Todesfee
fragte Donn Dige matt.
»Ich werde mich bemühen, in Erfahrung zu bringen, was mit deiner Tochter geschehen ist, Donn Dige. Ich hoffe, es noch vor Einbruch der Nacht zu wissen.«
Auf dem Rückweg – sie ritten in Richtung von Febrats und Caras Hof – sagte Fallach, noch immer ganz verwundert: »Ich verstehe das nicht, Lady. Du scheinst etwas zu wissen, was ich nicht weiß.«
Fidelma lächelte kurz.
»Sagen wir, ich habe jetzt so eine Vermutung.«
»Wo reiten wir hin, Lady?«
»Zum Hof von Faramund.«
Er starrte sie an.
»Du glaubst doch nicht etwa, dass Faramund und die Uí Fidgente wirklich Febrats Gehöft überfallen haben?«
»Ich werde dir sagen, was ich glaube, wenn wir bei Faramund sind.«
Das Gehöft lag am Fuß eines Hügels. Als sie über den leicht abschüssigen Hang ritten, zeigte Fallach auf einen weiteren, etwa eine halbe Meile entfernten schroffen kleinen Felshügel.
»Das ist der Cnoc Cerb, der Silberhügel, Lady«, sagte er. »Dort muss Febrat das Silber ausgegraben haben.«
Sobald sie sich dem Hof näherten, begannen Hunde zu bellen.
Ein braungebrannter junger Mann mit dunklen Haaren und hübschem Gesicht war aus dem Haus getreten. Jetzt lehnte er am Tor und sah ihnen freundlich lächelnd entgegen.
»Das ist Faramund«, murmelte Fallach zur Erklärung.
»Guten Tag, Fallach. Guten Tag, Schwester«, rief der junge |289| Mann. »Was kann ich an diesem schönen Nachmittag für euch tun?«
Fidelma hielt ihr Pferd an und saß ab. Fallach folgte ihrem Beispiel.
»Du kannst Cara sagen, sie soll aus ihrem Versteck herauskommen«, erwiderte Fidelma ebenfalls lächelnd.
Faramund erschrak, gewann aber sofort die Beherrschung wieder. Fallach stand der Mund offen.
»Cara?«, fragte Faramund verblüfft. »Meinst du … meinst du Febrats Frau? Ich weiß nicht, wo …«
Fidelmas Mundwinkel zogen sich missbilligend nach unten.
»Wir können eine Menge Zeit sparen, wenn du ehrlich bist, Faramund. Du hast deinen Stammesfürsten Conrí in eine peinliche Lage gebracht, indem du Scheinüberfälle auf Febrats Hof organisiert und mit seiner Frau gemeinsame Sache gemacht hast, um ihn für geistesgestört erklären zu lassen.«
»Gemeinsame Sache …?« Die gute Laune des jungen Mannes schien sich in Wut aufzulösen. »Wer bist du, dass du hierherkommst und solche Anschuldigungen vorbringst?«
»Fallach, erkläre Faramund, wer ich bin.«
Der Krieger tat, wie ihm geheißen.
»Also, Faramund, du hast die Wahl«, fuhr Fidelma dann ruhig fort. »Entweder du arbeitest gleich mit mir zusammen, oder du tust es später, unter Zwang, vor deinem Fürsten. Wenn du dich für Letzteres entscheidest, wird die Strafe bei deiner Verurteilung umso härter ausfallen.«
Faramund starrte sie böse an. Er ließ sich nicht einschüchtern.
»Du drohst, mich vor ein Gericht zu bringen? Du bist entweder sehr tapfer oder sehr dumm,
dálaigh
. Ihr seid nur zu zweit, ein Krieger und eine Frau. Ich habe ein halbes Dutzend Männer in Rufweite. Ich brauche sie nur herzubefehlen …«
|290| »Und was dann? Díomsach und dein eigener Stammesfürst Conrí warten auf dich. Glaubst du, eine
dálaigh
und Schwester des Königs von Muman ungestraft bedrohen zu können?«
»Der König von Muman ist nicht hier, und ich …«, sagte Faramund feindselig.
Eine weibliche Stimme unterbrach ihn.
»Hör auf, Faramund! Mit körperlicher Gewalt erreichst du hier nichts. Sie ist zu mächtig.«
Eine junge Frau trat aus der Tür. Sie hatte dunkles Haar, war wohlgebaut und sah sehr gut aus. Das wusste sie offenbar; ihr Gang hatte etwas sehr Sinnliches. Fidelma sah, dass sie einen Holzhammer in der Hand hielt.
Faramund schien Cara widersprechen zu wollen.
»Cara! Also hier bist du?«, begrüßte Fallach sie erstaunt.
Die junge Frau lachte. »Das ist wohl nicht zu übersehen«, sagte sie bitter und starrte Fidelma an. »Aber woher wusstest du das?«
Fidelma seufzte leise.
»Wann hast du dir diesen verrückten Plan ausgedacht, Cara? War das vor oder nach deiner Heirat mit Febrat?«
»Ich habe nichts zu sagen«, entgegnete Cara voller Trotz. »Ist es ein Verbrechen, sich einen Liebhaber zu nehmen? Mein Ehemann kann nicht alle meine Wünsche erfüllen.«
Faramund nickte eifrig bei ihren Worten.
»Cara hat recht. Wir sind einfach ein Liebespaar. Was wirfst du uns sonst noch vor?«
»Mir war nicht bewusst, dass ich dir etwas vorgeworfen habe«, sagte Fidelma. »Aber da du schon davon angefangen hast, es ist ganz einfach. Du willst Febrat aus
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