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Todesfalter

Todesfalter

Titel: Todesfalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Korber
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seid.«
    »Wenn Arbeit und Fleiß, Ehrlichkeit und rechtes Streben gottgefällig sind, so gibt es niemand Christlicheren als die Gräffin.«
    »Wie schön, wie schön.« Die Heuchlinin betrachtete interessiert die vielen Ringe an ihren Händen. »Dann stimmt es wohl nicht, was man so hört.«
    Clara wandte sich um. »Was hört man denn?«
    »Ach«, begann die Frau des Diakons und lächelte auf ihre schmutzigen Finger hinab, dann hob sie den Kopf, »ach, wisst Ihr …« In ihrem Gesicht spiegelte sich Entsetzen. »Ich habe nichts …« Sie verstummte.
    Clara wandte sich um. In der Tür, groß und düster, einen kranken Geruch verströmend, stand der Diakon. Grimmig betrachtete er seine Frau und das junge Mädchen.
    Clara war gewiss nicht schreckhaft, aber jetzt wäre sie am liebsten fortgelaufen. Doch Heuchlins mächtige Gestalt füllte die Türöffnung ganz aus und versperrte jeden Weg nach draußen.

37
    »Die Kaiserkronen sind wirklich prachtvoll.« Maria schaute sich um. Die Volkamer’schen Gärten waren wahrhaftig ein Schmuckstück. »Und dass die Zitrusbäume schon draußen stehen. Vor der Schafskälte.«
    »Der Doktor ist aufgrund meteorologischer Berechnungen zu dem Schluss gekommen, dass keine Gefahr mehr besteht«, erklärte Peller respektvoll. »Er verbringt viele Nächte am Fernrohr und über Himmelskarten. Interessiert Ihr Euch auch für die Sterne?«
    Maria Sibylla schüttelte den Kopf. »Nur für die Erde und was auf ihr kriecht und wächst. Es ist so vielfältig. Wenn man sich hineinvertieft, gibt es dort mehr zu sehen und zu entdecken, als man in einem ganzen Leben schaffen kann. Die Sterne werden warten müssen.«
    Peller lächelte und schaute ihr zu, wie sie langsam von Busch zu Busch und von Staude zu Staude ging, schauend, schnuppernd, jedes Blatt mit den Fingern prüfend. »Übrigens zum Thema Warten«, sagte sie und hob den Kopf, »wann will der Doktor denn hier sein?«
    Peller schien es nicht gehört zu haben. »Wenn man Euch zusieht, könnte man meinen, dass ein Gang durch diesen Garten einer Weltreise gleichkommt.«
    Maria Sibylla lachte. »Ich hoffe nicht. In der Tat möchte ich eines Tages eine wirklich große Reise antreten. So wie Ihr. Und einen ganzen Kontinent entdecken.« Sie blieb stehen. »In diesem Tempo werde ich allerdings nicht weit kommen«, gestand sie und schaute sich um. »Und es ist auch nicht viel zu finden hier an Insekten. Wie damals in den Hesperidengärten.«
    »Das tut mir leid«, sagte Peller. »Und auch der verehrte Dr. Volkamer würde es bedauern.«
    »Wo ist der Herr Doktor denn nun? Ich würde ihm gerne meinen Dank abstatten für die Erlaubnis.«
    Pellers Gesicht verschloss sich. »Der Herr ist beschäftigt«, wehrte er ab. Er schaute erst zu Boden und dann verlegen zu ihr auf. Langsam kam das vertraute, schüchterne Lächeln in sein Gesicht. »Um ganz ehrlich zu sein, habe ich ihn gar nicht erst gefragt, ob ihm Euer Besuch recht ist, und mir einfach den Schlüssel geborgt.«
    »Oh«, entfuhr es Maria Sibylla. Unwillkürlich schaute sie sich um, ob schon jemand ihr Eindringen bemerkt hatte.
    »Keine Angst«, fügte Peller hinzu. »Er vertraut mir ganz und gar und hätte wohl auch nichts dagegen. Ich wollte einfach freundlich zu Euch sein, da Ihr es zu mir wart.«
    »Das weiß ich zu schätzen«, antwortete Maria Sibylla artig, die immer noch nervös war. »Doch ich muss gestehen, dass ich dieses Geschenkes im Moment nicht ganz froh werde. Wenn der Herr Doktor nun davon erfährt und es nicht gutheißt … Ich würde lieber gehen.«
    »Ihr seid so klar und ehrlich. Mein Wort, ich habe nicht viele Frauen wie Euch getroffen.«
    »Also, ich …«
    »Bitte«, unterbrach er sie und wies mit der Hand auf eine Laube, wo auf einem Tisch zwei Holzteller und zwei Becher warteten. »Ich habe eine kleine Erfrischung für uns besorgt, einen kühlen Wein, da ich doch damit rechnete, Euch von Reisen in heiße Länder berichten zu müssen.«
    »Aber der Herr Doktor …«, wandte Maria Sibylla ein, obwohl sie tatsächlich Durst verspürte. »Ich habe bereits Ärger genug am Hals.«
    »Ja, wir beide wissen, was es bedeutet, mit dem Rat aneinanderzugeraten, nicht wahr?«
    »Ha!« Maria schnaubte und stemmte unwillkürlich die Arme in die Hüften.
    Sie schauten einander an und mussten plötzlich beide lachen.
    »Wisst Ihr, dass ich schon mal in einem fremden Garten war? Damals habe ich sogar eine Blume gestohlen«, gestand sie ihm.
    Er lachte noch immer. »Ich werde Euren

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