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Todesfahrt: Thriller (German Edition)

Todesfahrt: Thriller (German Edition)

Titel: Todesfahrt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Marni
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noch immer nicht, was sie von den Fremden halten sollte. Vor allem der Anführer verunsicherte sie. Obwohl sie seine Gefangene war, nahm er Rücksicht auf sie. Wenn sie Pause machten, ließ er sie allein, sodass sie ihre körperlichen Verrichtungen in aller Ruhe erledigen konnte. Dabei hätte sie mit Leichtigkeit fliehen können. In einer unbekannten Gegend und ohne Waffen erschien ihr das jedoch als zu gefährlich. Wenn sie an die Falschen geriet, würden diese ihr Gewalt antun und sie dann an die Araber drüben auf der Halbinsel verkaufen. Da erschien es ihr besser, bei den Fremden zu bleiben, zumal sich die Männer in eine Richtung bewegten, in der Teile ihres Stammes lebten. Dort würde sie hoffentlich eine Möglichkeit finden, sicher nach Hause zurückzukehren. Bei dem Gedanken erinnerte sie sich daran, dass ihre Heimat derzeit im Niemandsland lag und sich ihre Stammesverwandten mit anderen Flüchtlingen in dem Lager bei Xagal drängten. Dort war der einzige Ort, an dem sie Zuflucht finden konnte.
    Erneut erklang ein schrilles Fiepen, und der Mann am Steuer riss den Wagen herum. Ein weiteres Geräusch ließ ihn sofort wieder gegensteuern, und dann fuhr er so langsam, wie der Wagen es gerade noch zuließ, zwischen den beiden Stellen hindurch, an denen die Warngeräte Minen ausgemacht hatten.
    Zu Beginn hatte Jamanah den Sinn dieses Pfeifens und Fiepens nicht verstanden. Mittlerweile aber hatte sie begriffen, dass es etwas mit den Minen zu tun haben musste, und ihr wurde klar, wie viel Glück sie bei ihrer Fahrt gehabt hatte. Sie hätte jederzeit auf eine Mine stoßen und sterben können. Und sterben, so viel wusste sie jetzt, wollte sie nicht.
    »Ich habe Hunger!«, sagte sie langsam und deutlich. Der Mann verstand inzwischen diesen Satz in ihrer Sprache und griff mit einer Hand in die Tasche seiner Uniformjacke. Er brachte einen länglichen, in knisterndes Papier gehüllten Gegenstand zum Vorschein.
    »Hier! Aber vorher aufreißen«, erklärte Dietrich, weil seine Gefangene bei ihrer letzten Essenspause beinahe die Hülle mitgegessen hätte. Aus Erfahrung klug geworden, entfernte sie nun die Plastikhaut. Etwas zögernd steckte sie den Energieriegel in den Mund und kaute dann mit dem Ausdruck höchsten Entzückens darauf herum.
    Sie ist verdammt hübsch, fuhr es Dietrich durch den Kopf. Bis jetzt hatten Frauen ihn wenig interessiert. Bei jenen, die in der Bundeswehr dienten, hatte er sich angewöhnt, sie als geschlechtslose Kameraden zu betrachten, und mit Zivilistinnen hatte er nichts anzufangen gewusst. Er versuchte sich damit herauszureden, dass Jamanah diesen exotischen Reiz besaß und ihm vor allem durch ihre Größe imponierte. Sie musste auf blanken Sohlen mindestens einen Meter neunzig messen und überragte damit alle Frauen, denen er bislang begegnet war.
    Jetzt schalte dein Gehirn wieder ein, schimpfte er mit sich selbst. Im Grunde ist sie nichts anderes als ein kleines Wesen, das du irgendwo gefunden hast und um das du dich kümmern musst. Spätestens in ein oder zwei Tagen trennen sich ihre und deine Wege, und du wirst sie bald darauf vergessen haben.
    Während er noch grübelte, griff Jamanah ins Steuer und riss es herum. Jetzt erst drang das Pfeifen des Minenwarngeräts in sein Bewusstsein, und er begriff, dass er sie beinahe alle ins Verderben gesteuert hätte.
    »Danke«, sagte er zu Jamanah und nahm sich vor, besser aufzupassen.
    NEUNZEHN
     

    K
urz vor Raguuda trafen sie auf den ersten Vorposten von Somaliland. Die Wachen richteten ihre Waffen auf sie, erkannten dann aber die europäischen Soldaten und entspannten sich.
    Ein junger Offizier kam ihnen ein Stück entgegen und salutierte. »Captain Ikrum. Sie sind sicher die Überlebenden der deutschen Einheit, die den Schuften in Laasqoray eingeheizt hat!«
    Der freundliche Empfang erleichterte Dietrich. Er wusste zu wenig über Somalia, um über die politische Lage informiert zu sein. Von seinen Vorgesetzten hatte er nur erfahren, dass sie mit der befreiten Caroline nach Westen zum Hafen von Berbera fahren sollten.
    »Major von Tarow«, stellte er sich vor. »Wenn Sie uns Ihren Arzt zur Verfügung stellen könnten, wären wir Ihnen dankbar. Wir haben Verwundete.«
    »Ich bringe Sie zu unserem Hauptquartier. Dort finden Sie einen Arzt. Allerdings wird General Mahsin mit Ihnen sprechen wollen. Wir haben Sie schon eine ganze Zeit beobachtet und uns gewundert, dass Sie den Minen ausweichen konnten. Die bereiten uns derzeit arge Zahnschmerzen. Aber

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