Todesfahrt: Thriller (German Edition)
Dietrich von Tarow den ersten Angriff auf die Caroline gestartet hatte, verfügten aber nicht über einen Elektroantrieb. Dafür waren sie über neunzig Stundenkilometer schnell und würden ihr Ziel in weniger als zwei Stunden erreichen. Zwar hätte die Tonnerre die Entfernung zwischen sich und Laasqoray verringern können, doch dann wäre sie vom Radar der Piraten erfasst worden.
»Gut, dass die See heute recht ruhig ist. Dann kotzen die Männer unterwegs weniger«, spottete Fahrner.
Der Mann kann es nicht lassen, fuhr es Dietrich durch den Kopf. Doch Fahrner wirkte wie ein Ventil, das immer dann Luft abließ, wenn die Spannung zu groß zu werden drohte. Auch jetzt lachten einige, und das war gut.
Nachdem die Legionäre ihre Boote bestiegen hatten, war Dietrich von Tarows Mannschaft an der Reihe. Schwer bepackt kletterten die Männer die Netze hinab und sammelten sich in ihrem Boot. Jamanah hielt sich wie immer an Dietrichs Seite, während Fahrner sich ans Steuer setzte und dabei in einer Weise grinste, dass die Zähne im Schein der Bordscheinwerfer der Tonnerre wie Elfenbein aufblitzten.
»Diesmal geht es den Schweinen an den Kragen!«, rief er seinem Major zu.
Dietrich blickte zu dem nächsten Boot hinüber, in dem neben Torsten, Wagner und den Männern aus Somaliland auch die Spezialisten der GSG 9 Platz nahmen. Fünf deutsche Soldaten und fünf Fremdenlegionäre folgten ihnen, um die Kommunikationswege so kurz wie möglich zu halten. Immerhin war Wagner der Kommandant dieser Aktion. Dietrich war ihm bisher noch nie während eines Einsatzes begegnet, aber er hatte schon einiges über ihn gehört. Es erleichterte ihn, diesen alten Wolf bei sich zu wissen. Fast noch gefährlicher erschien ihm der Tiger an dessen Seite, wie er Torsten für sich nannte. Einen Augenblick lang dachte er daran, dass er diesem nach dem Scheitern ihres ersten Angriffs auf die Caroline die Schuld daran gegeben hatte. Mittlerweile wusste er es besser. Wenn Torsten und Wagner keinen Weg fanden, die Caroline zurückzuholen, würde es auch ihm nicht gelingen.
»Waffen befehlsgemäß einsatzbereit!«
Die Meldung beendete Dietrichs Gedankengang, und er nickte dem Sprecher zu. »Sehr gut! Sobald alle Boote diese Meldung abgegeben haben, legen wir ab. Wir fahren in Kiellinie und orientieren uns jeweils an dem Boot vor uns. Abstand fünfzig Meter, verstanden?«
»Jawohl, Herr Major!«
Ein Boot nach dem anderen meldete sich einsatzbereit, und das erste löste sich nun von der Tonnerre . Das nächste folgte, und kurz darauf war Dietrichs Boot an der Reihe. Sechs Boote waren mit Franzosen besetzt, sechs mit deutschen Soldaten und eines mit Wagner, Renk und den Spezialisten. Ein weiteres Boot fuhr zwar mit, sollte aber nicht mit in die Kampfhandlungen eingreifen, sondern die Kommunikation mit der Tonnerre und deren Kampfhubschraubern aufrechterhalten. Dietrich hätte allerdings keinen einzigen Somaliland-Schilling dagegen gewettet, dass dieses Boot nur dazu diente, die Zahl auf vierzehn Boote zu erhöhen, um die Unglückszahl Dreizehn zu vermeiden. Sein Boot trug die Nummer sieben, und das nahm er als gutes Omen.
Das führende Boot erhöhte die Geschwindigkeit und raste nun über die fast spiegelglatte See. Die anderen folgten im befohlenen Abstand und bildeten eine Linie von gut siebenhundert Metern, welche auf die noch hinter dem Horizont verborgene Küste zuhielt.
Der Mond schien etwas zu hell für Dietrichs Geschmack, sorgte aber mit den Sternen am Himmel für eine eindrucksvolle Atmosphäre.
Fahrner schien ähnlich zu empfinden, denn er schnalzte genießerisch mit der Zunge. »Was für ein herrlicher Ausflug, Jungs! So was wird euch auf der Nord- oder Ostsee nicht geboten. Und das Beste ist, ihr habt euch nicht einmal eine Fahrkarte kaufen müssen.«
Erneut lachten einige Soldaten. Auch Dietrich schmunzelte. Die Motivation der Männer war gut. Dazu trug nicht zuletzt die geglückte Aktion gegen die Lady of the Sea bei. Sie hatten den Piraten erfolgreich die Zähne gezeigt, und nun würden sie ihr Meisterstück abliefern.
Wie aufs Stichwort begannen die Legionäre auf den vor ihnen fahrenden Booten zu singen. Es klang tatsächlich so, als befänden die Männer sich auf einer vergnüglichen Kahnpartie.
»Die Brüder sind ja in bester Stimmung«, frotzelte Fahrner. »Was meint ihr, Leute? Sollen wir nicht auch ein bisschen singen? Sonst meinen diese Jacques und Jeans noch, es hätte uns vor Angst die Stimme verschlagen!«
Dietrich
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