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Todesfee

Todesfee

Titel: Todesfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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kein glücklicheres Paar.«
    »Und Bláth wohnt auch auf ihrem Hof?«
    »Sie könnte auch hier wohnen, wenn sie es wollte. Aber Blinne und Bláth stehen einander sehr nahe. Sie sind nur ein Jahr auseinander und beinahe wie Zwillinge. Blinne wollte ihre Schwester bei sich haben, und Ernán hatte nichts dagegen, da sie bei der Arbeit auf dem Hof hilft. Aber warum stellst du mir diese Fragen?«
    Fidelma gab keine Antwort.
    »Erzähl mir von der Todesfee«, sagte sie.
    Glass lächelte kurz.
    »Ich habe das Heulen nur allzu deutlich gehört.«
    »Wann zum ersten Mal?«
    »Das eine Mal genügt mir.«
    Fidelma runzelte die Stirn.
    »Du hast es nur ein Mal gehört?«
    |196| »Gestern früh, kurz bevor die Sonne aufging.«
    »Nicht vorher, nicht vor dem Morgen, an dem Ernán tot aufgefunden wurde?«
    »Nein. Nur an jenem Morgen. Mir reicht das. Es klang wie das Wehklagen einer gequälten Seele.«
    »Was hast du getan?«
    »Getan? Gar nichts.«
    »Du warst nicht neugierig?«
    »Neugier auf die Todesfee kann einen seine unsterbliche Seele kosten«, antwortete Glass ernst.
    »Wann erfuhrst du, dass Ernán tot ist?«
    »Als Bruder Abán kam und es mir erzählte und mich fragte, ob ich in der Nacht etwas gehört hätte.«
    »Und du konntest ihm sagen, dass dem so war?«
    »Natürlich.«
    »Aber erst gestern Morgen?«
    Glass nickte.
    »Nur aus reinem Interesse: Wenn Ernán der letzte Spross seiner Familie war, nehme ich an, dass sein Hof nun auf Blinne übergeht?«
    »Blinne erbt alles, was er hat«, pflichtete ihr Glass bei. Plötzlich schweifte sein Blick in die Ferne zu Ernáns Hof. Fidelma sah eine Gestalt, die sie zuerst für Blinne hielt, den Hügel heraufkommen. Dann merkte sie, dass diese Frau Blinne nur ziemlich ähnelte.
    »Bláth?«
    Glass nickte.
    »Ich werde ihr entgegengehen.«
    Auf halbem Weg den Pfad hinunter lagen ein paar große Steine, die eine natürliche Sitzgelegenheit boten. Fidelma erreichte sie zur selben Zeit wie Bláth. Sie grüßte Bláth.
    »Ich bin unterwegs zur Mühle meines Onkels, weil mir Blinne |197| gesagt hat, dass du mich dort suchst. Du bist die
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aus Cashel, nicht wahr?«
    »Die bin ich. Ich muss dir ein paar Fragen stellen. Weißt du, Bláth, die Umstände, unter denen dein Schwager gestorben ist, sind für mich nicht zufriedenstellend geklärt.«
    Bláth, die etwas jüngere Version der attraktiven Blinne, schürzte die Lippen.
    »Ein Tod, bei dem übernatürliche Kräfte im Spiel sind, übersteigt eben unser Vorstellungsvermögen.«
    »Bist du sicher, dass wir es mit übernatürlichen Kräften zu tun haben?«
    Bláth wirkte überrascht. »Mit was denn sonst?«
    »Das will ich herausfinden. Man hat mir gesagt, du hättest drei Nächte lang das Heulen der Todesfee gehört?«
    »So ist es.«
    »Du bist jede Nacht aufgewacht und hast nachgesehen?«
    »Nachgesehen?« Die junge Frau lachte schrill auf. »Ich weiß, was von alters her üblich ist. Ich habe mich umgedreht und den Kopf unter dem Kissen vergraben, um dem Heulen zu entkommen.«
    »War es laut?«
    »Es war schrecklich.«
    »Und doch hat es weder deine Schwester noch ihren Mann geweckt?«
    »Es war übernatürlich. Vielleicht konnten es nur bestimmte Menschen hören? Glass, mein Onkel, hat es gehört.«
    »Aber nur einmal.«
    »Einmal reicht.«
    »Nun gut. Waren deine Schwester und Ernán glücklich miteinander?«
    Fidelma sah den Schatten, der über Bláths Gesicht huschte.
    »Ja, doch.« Fidelma hatte Bláths Zögern bemerkt.
    |198| »Ich glaube, deine Antwort war nicht präzise«, sagte sie. »Sie waren unglücklich, nicht wahr?«
    Bláth presste die Lippen aufeinander und wollte es anscheinend leugnen. Dann nickte sie.
    »Blinne versuchte, das Beste daraus zu machen. Sie war schon immer so. Ich hätte mich von Ernán scheiden lassen, aber sie war da anders.«
    »Alle sagen, dass sie und Ernán einander sehr liebten und glücklich miteinander waren.«
    »So haben sie es vor der Gemeinde dargestellt«, erwiderte die junge Frau achselzuckend. »Aber was hat das mit dem Tod von Ernán zu tun? Die Todesfee hat ihn geholt.«
    Fidelma lächelte schwach.
    »Glaubst du das wirklich?«
    »Ich habe gehört …«
    »Versuchst du Blinne zu schützen?«, fuhr Fidelma sie an.
    Bláth blinzelte und errötete.
    »Erzähl mir von Tadhg«, forderte Fidelma scharf, damit Bláth keine Zeit hatte, ihre Gedanken zu sammeln.
    »Du weißt …?«, begann Bláth und verstummte sofort.
    »Begann das Unglück, als Tadhg ins Dorf zurückkam?«
    Bláth

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