Todesfahrt: Thriller (German Edition)
als solche zu erkennen sind.«
Obwohl Hans den Auftrag, der vor ihm lag, nicht auf die leichte Schulter nahm, war er froh, sich trotz seiner Behinderungen als vollwertiges Mitglied des Teams erweisen zu können.
Henriette gönnte es ihm, auch wenn es sie wurmte, dass sie noch immer in Djibouti festsaß, während ihre beiden männlichen Kollegen bereits in Aktion waren oder es bald sein würden.
»Ich werde doch kündigen«, fauchte sie leise.
Über Hans’ Gesicht huschte ein Grinsen. »Aber doch hoffentlich nicht vor deinem Einsatz!«
»Meinem Einsatz?« Henriettes Kopf ruckte herum, und sie starrte ihn fragend an.
Hans hob lachend die Arme. »Ich habe keine Ahnung, worum es geht! Unser großer Guru meinte vorhin nur, dass er die letzten Vorbereitungen treffen würde, damit ihr beide ebenfalls eingreifen könnt.«
»Wir beide?« Henriettes Stimme klang schrill. Wenn Wagner Petra mitschicken wollte, war es mit Sicherheit kein Job, der mit Torstens und Hans’ Aufgaben zu vergleichen war.
»Wahrscheinlich schickt er uns wieder nach Hause, damit wir an unseren eigenen Computern Daten herausfiltern und außerdem die Hütte fertig einrichten können«, mutmaßte sie.
»Also, ich hätte nichts dagegen«, erklärte Petra, der die Hitze immer mehr auf den Geist ging, und sah sich von Henriettes zornblitzenden Augen buchstäblich durchbohrt.
ZWEI
S
a yyida empfand nichts als Ärger. Dabei waren all ihre Pläne erfolgreich in die Tat umgesetzt worden, und sie verfügte mit der Beute auf der Caroline über genügend Waffen, um den Kampf im Norden Somalias zu ihren Gunsten entscheiden zu können. Außerdem hielt sie mit den Passagieren und Besatzungsmitgliedern des Kreuzfahrtschiffs mehr und vor allem wichtigere Geiseln in der Hand, als es je einem anderen Warlord an der Küste gelungen war. Doch ausgerechnet von ihrer Schwester Sahar zu hören, dass ihr Handeln schlecht sei, hätte sie nicht erwartet.
»Du vergisst, dass ich alles auf den Rat und die Anweisungen unseres Vaters hin getan habe«, antwortete sie scharf.
Sahar sah sie mit traurigen Augen an. »Unser Vater hätte einen seiner Unteranführer damit beauftragen sollen und nicht dich. Du bist nur eine Frau!«
Sayyida fand es beschämend, sich verteidigen zu müssen. »Sag mir, Schwester, weshalb sollte eine Frau nicht ebenso Krieger befehligen können wie ein Mann? Außerdem ging es nicht anders. Hätte Vater, wie von dir gefordert, einen seiner Männer zum Anführer unserer Truppen gemacht, so würde dieser sich irgendwann zu seinem Nachfolger aufschwingen. Doch nach dem Geblütsrecht steht die Herrschaft über unsere Sippe nur meinem Sohn zu! Ich tue das alles nur für ihn!«
Doch Sahar gab nicht auf. »Vater hätte nach dem Tod deines Mannes einen neuen Anführer eurer Krieger bestimmen und dich mit ihm verheiraten sollen. Ob nun Nabil Ruh Atufs Sohn der neue Stammesführer wird oder ein Sohn, den du deinem zweiten Mann geboren hättest, bleibt sich doch gleich.« Sahar verstand nicht, wie eine Frau sich in Dinge einmischen konnte, die ihrem Geschlecht versagt waren. Doch Sayyida hatte schon als Kind ein rebellisches Wesen an den Tag gelegt und war nicht zuletzt deswegen der Liebling ihres Vaters gewesen.
Auch jetzt schnaubte ihre Schwester nur verächtlich und wechselte unvermittelt das Thema. »Wann kommt dein Mann aus Riad zurück?«
»Abdullah Abu Na’im pflegt uns nicht mitzuteilen, wohin er geht und wann er kommt«, antwortete Sahar gelassen.
»Ich habe ihm erklärt, dass er heute hier sein soll, und ich lasse mich nicht gerne versetzen!«, fauchte Sayyida.
»Beruhige dich doch, Schwester. Wenn Abdullah Abu Na’im heute nicht kommt, so kommt er eben morgen.«
»Ich habe die Lady of the Sea nicht mit dem Hubschrauber verlassen, um hier vergeblich auf deinen Mann zu warten. Was macht er überhaupt in Riad? Ich brauche ihn hier! Er soll für mich mit den Deutschen verhandeln.«
»Deswegen – so habe ich wenigstens gehört – wollte er auch nach Riad fliegen. Er muss mit einem der Prinzen reden, denn er braucht die Erlaubnis des Königs, wenn er den Vermittler spielen soll.«
Sahar verstand weder die Absichten ihrer Schwester noch deren Ungeduld. Für sie war das Leben, das sie selbst führte, das Maß aller Dinge. Solange sie der Mutter ihres Mannes gehorchte und er selbst in regelmäßigen Abständen zu ihr kam, konnte sie ihrer Meinung nach zufrieden sein. Gefahr für Leben und Leib, Hunger und materielle Not musste sie auf
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