Todesfahrt: Thriller (German Edition)
fragte der General und betrachtete Jamanah misstrauisch.
»Das kann ich Ihnen nicht sagen. Sie hat uns ihren Wagen zur Verfügung gestellt, damit wir schneller vorwärtskommen konnten. Ach ja, kurz vorher sind wir auf eine Kamelpatrouille gestoßen und haben diese verscheucht.«
»Wir haben die Schüsse gehört«, erklärte Mahsin, ohne seinen Blick von Jamanah zu lösen. Es schien ihm kaum glaublich, dass es sich bei ihr um eine Frau handeln sollte. Obwohl er nicht gerade klein war, ragte sie, als er aufstand, noch einmal um eine Handbreite über ihn hinaus.
»Wer bist du?«, schnauzte er sie in seiner Muttersprache an.
»Ich bin Jamanah aus Afduuga«, antwortete die junge Frau. »Die Blutsäufer haben die meisten Bewohner unseres Dorfes umgebracht. Nur wenige kamen mit dem Leben davon.«
»Afduuga?« Der General überlegte kurz. »Die Leute sind doch nach Xagal evakuiert worden. Was machst du hier, und woher hast du das Auto? Das hast du sicher irgendwo gestohlen!«
Jamanah schüttelte empört den Kopf. »Ich habe den Wagen nicht gestohlen, sondern von den Blutsäufern erbeutet. Ich konnte die Männer überraschen und mit meinem Gewehr erschießen.«
»Du willst schießen können?« Mahsin begann zuerst zu lachen, hob dann aber die Hand, als wolle er Jamanah schlagen.
Dietrich hielt es für an der Zeit, einzugreifen. »Was ist mit dem Mädchen? Was sagt sie?«
Der General drehte sich mit spöttischer Miene zu ihm um. »Sie behauptet, mehrere Männer getötet und dabei das Auto erbeutet zu haben. Außerdem will sie schießen können.«
»Nun, das ist doch leicht zu beweisen. Sie haben doch sicher einen Schießstand.« Eigentlich könnte es mir gleich sein, was mit diesem seltsamen Mädchen passiert, dachte Dietrich. Trotzdem fühlte er sich verpflichtet, ihr beizustehen.
Nach kurzem Zögern nickte der General. »Sie soll uns zeigen, wie gut sie schießen kann.« Er wandte sich wieder an Jamanah. »Du wirst jetzt schießen. Kannst du es nicht, lasse ich dich wegen deiner Lügen auspeitschen!«
Jamanah nickte, trat auf Dietrich zu und versuchte ihm zu erklären, dass sie ihre Kalaschnikow bräuchte.
Da der Major nicht wusste, welche Waffe sie meinte, rief er einen seiner Männer herein und forderte ihn auf, alle Waffen zu bringen, die sie bei Jamanah gefunden hatten.
Als der Major die vier modernen Cobray M-11 sah, nahm er eine davon in die Hand und sah dann Dietrich an. »Wie kommt das Mädchen an diese Waffen?«
»Wahrscheinlich hat sie sie mit dem Wagen erbeutet. Auf alle Fälle ist es interessant, zu wissen, dass es diese Dinger hier in größerer Zahl gibt. Irgendjemand unterläuft das Waffenembargo und liefert das neueste Kriegsgerät.«
Unterdessen hatte Jamanah ihre Kalaschnikow an sich genommen, überprüfte das Magazin und wandte sich mit einer auffordernden Geste an den General. »Ich bin bereit!«
Mahsin knurrte, verließ dann aber das Zelt und deutete auf mehrere kleine Felsen, die etwa hundert Schritt entfernt standen. »Wenn du einen davon triffst, will ich dir glauben.«
Während er einen Schritt zurücktrat, als hätte er Angst, sie könnte versehentlich ihn treffen, hob Jamanah die Waffe, zielte und feuerte den ersten Schuss ab. Bei dem kleinsten Felsen stob eine kleine Splitterwolke auf.
Der General keuchte überrascht, doch da schoss Jamanah erneut und traf den Felsen ein zweites Mal. Als auch der nächste Schuss ein Treffer war, hob Dietrich die Hand. »Ich glaube, das reicht!«
Insgeheim war er nun froh, dass es ihm und seinen Männern gelungen war, Jamanah zu überraschen. Wäre das Mädchen gewarnt gewesen, hätte es einen Schusswechsel und wahrscheinlich Verletzte gegeben. Der Gedanke, dass er in dem Fall vielleicht sogar Jamanah mit eigener Hand erschossen hätte, ließ seine Knie weich werden.
Tief durchatmend klopfte er ihr auf die Schulter. »Gut gemacht! Ich hätte nicht besser schießen können.«
Obwohl Jamanah ihn nicht verstehen konnte, begriff sie, dass das ein Lob war, und lächelte ihn an.
Der General brummte ärgerlich. »Dem Kerl, der diesem Mädchen das Schießen beigebracht hat, sollte man das Fell gerben. Wo kämen wir hin, wenn auch noch die Frauen in den Krieg ziehen würden? Die ganze Disziplin wäre beim Teufel. Na ja, wenigstens hat sie sich damit die Peitsche erspart. Ihre Waffen werden jedoch konfisziert.« Da er am Ende in den gebräuchlichen Dialekt des Somalischen übergegangen war, hörte Jamanah, was er vorhatte, und wurde zornig.
»Dieses
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