strand laufen. Torsten und einige Somalis begleiteten sie und sicherten nach allen Seiten. Einige Geiseln waren bewaffnet, aber es fiel kein Schuss. Die Piraten und ihre Verbündeten waren blind oder zu benommen, um etwas unternehmen zu können.
Bei den Booten aber gab es noch sechs Wachen, die handlungsfähig waren. Als diese ihre MPs und Sturmgewehre auf die herankommende Gruppe richteten, feuerte Hans in rascher Folge seine Dragunov ab. Ehe die Piraten begriffen, woher die Schüsse kamen, stürzten sie tot oder kampfunfähig zu Boden.
Hans humpelte zu zweien hin, die noch ihre Waffen umklammerten, entriss sie ihnen und hängte sie sich über die Schulter. Dann schwang er seine Krücke und begann zu rufen: »Hierher, Leute! Zu den Booten!«
Torsten winkte ihm kurz zu und wies Erlmann und einige weitere Männer an, den anderen Geiseln in die Boote zu helfen. Er selbst schoss weitere Blend- und Ultraschallgranaten in die Richtung, aus der er Geräusche vernahm, und sah zufrieden, wie die Freischärler, die ihnen folgten, außer Gefecht gesetzt wurden.
»Ausgezeichnete Arbeit, Hans!«, rief er seinem versehrten Kameraden zu, der sich jetzt ebenfalls an Bord eines Bootes schwang.
»Nicht alle auf einmal einsteigen! Wir müssen die Boote noch ins Wasser schieben«, rie f T orsten.
Der Bundestagsabgeordnete Dunkhase ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken, sondern kletterte in das größte Schlauchboot und stieß dabei jene junge Frau zurück, die in der Aufregung von ihrem Kind getrennt worden war.
Torsten schüttelte den Kopf über so viel Selbstsucht, stellte aber zufrieden fest, dass die meisten Geiseln vernünftig reagierten. Die Männer halfen zuerst den Frauen und Kindern an Bord, schoben dann ein Boot nach dem anderen ins Wasser und verteilten sich so, dass jedes Boot von mindestens drei Bewaffneten begleitet wurde. Andere starteten die Motoren und setzten sich ans Steuerruder. Torsten stieg an Bord eines Bootes, in dem etliche Waffen lagen. Da einige Schiffe leer blieben, nahm Hans eine der Minihandgranaten, die er ins Land geschmuggelt hatte, und schleuderte sie in das nächstliegende Boot. Torsten feuerte ebenfalls mehrere Sprenggranaten ab und sah, wie diese in den am Strand liegenden Dhaus explodierten und die hölzernen Rümpfe in Brand setzten. Die letzten noch unversehrten Schlauchboote nahm Hans mit seiner Dragunov unter Beschuss. Auch wenn diese nicht so effektvoll in Flammen aufgingen, hatten sie eine mögliche Verfolgung vorerst durchkreuzt.
VIER
A
ls der Widerschein der brennenden Dhaus hinter ihnen zurückblieb, wandte Hans sich an Torsten. »Es hat tatsächlich geklappt.«
»Mit mehr Glück als Verstand!«, gab Torsten zurück. »Unsere Freunde haben gewiss eher eine Aktion erwartet, wie sie Dietrich von Tarow durchführen sollte. Doch auf den Gedanken, wir könnten die Sache von innen heraus lösen, ist wohl keiner gekommen.«
»Sie und Ihre Leute haben eine exzellente Aktion durchgeführt, Herr Oberst«, lobte einer der Politiker an Bord Torsten und Hans.
»Oberst? Bist du befördert worden?«, fragte Hans kichernd.
»Tamid hat mich zum Obersten ernannt, weil er dachte, die Leute hören mehr auf einen solchen als auf einen schlichten Zivilisten«, gab Torsten feixend zurück.
»Sie sind kein Militär?«, fragte der Politiker verwundert.
»Wir beide sind derzeit vom Dienst beurlaubt, um andere Aufgaben zu erfüllen.«
Der Mann sah ihn jetzt genauer an. »Sie sind doch Renk, oder nicht? Da war doch was mit Tallinn und auch mit Brüssel.«
Torsten legte den Zeigefinger auf die Lippen. »Pst! Das ist alles streng
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