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Todesfee

Todesfee

Titel: Todesfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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zusammen aufgewachsen.«
    »Nur eine alte Freundschaft?«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Sagen? Ich stelle eine Frage. Wenn du Ernán so wenig leiden konntest, war es dir sicher nicht recht, dass Blinne mit ihm verheiratet war.«
    »Du würdest bald herausfinden, dass das für jeden in der Gemeinde gilt«, räumte Tadhg mürrisch ein. »Ich leugne es nicht. Die arme Blinne. Sie hatte nicht den Mut, ihn zu verlassen. Er hat sie total beherrscht.«
    |193| »Soll das heißen, sie hat ihn nicht geliebt?«
    »Wie hätte sie ihn lieben können? Er war ein Rohling.«
    »Wenn sie in dieser Ehe unglücklich war, so sieht das Gesetz neun Gründe vor, aus denen sie sich hätte scheiden lassen können, und noch mehr, um sich von ihm zu trennen.«
    »Ich habe dir gesagt, sie hatte nicht den Mut dazu. Er war ein mächtiger, herrschsüchtiger Mann, und dass er von der Todesfee geholt wurde, ist ausgleichende Gerechtigkeit, egal, ob man es nun Todesfee oder Wolf nennt. Dass ihn, diese Bestie, eine noch stärkere Bestie der Nacht angriff und ihm die Kehle durchbiss, war sein gerechter Lohn«, schloss der junge Mann seine Rede.
    »Wirklich?« Fidelma blickte ihn nachdenklich an. »Wo warst du vorgestern Nacht? Wo warst du, als Ernán getötet wurde?«
    »In meinem Haus. Ich habe geschlafen.«
    »Wo ist dein Haus?«
    »Auf dem Hügel dort.« Er hob den Arm und deutete in die Richtung.
    »War jemand bei dir?«
    Der junge Mann wirkte entrüstet.
    »Natürlich nicht!«
    »Schade«, sagte Fidelma leise.
    »Was meinst du damit?« Tadhg blinzelte verwirrt.
    »Nur, dass ich gerne ausgeschlossen hätte, dass du dich in der Nähe von Ernáns Gehöft aufgehalten hast. Er wurde ermordet, ihm wurde die Kehle durchschnitten, und du hast mir soeben einen sehr guten Grund dafür angegeben, warum man dich dieses Mordes verdächtigen könnte.«
    Jetzt wich plötzlich alles Blut aus Tadhgs Gesicht.
    »Ich habe gehört, dass ihm die Kehle zerissen wurde«, sagte er leise. »Ich habe angenommen, dass es ein Wolf war, obwohl viele hier abergläubisch sind und von der Todesfee sprechen.«
    |194| »Wer hat dir erzählt, dass er so gestorben ist?«
    »Alle reden davon. Du sagst, er wurde ermordet? Wie kannst du so sicher sein?«
    Fidelma machte sich nicht die Mühe, zu antworten.
    »Nun, ich habe es nicht getan. Ich lag in meinem Bett und schlief.«
    »Wenn das die Wahrheit ist, hast du mir eine andere Verdächtige geliefert«, sagte sie nachdenklich. »Blinne.«
    Tadhg schluckte.
    »Sie würde niemals … Das ist nicht möglich. Sie hatte nicht genug Mut, sich von Ernán scheiden zu lassen. So sanft, wie sie ist, hätte sie ihn nicht niederschlagen können.«
    »Die Menschen reagieren manchmal sehr seltsam. Wenn es weder Blinne war, noch du es getan hast, wer hatte sonst Grund, Ernán zu hassen – einen Mann, der angeblich keine Feinde hatte?«
    Tadhg hob hilflos die Hände.
    »Ich möchte später noch einmal mit dir reden, Tadhg.«
    Fidelma drehte sich um und setzte, in Gedanken vertieft, ihren Weg zur Mühle fort.
    Der Müller stand vor der Tür; er war ein liebenswürdiger Mann mittleren Alters mit einem runden Gesicht und blitzenden graublauen Augen, die vielleicht auch der Grund für seinen Namen waren, der auf eine solche Farbe hinwies. Der stämmige Mann trug eine Lederschürze und ein offenes Hemd; seine Muskeln wölbten sich, als er einen Sack Mehl auf einen Karren hob.
    »Schlimme Geschichte, Schwester, schlimme Geschichte«, sagte er, als sich Fidelma vorstellte.
    »Du warst ja ein unmittelbarer Nachbar von Ernán.«
    Der Müller drehte sich um und wies mit der Hand nach vorn. Von ihrem Standort aus senkte sich der Boden leicht in Richtung |195| auf den breiten Fluss. Fidelma sah ein paar Felder und dahinter ein Ulmenwäldchen.
    »Das Gebäude zwischen den Bäumen ist Ernáns Hof. Wir sind kaum zehn Minuten Fußmarsch voneinander entfernt.«
    »Und warst du mit ihm befreundet?«
    »Ich habe Ernán zum Mann heranwachsen sehen. Ich war ein Freund seiner Eltern. Sie wurden getötet, als Crundmáel von Laighin mit seinen Schlachtschiffen den Siúr heraufkam und auf Raubzug ging. Von der ganzen Familie hat nur Ernán überlebt, und so hat er den Bauernhof übernommen und ihn weiterhin erfolgreich bewirtschaftet. Seine Frau, Blinne, ist meine Nichte.« Er grinste. »Bláth natürlich auch.«
    »Ernán war beliebt?«
    »Er hatte keinen einzigen Feind auf der Welt«, antwortete Glass sofort.
    »Er und Blinne waren glücklich miteinander?«
    »Es gab

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