Todesfahrt: Thriller (German Edition)
schwenkte jemand einen Lappen, der einmal ein weißes Hemd gewesen sein konnte, und rief ihnen auf Deutsch zu: »Hier könnt ihr anlegen!«
»Was will der Kerl?«, fragte Leutnant Muguet misstrauisch.
»Es scheint einer der Burschen zu sein, die sich den Kasten geangelt haben«, antwortete Dietrich und brüllte dann nach oben. »Wer sind Sie?«
»Major Erlmann. Ich habe mich mit einigen befreiten Geiseln hier verschanzt!«
»Ein deutscher Offizier«, meldete Dietrich dem Franzosen, während Fahrner und ein weiterer Soldat ihre G22-Scharfschützengewehre bereithielten, um den Legionären notfalls Feuerschutz zu geben.
Das erwies sich jedoch als unnötig. Die beiden Bootsführer konnten neben der Lady anlegen. Mehrere Fremdenlegionäre schossen ihre Seilharpunen ab, und Dietrich kletterte als Erster zu Erlmann und dessen Leuten hoch. Oben sah er sich einem älteren Herrn in fleckigen Bermudashorts gegenüber, der eben sein ebenso schmutziges Hemd wieder anzog.
»Schön, Sie zu sehen. Jetzt fühlen wir uns besser«, sagte er in unzweifelhaft sächsischem Tonfall.
»Sie sind Major Erlmann?«, fragte Dietrich verblüfft.
Der andere nickte mit einem wehmütigen Lächeln. »Ja, aber in einer anderen Zeit und einer anderen Armee als der Ihren.«
»NVA! Nun, jetzt gehören Sie zu uns.« Dietrich reichte dem alten Herrn die Hand und wies mit der anderen auf das Schiff. »Wo brennt es noch?«
»Weiter vorne haben sich etliche Piraten in der Küche verschanzt. Ohne Handgranaten ist da nichts zu machen.«
»Wir haben genug dabei!« Dietrich übersetzte Erlmanns Bericht für die Franzosen.
»Die Kerle holen wir uns!« Bevor Dietrich noch etwas sagen konnte, stürmten die Fremdenlegionäre los.
Wenig später hallte das Tackern ihrer MPs durch das Schiff. Bevor Dietrich und seine Männer eingreifen konnten, kehrte Leutnant Muguet zurück und salutierte übertrieben zackig.
»Melde gehorsamst, Feind niedergekämpft und Küche eingenommen!« Sein Gesichtsausdruck besagte jedoch: »Na, ihr Deutschen, jetzt haben wir euch gezeigt, wie wir das machen.«
Fahrner räusperte sich verärgert und wollte etwas sagen. Dann aber nahm er eine Bewegung wahr, riss sein G22 hoch und gab mehrere Schüsse ab. Keine zwanzig Meter weiter vorne stürzten zwei Piraten herunter, die den Niedergang vom nächsthöheren Deck hatten hinabschleichen wollen.
»Ich glaube, jetzt sind wir quitt«, meinte er grinsend und drang dann, jede Deckung ausnützend, tiefer in das Schiff ein.
Dietrich wechselte einen kurzen Blick mit seinen übrigen Männern, überholte Fahrner und stieg vorsichtig ein Deck tiefer. Als er kurz zurückblickte, sah er Jamanah direkt hinter sich, die so angespannt wirkte wie ein Raubtier vor dem Sprung.
SECHZEHN
P
etras Alarmruf gellte so laut aus dem Kopfhörer, dass Torsten Renk diesen im Reflex herauszog. »Was ist denn los?«, fragte er sie.
»Auf meinem Deck sind Piraten aufgetaucht. Völlig durchgeknallt! Sie schießen in alle Räume, reißen sämtliche Wartungsluken und Schotten auf und werfen Handgranaten hinein. Bald werden sie hier sein! Wenn sie meinen Laptop treffen, kann ich das Schiff nicht mehr steuern! Dann rast es führerlos nach Norden, bis es irgendwo an der Küste des Jemen aufläuft und scheitert.«
Typisch Petra, sich mehr Sorgen um ihr Gerät als um sich selbst zu machen, durchfuhr es Torsten. Er begriff aber, dass sie schnell handeln mussten, und forderte sie auf, ihm den schnellsten Weg zu weisen.
»Tu ich! Ich mache euch die Türen auf. Folgt den hell erleuchteten Korridoren!« Noch während Petra antwortete, huschten ihre Finger über die Tastatur. Dabei schwitzte sie vor Angst, denn die Schüsse und Explosionen kamen immer näher.
»Beeilt euch!«, rief sie und versuchte dann, Evelyne Wide zu beruhigen, die am ganzen Körper zitterte. »Keine Sorge! Torsten kommt rechtzeitig. Das hat er bis jetzt immer getan.«
»Und wenn nicht?«, fragte die Reporterin, die sich bereits von Kugeln durchbohrt und von Handgranaten zerrissen sah.
»Er kommt«, behauptete Petra und forderte Evelyne auf, Kontakt mit ihrem Sender aufzunehmen.
»Die interessieren sich sicher für das, was um uns herum los ist«, setzte sie mit gezwungenem Grinsen hinzu. Ihr ging es gar nicht darum, die Presse zu informieren, sondern sie wollte Evelyne beschäftigen, damit diese sie nicht länger mit ihrem Gewinsel nervös machte.
Unterdessen rannte Torsten durch das Schiff, als gäbe es keinen einzigen Gegner, der auf ihn
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