Todesfahrt: Thriller (German Edition)
sich über Torstens Bemerkung und machte ihm das klar, indem sie das steife Sie verwendete, anstatt ihn wie sonst zu duzen.
»Außerdem geht es mir um meinen Bruder. Jede Hilfe, die ich euch geben kann, kann sein Überleben sichern. Merken Sie sich das, Herr Kollege!«, setzte sie hinzu und wandte sich beleidigt ab.
»Weißt du, dass du manchmal ein ganz schöner Affe sein kannst, Torsten?« Petra reihte sich ansatzlos in die Riege der sich missachtet fühlenden Frauen ein und machte ihm klar, dass schließlich Henriette und sie die Lady of the Sea in ihre Gewalt gebracht hatten.
Zuletzt hob Torsten abwehrend die Hände. »Okay, okay! Ich gebe ja schon auf. Sage Henriette bitte, sie soll vorsichtig sein.«
»Das ist sie sicher! Aber ihr solltet ebenfalls auf euch aufpassen. Nimm den Computer mit, wenn ihr aufbrecht. Diese Verbindung ist sicherer als Funk.«
»Erwarte aber nicht, dass ich dir live vom Kampfgeschehen berichte«, gab Torsten spöttisch zurück und klappte seinen Laptop zu. Dann wandte er sich an Dietrich, der mit Jamanah in seiner Nähe saß. »Sie haben mein Mitgefühl, Major.«
»Wieso?« Dietrich hatte Jamanah eben die Namen einiger Ausrüstungsgegenstände auf Deutsch beigebracht und dabei Torstens Unterhaltung mit Petra nicht mitbekommen.
»Wegen Ihrer Schwester! So eine Nervensäge habe ich noch nicht erlebt. Jetzt will sie mit einem Kampfflugzeug aufsteigen und uns bei unserem Angriff unterstützen!«
Dietrich riss es herum. »Was sagen Sie da?«
»Henriette will einen Ablenkungsangriff fliegen, während wir die Caroline entern. Hoffen wir, dass sie nicht das erste Opfer dieses Kampfes sein wird.«
Dietrich starrte ihn fassungslos an. »Ist sie denn verrückt geworden? Sie hätten ihr das ausreden müssen!«
»Wenn Sie mir sagen, wie das geht, werde ich es das nächste Mal tun«, antwortete Torsten bissig.
»Meine Schwester hat leider ihren eigenen Kopf!« Dietrich stöhnte und dachte daran, dass Henriette in der Hinsicht Jamanah ziemlich ähnlich war. Beide ließen sich nichts sagen, wenn sie sich einmal zu etwas entschlossen hatten. Er ballte die Rechte zur Faust und drohte in die Richtung, in der er ihr Ziel wusste. »Wenn meiner Schwester etwas zustößt, werden die Entführer der Caroline es bereuen!«
»Das werden sie«, antwortete Torsten leise und dachte an die mutige junge Frau, die bereit war, ihr Leben aufs Spiel zu setzen, um das ihrer Freunde zu bewahren.
ZWÖLF
D
ietrich von Tarow blickte auf seine Uhr und sah dem Sekundenzeiger zu, der sich der vollen Minute näherte. Kaum war dies geschehen, hallte seine Stimme auf.
»Achtung, Ausrüstung kontrollieren!«
Die Männer seiner Kompanie und die einer Einheit, welche zur Verstärkung eingeflogen worden war, sowie mehr als hundert Fremdenlegionäre, die bisher träge an Deck der Tonnerre herumgesessen hatten, sprangen wie von einer Feder geschnellt auf und überprüften Waffen, Funkgeräte, Nachtsichtbrillen und Helmscheinwerfer. Nicht wenige zogen noch einmal ihre Kampfmesser, putzten sie an den Ärmeln ab und steckten sie wieder in die Scheiden.
»Alles klar, Herr Major!«, meldete Fahrner.
»Und wie steht es mit Ihnen?«, fragte Dietrich die Gruppe um Torsten und Wagner, zu der neben Omar Schmitt und seinen beiden Somalis mehrere GSG-9-Männer mit ihrer speziellen Ausrüstung gehörten.
»Bei uns ist alles in Ordnung«, sagte ein Mann, der einen riesigen Rucksack bei sich trug.
Dietrichs Blick traf Jamanah. Die junge Frau lächelte ihn an. »Ich fertig!«
»Du hast das ›bin‹ vergessen. Es heißt ›Ich bin fertig‹«, korrigierte Dietrich sie. Dann sah er noch einmal auf seine Armbanduhr. »In drei Minuten werden die Boote ausgesetzt. Wir steigen wie vorgesehen an Bord. Als Erstes werden die MGs besetzt. Danach macht ihr die Raketen fertig. Wir brechen auf, wenn wir vollkommen kampfbereit sind.«
Sofort traten die Legionäre in Zweierreihen an. Da die Aktion von einem französischen Schiff aus gestartet wurde, hatten die Franzosen sich ausbedungen, als Erste in die Boote zu steigen. Auch hatten sie Dietrich klargemacht, dass die Legionäre als Erste angreifen wollten. Seine Leute waren davon nicht gerade begeistert, aber ihre Befindlichkeiten zählten in diesem Fall weniger als die ihrer Verbündeten.
Matrosen der Tonnerre legten Kletternetze aus, mit deren Hilfe die Truppe das Schiff verlassen würde, und die ersten Schlauchboote wurden von Deck gelassen. Sie waren etwa so groß wie jene, mit denen
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