Todesfee
noch einen Augenblick lang hier im Zelt bleiben.«
Lígach eilte davon, und Laisran stand etwas unbeholfen da, während Fidelma sich nochmals niederbeugte.
»Was soll ich tun?«, fragte er.
Fidelma lächelte kurz zu ihm hoch.
»Du wirst meine Nachforschungen bezeugen«, antwortete sie, »denn ich möchte nicht gern vom Obersten Brehon von Laighin der Einmischung bezichtigt werden.«
»Ich stehe zu deiner Verfügung«, versicherte Laisran.
Fidelma begutachtete sorgfältig den Körper des Toten.
»Wonach suchst du?«, erkundigte sich der Abt nach einer Weile.
|331| »Ich weiß es nicht. Nach irgendetwas. Nach etwas, das ungewöhnlich ist.«
»Sicher ist das Ungewöhnliche die Tatsache, dass der Mann vergiftet wurde?«
»Dennoch müssen wir sicherstellen, dass wir nichts übersehen haben.« Sie erhob sich wieder. »Lass uns nun die Zeugen befragen.«
Fidelma und Laisran nahmen auf Klapphockern in Lígachs Zelt Platz. Es gab einen Tisch, und ein Schreiber war geholt worden, um das Protokoll zu führen. Er war ein junger, nervöser Mann, der geduckt über seinen Tintenfässern und Papyrusblättern saß, die man aus fernen Ländern kommen ließ.
»Wen soll ich als Erstes hereinführen, Schwester?«, fragte Lígach.
»Wer hat dieses Wetttrinken organisiert?«
»Rumann, ein Freund Ruisíns, und Cobha, der das Ale zur Verfügung stellte.«
»Bringe mir zuerst Rumann.«
Ein junger Terrier kam ins Zelt gelaufen. Die Ohren aufgestellt, das Maul leicht geöffnet, zerrte er an einer Leine und zog so einen Mann ins Zelt, der sie umklammert hielt. Der Terrier sprang aufgeregt, doch freundlich auf Fidelma zu, mit munterem Kläffen und wild wedelndem Schwanz. Der Mann zerrte an der Leine, bis sich der Hund gehorsam zu seinen Füßen niederließ. Dann machte er eine entschuldigende Geste.
Der Mann war Rumann. Er glich Ruisín beinahe wie ein Zwillingsbruder, allerdings hatte er braunes, zerzaustes Haar. Er war ebenfalls groß und stark und sah wie ein Schmied aus. Und in der Tat war dies das Handwerk, das er ausübte.
»Verzeih, Schwester, aber mein Hund Cubheg ist jung und verspielt. Er tut dir nichts.«
Er band die Leine an einem Zeltpfosten fest. Der Hund hörte |332| nicht auf, daran zu ziehen und sich gegen die Leine zu stemmen. Rumann blickte sich um.
»Mit deiner Erlaubnis, Schwester?« Er deutete auf eine Schale, die auf dem Tisch stand. Nicht weit davon stand ein Krug mit Ale. Er goss etwas Ale in die Schale und stellte sie dem Hund hin, der sogleich begann, lautstark und mit sichtlichem Genuss daraus zu schlecken. »Cubheg trinkt gern mal einen Schluck Bier. Ich kann es ihm nicht abschlagen. Nun, womit kann ich dir helfen?«
»Dieses Wetttrinken: Wessen Idee war das?«, fragte Fidelma ohne lange Vorrede.
»Crónán von den Fidh Gabhla hat uns dazu herausgefordert.«
»Wieso das?«
Rumann zuckte mit den Schultern.
»Die Rivalität zwischen den Fidh Gabhla und den Osraige reicht Generationen zurück.«
»Das ist wahr«, flüsterte Abt Laisran an ihrer Seite.
»Während der Spiele in den letzten Tagen fanden mehrere Wettbewerbe statt, und die Osraige lagen mit den Fidh Gabhla gleich auf«, fuhr Rumann fort. »Da forderte Crónán meinen Freund Ruisín zum Wetttrinken heraus, das letztendlich entscheiden sollte, welcher Stamm auf diesem Jahrmarkt den Sieg davontragen würde, die Osraige oder die Fidh Gabhla.«
Fidelmas Mundwinkel zogen sich missbilligend nach unten.
»Ein Clan soll den Sieg nur dadurch erringen, dass eines seiner Mitglieder am meisten trinken kann?«
»Schwester, du musst doch wissen, dass dies ein alter Brauch ist, den man in vielen Ländern kennt? Wer immer am meisten trinken und sich danach noch auf den Füßen halten kann, ist der Sieger. Dies sollte der letzte große Wettkampf zwischen uns auf dem Aenach von Carman sein.«
|333| »Warum wurde Ruisín dafür ausgewählt?«
»Er hatte die meisten Wettbewerbe gewonnen. Und er war ein großartiger Trinker«, prahlte Rumann. »Er konnte ein ganzes Fass voll Ale trinken und am Ende noch das leere Fass über seinen Kopf stemmen.«
Dazu schwieg Fidelma lieber.
»Galt die Herausforderung ihm oder den Osraige?«
»Ruisín war unser bester Krieger. Da gab es keinen Unterschied.«
»Erzähle mir bitte, was während des Wettbewerbs geschehen ist.«
»Ruisín und Crónán trafen sich am Zelt des Alebrauers Cobha. Er stellte ja das Ale bereit. Und …«
»Auf wessen Seite stand Cobha?«, fragte Fidelma scharf.
»Er gehört zu den Fidh
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