Todesfahrt: Thriller (German Edition)
Auto und die Waffen sind meine Beute, mit allem, was noch auf dem Wagen geladen ist. Ich fordere es für mich!«
»Du hast gar nichts zu fordern«, fuhr Mahsin sie an.
Dietrich bemerkte den beginnenden Streit und griff ein. »Was gibt es, General?«
Mahsin blies verächtlich die Luft durch die Nase. »Das Mädchen meint, der Wagen und die MPs wären seine Beute. Doch was will es damit? Es soll froh sein, wenn wir ihm das alte Sturmgewehr lassen. Die anderen Waffen brauchen wir für den Krieg!«
»Trotzdem können Sie ihr nicht einfach alles wegnehmen.« Dietrich wollte nicht, dass Jamanah seinetwegen einen Schaden erlitt, und redete mit Engelszungen auf General Mahsin ein, ihr wenigstens eine Entschädigung zukommen zu lassen.
Der Somali brachte mehrere Einwände, nickte aber zuletzt. »Also gut, sie bekommt etwas. Aber nur Ihnen zuliebe! Dafür müssen Sie mir aber einen Gefallen tun.«
»Wenn es in meiner Macht steht, gerne«, sagte Dietrich.
»Es steht in Ihrer Macht. Captain Ikrum hat mir erzählt, dass Sie mit dem Wagen durch das Minenfeld der Warsangeli-Milizen gekommen sind. Diese verdammten Hunde haben vor ein paar Wochen Maydh besetzt. Wir müssen diese Stadt unter allen Umständen zurückgewinnen, Major! Sie ist das Symbol unseres Stammes, unsere heilige Stätte. Sie in der Hand des Feindes zu wissen, ist ein Schlag ins Gesicht unseres Volkes. Aber der verdammte Minengürtel davor macht es uns unmöglich, einen Angriff zu starten. Wir würden bei dem Versuch so große Verluste erleiden, dass Diya Baqi Majids Männer uns zurückschlagen können. Aber wenn wir eine weitere Niederlage erleiden, erlischt der Kampfgeist unserer Armee, und wir müssen die Provinzen Sanaag, Togdheer und Sool aufgeben. Das wäre mehr als die Hälfte unseres Stammesgebiets!«
Die Stimme des Generals klang beschwörend, und Dietrich verstand, was den Mann bewegte. Die politische Führung seines Landes hatte die gesamte Verantwortung für den weiteren Bestand Somalilands auf ihn abgewälzt. Scheiterte er, würde sein Name für immer mit dem Niedergang seines Volkes verbunden sein.
Doch wog ein gewisses Verständnis für Mahsins Motive es auf, sich ohne Befehl oder Erlaubnis aktiv an den Kämpfen in Somalia zu beteiligen?, fragte Dietrich sich. Nun fand er es doppelt ärgerlich, dass seine Vorgesetzten es unterlassen hatten, ihn über die hiesigen Zustände zu informieren. Wenn er sich jetzt falsch entschied …
Er dachte diesen Gedanken nicht zu Ende, sondern sah Jamanah an. Den Worten Mahsins zufolge war ihr Dorf von den Feinden jenseits der Grenzen überfallen und der größte Teil der Bewohner ermordet worden. Sie selbst hatte man mit den Überlebenden in ein Flüchtlingslager im Binnenland geschickt. Er wusste nicht, aus welchen Gründen sie diesen Ort wieder verlassen hatte, um ins Grenzgebiet zurückzukehren. Eines aber konnte er mit hundertprozentiger Sicherheit sagen: Ohne sie hätten er und seine Leute es niemals bis zu General Mahsins Truppen geschafft. Wenn Leutnant Grapengeter am Leben blieb, so war dies ebenso ihr Verdienst wie die Tatsache, dass sie auf ihrer Flucht keine weiteren Verluste erlitten hatten.
Er sagte sich, dass er sich am besten revanchieren konnte, wenn er mithalf, ihre Heimat wiederzugewinnen. Daher wandte er sich an Mahsin. »Also gut, ich bin dabei! Allerdings möchte ich, dass meine verletzten Männer nach Berbera gebracht werden. Ich bleibe bei Ihnen und suche für Ihre Leute einen Weg durch die Minen.«
»Ich danke Ihnen!« Mahsin ergriff seine Hand und schüttelte sie. Dann wies der General auf Jamanah. »Ich habe derzeit nicht die Möglichkeit, das Mädchen in das Flüchtlingslager von Xagal zurückbringen zu lassen. Sie können es vorerst behalten.«
Dietrich gefiel der verächtliche Tonfall nicht, in dem Mahsin über Jamanah redete. Andererseits war es für sie wahrscheinlich besser, wenn sie in seiner Nähe blieb. Dann aber verdrängte er Jamanah wieder aus seinen Gedanken und sprach mit dem General den geplanten Angriff durch. Dieser brachte noch einen weiteren Punkt vor, um Dietrich die Zusammenarbeit schmackhaft zu machen.
»Wenn wir Maydh eingenommen haben, sind wir in der Lage, kurz darauf bis Laasqoray vorzustoßen. Die dortigen Milizen haben einige Ihrer Leute gefangen genommen und werden diese als wichtige Geiseln in der Stadt einsperren. Wenn alles gut geht, werden wir sie befreien!«
Das, sagte Dietrich sich, war wahrlich ein Grund, hierzubleiben. Um aber die
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