Todesfahrt: Thriller (German Edition)
bringen. Das benötigt Zeit. Also sollten sich die maßgeblichen Herrschaften ein wenig beeilen. Sachsen , Ende.«
Diezmann stieß die Luft aus den Lungen und drehte sich zu seinem Stellvertreter um. »Bringen Sie uns zwanzig Meilen näher an Land und bereiten Sie alles vor, damit wir die Piraten so schnell wie möglich ausladen können.«
»Aber der Befehl lautet, vor Ort zu bleiben«, wandte der Erste Offizier ein.
»Wenn wir die zwanzig Meilen fahren, sind wir deutlich näher vor Ort als jetzt«, gab Diezmann zurück. »So wie ich das Spiel kenne, wird wieder alles auf den letzten Drücker entschieden. Dann ist es gut, wenn wir schneller in Laasqoray sind. Oder wollen Sie, dass das ebenso in die Hose geht wie bei von Tarow?«
Darauf wusste sein Stellvertreter nichts zu antworten. Mit bellender Stimme erteilte er seine Befehle, und während die Sachsen Fahrt aufnahm, ärgerte er sich nicht weniger als sein Kapitän, weil sie vor den Piraten kuschen mussten.
VIER
W
ährend Dietrich von Tarows Kommandoeinheit mit einem neuen Airbus A400 nach Djibouti gebracht worden war, mussten Petra, Henriette, Wagner und Hans Borchart mit einem älteren Transportflugzeug ohne Komfort vorliebnehmen. Sie hockten auf ihren Seesäcken und hielten sich bei gelegentlichen Turbulenzen an Schlaufen fest, die an der Flugzeugwand befestigt waren. Vor allem Petra fiel es schwer, so zu sitzen, denn sie hatte die große Tasche mit einem von ihr selbst zusammengebauten Laptop samt einigen Peripheriegeräten auf dem Schoß und versuchte, ihre Ausrüstung vor dem Rütteln und Holpern der alten Transall zu schützen.
»Das nächste Mal fliege ich auf eigene Kosten mit einer Linienmaschine«, schimpfte sie, als das Flugzeug wieder einmal abrupt absackte und sich erst etliche Meter tiefer wieder fing.
»Was sollen wir eigentlich in Somalia?«, fragte Henriette, die insgeheim hoffte, sich dort Torsten Renk anschließen zu können.
»Ich habe noch keine genauen Anweisungen erhalten«, gab Wagner zu. »Es hieß lediglich, wir sollen uns so rasch wie möglich auf den Weg machen.«
»Die Zeit hätte ich besser zu Hause am Computer verbracht«, warf Petra bissig ein. »In dieser Klapperschaukel kann ich meinen Laptop nicht einschalten, weil die Chips sonst Polka tanzen.«
»Sie werden in Djibouti einen Raum bekommen, in dem Sie arbeiten können.« Wagner fühlte sich von ihrem andauernden Meckern genervt, ärgerte sich aber noch viel mehr über den mangelnden Kommunikationsfluss mit seinen neuen Ansprechpartnern im Kanzleramtsministerium. Die Anweisung, mit seinem gesamten Team nach Somalia zu fliegen, hielt er für ausgemachten Unsinn. Weder Petra Waitl noch Hans Borchart waren für Aktionen vor Ort geeignet. Statt in einem unbequemen Flugzeug Däumchen zu drehen, hätte Petra in Deutschland wertvolle Arbeit am Computer leisten können.
Wagner grummelte immer noch vor sich hin, als die Tür des Cockpits aufging und der Funker der Maschine den Kopf hereinstreckte. »Herr Major, eben ist eine Nachricht für Sie gekommen!«
»Bin schon unterwegs.« Wagner stand auf und ging nach vorne. Als er nach einigen Minuten zurückkam, war er so bleich, dass die drei ihn besorgt anstarrten.
»Ist etwas passiert, Herr Major?« In ihrer Anspannung fiel Henriette wieder in militärische Gepflogenheiten zurück.
Wagner blieb vor ihr stehen und atmete tief durch. »Es tut mir leid, Frau von Tarow. Ich habe soeben erfahren, dass es vor der somalischen Küste Probleme gegeben hat. Ihr Bruder Dietrich ist mit vier Booten und siebzig Mann losgefahren, um die entführte Caroline zu befreien …«
»Aber die Aktion ist doch abgeblasen worden!«, rief Henriette aus.
»Leider zu spät! Irgendjemand in der Übermittlungskette hat den Zeitunterschied zwischen Deutschland und Somalia nicht berücksichtigt. Daher kam der Befehl zum Abbruch erst, als die Aktion bereits angelaufen war. Beim Rückzugsgefecht mit den Piraten sind nur zwei Boote entkommen. Das Ihres Bruders war leider nicht dabei.«
»Nein!« Henriettes Lippen zitterten, und sie presste krampfhaft die Hände zusammen. In Bruchteilen von Sekunden lief ihr Leben vor ihrem inneren Auge ab, und sie erinnerte sich an so vieles, was sie ihrem ältesten Bruder zu verdanken hatte. Dietrich war immer für sie da gewesen und hatte sie gegen jeden verteidigt, der sie wegen ihrer halbphilippinischen Herkunft auch nur schief angesehen hatte.
»Es gibt aber Hoffnung«, fuhr Wagner fort. »Die Sachsen hat ein
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