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Todesfahrt: Thriller (German Edition)

Todesfahrt: Thriller (German Edition)

Titel: Todesfahrt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Marni
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Stoß in den Rücken. Sie drehte sich um und sah den Bundestagsabgeordneten Dunkhase hinter sich. Mit dem Vorsatz, dem Mann den Schlag publizistisch heimzuzahlen, ging sie zwei Schritte, bis ihre Nase beinahe den Rücken von Maggie Dometer berührte. Die korpulente Frau klammerte sich mit beiden Händen an Sven Kunath und bemühte sich, keinen der Piraten anzusehen, die die auf die Essensausgabe wartenden Menschen überwachten.
    Evelyne empfand beim Anblick des Paares Neid. Auch sie hätte sich eine Schulter gewünscht, an die sie sich lehnen könnte. Doch der Erste Offizier Stefan Magnus, mit dem sie eine leidenschaftliche Stunde verbracht hatte, war zusammen mit der restlichen Mannschaft in einen Laderaum im Unterdeck gesperrt worden und durfte nur heraus, um den Kapitän auf der Brücke abzulösen.
    Ein weiterer Stoß machte sie darauf aufmerksam, dass die Schlange vor ihr wieder zwei Schritte weitergewandert war. Langsam hasste Evelyne diesen Dunkhase. Unter Stress offenbarte der Kerl seine schlechtesten Charaktereigenschaften. Und so was will unseren Staat regieren!, dachte sie und beschloss, die Situation in ihrem kleinen Bericht nicht nur zu erwähnen, sondern auch aufzubauschen.
    Um nicht nur an den Trottel hinter sich zu denken, musterte sie die Piraten um sich herum. Es handelte sich zumeist um junge Burschen, die aussahen, als bekämen sie nicht genug zu essen. Evelyne wusste, dass sie oben auf dem Promenadendeck für sich kochten und die Lebensmittel auf dem Schiff nicht anrührten, als wären diese vergiftet oder verseucht. Bekleidet waren die Kerle mit einem Räuberzivil aus eigenen, oftmals zerrissenen Hosen oder Wickelröcken und Klamotten, die sie in den bordeigenen Boutiquen erbeutet hatten. Unter anderen Umständen hätte man sie mit ihren Polohemden und T-Shirts mit dem Emblem der Lady of the Sea für bordeigene Hilfskräfte halten können.
    Die Waffen in den Händen der Burschen ließen jedoch keinen Zweifel an ihren Absichten, und ihre durch das ewige Kauen von Kat glasigen Augen erinnerten Evelyne daran, dass man die Kerle am besten nicht ansprach und ihnen in allem gehorchte. Einem Passagier, der zornig geworden war, hatten sie mit dem Kolben eines Sturmgewehrs die Zähne ausgeschlagen. Das Risiko wollte sie nicht eingehen.
    »Geh endlich weiter, du doofe Kuh!« Diesmal beließ es der Bundestagsabgeordnete bei einem verbalen Rüffel. Das machte ihn Evelyne aber auch nicht sympathischer.
    Auch dem Staufener Ehepaar Weigelt und Herrn Erlmann, die hinter Dunkhase standen, passte der Ton des Mannes nicht. »Ein wenig höflicher könnten Sie schon sein«, wies der Exmajor den Abgeordneten zurecht.
    Jürgen Weigelt tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Stirn. »Unter Helmut Kohl wäre so einer nicht einmal zum Plakatekleben eingeteilt, geschweige denn für den Bundestag aufgestellt worden«, raunte er seiner Ehefrau zu.
    »Sie, das ist eine Beleidigung!«, fuhr Dunkhase auf und wollte auf den alten Herrn losgehen. Er blieb jedoch sofort stehen, als ihm einer der Piraten den Lauf seines Gewehrs unter die Nase hielt.
    »Not speaking!«, herrschte der ihn an und versetzte ihm einen Hieb gegen die Brust.
    Evelyne bemühte sich gar nicht erst, ihre Schadenfreude zu verbergen. Seit sich das Schiff in der Gewalt der Piraten befand, herrschte an Bord demokratische Gleichheit unter den Passagieren, ganz gleich, ob es sich um Politiker handelte, die sich selbst übermäßig wichtig nahmen, um millionenschwere Wirtschaftsbosse oder die Gewinnerin eines Preisausschreibens einer Frauenzeitschrift. »In Gottes und in der Piraten Hand sind alle Menschen gleich«, murmelte sie und sah sich nun selbst dem Piraten gegenüber, der den Bundestagsabgeordneten geschlagen hatte.
    Bevor der Mann etwas sagen konnte, senkte sie den Kopf und nahm eine unterwürfige Haltung ein. Der Kerl grunzte nur und lehnte sich wieder gegen die Wand.
    Langsam ging es weiter. In der Eingangstür zur Küche stand ein Tisch mit viereckigen Kastenbroten, Thunfischdosen und Mineralwasserflaschen. Unter den wachsamen Augen eines Piraten mühte sich ein Koch mit einem kleinen Taschenmesser ab, die Brote in gleich große Teile zu zerschneiden. Jeder Passagier, der an dem Tisch vorbeiging, erhielt ein halbes Brot, eine Dose Thunfisch und eine Wasserflasche als Ration für den ganzen Tag. Bei etwa zweitausend Passagieren dauerte die Essensausgabe mehrere Stunden, und das war von den Piraten so gewollt. Ihre Gefangenen sollten begreifen, dass sie

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