Todesfahrt: Thriller (German Edition)
ab und beschäftigte sich intensiv mit einigen Plänen, die vor ihm auf dem Schreibtisch lagen. Die Ausrüstung seines Büros war ausgezeichnet, das sah Henriette auf den ersten Blick. Al Huseyin verfügte über einen hochmodernen Laptop, der für Satellitenempfang ausgerüstet war, einen Scanner und etliches weiteres elektronisches Gerät.
Erst als sie sich räusperte, sah der Mann auf. »Ah, Frau von Tarow. Was kann ich für Sie tun?«, fragte er freundlich.
Henriette atmete tief durch. »Wissen Sie, Herr Al Huseyin. Jetzt, da die anderen weg sind, wird es mir hier langweilig. Ich würde mich gerne ein wenig in Ihrem Land umsehen, am liebsten auf einem Flughafen. Ich bin Pilotin, müssen Sie wissen. Vielleicht könnte ich mich sogar mit den Piloten Ihrer Luftwaffe austauschen.«
»Wir haben keine Luftwaffe«, erklärte Al Huseyin.
»Auch keine Flugzeuge?«
»Doch, ein paar Transportmaschinen für den Flugverkehr im Inland und mehrere alte Hubschrauber, aber sicher nichts, was Sie interessieren würde.« Der Somali wandte sich wieder seinen Plänen zu, doch so leicht gab Henriette nicht auf.
»Haben Sie denn gar keine Kampfflugzeuge?«
Al Huseyin schien die Fragerei lästig zu werden, denn er wurde zunehmend unfreundlich. »Nur eine reparaturbedürftige MIG-17. Aber die kriegt niemand mehr in die Luft.« Henriette merkte, dass der Mann kurz davor war, sie zum Gehen aufzufordern, und stellte die ihr wichtigste Frage. »Dürfte ich mir die MIG einmal ansehen? Ich interessiere mich sehr für die Geschichte der Kampfflugzeuge.«
»Sie steht in einer Halle am Flughafen. Wir hatten schon überlegt, sie an ein Land zu verkaufen, das noch Ersatzteile dafür hat. Aber so ein altes Ding will keiner mehr.« Al Huseyin fand, dass es die einfachste Art war, die lästige Deutsche loszuwerden, und deutete auf einen Geländewagen, der draußen geparkt stand.
»Wenn Sie damit fahren können, schauen Sie doch mal zum Flughafen und sehen sich das Wrack an.«
»Brauche ich da nicht einen entsprechenden Ausweis?«
Al Huseyin seufzte. »Ich schreibe Ihnen einen Zettel. Legen Sie aber eine Zehndollarnote hinzu. Die hilft Ihnen mehr als meine Unterschrift.«
»Herzlichen Dank!« Henriette wartete, bis Al Huseyin ihr die Bescheinigung ausgestellt hatte, nahm diese entgegen und hielt ihm dann die leere Coladose unter die Nase.
»Könnten Sie für ein bisschen Nachschub sorgen?«
»Hierher oder zum Flughafen?«, fragte der Mann.
»Hierher! So lange werden wir uns sicher nicht am Flughafen aufhalten«, antwortete Henriette fröhlich und verabschiedete sich.
VIER
W
ä hrend Torsten Renk und die anderen Männer, die die Caroline befreien sollten, den Tag auf der Tonnerre hinter sich brachten und dabei schliefen oder Karten spielten, bereitete Sayyida in Laasqoray ihre Falle vor.
Henriette wusste zwar nichts von dieser Frau und ihren Möglichkeiten, aber sie war sich nach dem Gespräch mit Al Huseyin sicher, dass ihr Bruder und ihre Kameraden auch diesmal erwartet wurden. Daher überredete sie Petra und Hans, mit ihr zum Flughafen von Berbera zu fahren. Ihr Ziel war eine abseits gelegene Halle, in der neben einem Haufen Schrott auch die MIG-17 abgestellt war.
Henriettes erster Eindruck von dem Flugzeug brachte sie ein paar Atemzüge lang dazu, ihr Vorhaben aufzugeben. Die Maschine wirkte ziemlich verbeult. Auch hatte man einzelne Teile ausgebaut, die nun auf dem Boden lagen.
Petra schüttelte bedauernd den Kopf. »Die ist wirklich nicht mehr zu gebrauchen. Ich werde jetzt Torsten anfunken. Hier kann uns der Schweinekerl, der uns die Wanze in den Pelz gesetzt hat, nicht mehr zuhören.«
»Tu das! Wenn unsere Leute gewarnt sind, können sie den Spieß umdrehen und den Gegner ausmanövrieren!« Henriette hoffte, dass Petras Bericht ihren Freunden beim Angriff auf das Frachtschiff helfen würde, aber ihr war klar, dass es einen blutigen Kampf mit schweren Verlusten geben würde. Den wollte sie ihrem Bruder und Torsten ersparen. Daher ging sie um das Kampfflugzeug herum, kletterte auf die Tragfläche und starrte in die Kanzel. Als sie hinabsprang, landete sie genau neben Hans Borchart.
»Es ist jetzt zehn Uhr hiesiger Zeit. Um dreiundzwanzig Uhr brechen unsere Leute von der Tonnerre auf und greifen kurz nach Mitternacht an. Damit haben wir zwölf Stunden, um etwas ausrichten zu können.«
Hans stieß die Luft aus den Lungen. »Dieses Wrack kriegst du niemals in die Luft. Außerdem brauchen wir den größten Teil der Zeit,
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