Todesfahrt: Thriller (German Edition)
gezogen, die in einer Innentasche seiner Unterhose steckte. Um daran zu kommen, musste man ihn bis auf die Haut ausziehen, und das würde er zu verhindern wissen. Wenn ihm der Laptop während der Reise abhandenkam, konnte der Dieb nicht viel damit anfangen, während er selbst notfalls auf einen Computer der Behörden Somalilands zurückgreifen konnte.
Mit einem Seufzer lehnte er sich zurück und winkte die Stewardess herbei. »Können Sie mir bitte eine Flasche Mineralwasser bringen?«
»Selbstverständlich!« Sie ging lächelnd weiter und kehrte gleich darauf mit einem halbvollen Plastikbecher zurück. »Bitte sehr!«
»Danke!« Torsten hatte auf eine volle Flasche gehofft, denn für sein Gefühl war es im Flugzeug unerträglich heiß. Aber das war wohl zu viel verlangt.
Während er trank, lachte er insgeheim über sich selbst. Bequemer als eine rappelnde Transall war der Airbus allemal. Er versuchte, sich zu entspannen, merkte aber rasch, dass er die Wachsamkeit, die er sich in seinen Jahren beim Geheimdienst angewöhnt hatte, nicht so einfach abstreifen konnte. Dabei drohte hier keine Gefahr. Die anderen Passagiere waren zumeist Geschäftsleute, Angestellte der deutschen Botschaft in Addis Abeba oder deren Angehörige sowie einige Touristen, die ihren Gesprächen zufolge die Sehenswürdigkeiten in Axum und Lalibela besuchen wollten.
Sein Sitznachbar, ein älterer Herr, versuchte zum zweiten Mal, ein Gespräch mit ihm anzufangen. »Schon in Afrika gewesen?«
»Ja«, antwortete Torsten knapp.
»Geschäfte gemacht?«, bohrte der andere weiter.
»So kann man es nennen.«
»Sie reden wohl nicht gerne darüber?«
Torsten schüttelte den Kopf. »Damit haben Sie recht.«
So schnell gab der andere nicht auf. »Wohl nicht ganz koscher, Ihre Geschäfte?«
»Geht Sie das etwas an?« Allmählich wurde Torsten der Mann lästig.
Zu seiner Erleichterung wandte dieser sich zu seinem anderen Sitznachbarn. Doch Torsten konnte sich nicht darauf konzentrieren, über das nachzudenken, was ihn in Somaliland erwarten mochte, denn die beiden Männer begannen ein lebhaftes Gespräch und gaben dabei ihre bisherigen Erfahrungen mit Afrika zum Besten. Torsten, der zwangsläufig Zeuge wurde, ordnete sie als Geschäftemacher ein, die sich am Rande der Legalität bewegten und gelegentlich auch darüber hinausgingen. Sympathisch waren ihm beide nicht, und so war er froh, als die Maschine in Addis Abeba landete.
Mit wachsender Anspannung holte er sein Reisegepäck ab und durchschritt die Passkontrolle, die mit peinlich genauer Sorgfalt durchgeführt wurde. Danach musste er sein Gepäck von einem Zöllner durchwühlen lassen, der enttäuscht schien, weil er nichts Verfängliches fand. Dafür hatte er bei Torstens Sitznachbarn Erfolg und beschlagnahmte mit ernster Miene zwei Pornohefte, die dieser zwischen seinen Socken versteckt hatte. Torsten schritt grinsend davon.
Vor dem Flughafen herrschte ein Chaos aus Bussen, Taxis, Sammeltaxis und etlichen anderen Fahrzeugen, die hupend durcheinanderfuhren. Torsten wich einem Bus aus, der, ohne langsamer zu werden, auf ihn zufuhr, stand auf einmal vor einem Taxi und nutzte die Chance.
»Zur deutschen Botschaft!«, rief er dem Fahrer zu und stieg mitsamt seinem Koffer ein.
Der Taxichauffeur betätigte den Anlasser, und nach zehn Sekunden Orgeln sprang der Motor stotternd an. Die Zeit hatte Torstens Sitznachbarn gereicht, um ebenfalls das Flughafengebäude zu verlassen. Er sah das Taxi und stellte sich diesem in den Weg. »Ich will mitfahren!«
Zu Torstens Ärger nickte der Taxifahrer und wartete, bis der Mann ebenfalls eingestiegen war.
»Wie es aussieht, bleiben wir Platznachbarn«, meinte der lachend.
Torsten beschloss, sich nicht zu ärgern, sondern antwortete mit einer flapsigen Bemerkung und lehnte sich zurück. Sicherheitsgurte gab es keine. Dafür legte der Chauffeur einen Fahrstil hin, als gelte es, ein Formel-1-Rennen zu gewinnen. Er überholte Busse und Taxis und zog oft so knapp vor den anderen Fahrzeugen wieder auf die richtige Fahrspur, dass Torstens lästiger Mitfahrer mehrfach erschrocken zusammenzuckte.
»Dem Kerl sollte man ein paar um die Ohren geben«, sagte er wütend auf Deutsch.
»Warten Sie damit bitte, bis ich ausgestiegen bin. Sonst rammt der Bursche doch noch ein anderes Auto.«
»Keinen Humor, was?«
»Gab letztens keinen zu kaufen«, konterte Torsten und wartete, bis der Fahrer durch eine staubige Vorortstraße mit ebenso verstaubten Häusern fuhr. Kinder
Weitere Kostenlose Bücher