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Todesfinal

Todesfinal

Titel: Todesfinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schuberth
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bedeuten sollte. Unter vier Augen, hatte Panzer gesagt. Aber er würde sicher nicht allein kommen. Er hatte zu viel Angst. Er würde seine Leute mitbringen, gute Leute, die besten, so einen Fehler wie mit Birdy würde Panzer nicht noch einmal machen.
    Wie konnte Panzer überhaupt glauben, dass er so einfach diese Einladung annehmen würde? Die einzige Erklärung war, dass Panzer auf Morlovs Schwachstelle vertraute. Du bist einfach zu naiv, hatte er ihm immer wieder gesagt. Aber Morlov war nicht naiv. Er hatte nur gehofft, vertrauen zu können. Er hatte gehofft, Freunde zu haben. Aber er hatte keine Freunde. »Wo soll denn dieses Treffen stattfinden?«, fragte Morlov.
    Panzer ließ wieder sein albernes Lachen hören. »Ich schicke dir ’ne Mail«, sagte er. »Und weil du so auf dieses Versteckspielen stehst, hab ich gedacht, ich schicke dir die GPS-Daten.« Wieder lachte er.
    Plötzlich wusste Morlov, warum Panzer ihm diesen Vorschlag machte und so sicher schien, dass er kommen würde. Sie trafen sich zu einem Duell. Einer von ihnen würde am Ende tot sein. Beide hatten sie den brennenden Wunsch, den anderen zu töten.
    Es ging nicht mehr um die Dokumente, die Morlov immer als seine Lebensversicherung betrachtet hatte, es ging nicht mehr darum, dass Panzer Angst hatte, Morlov könnte durch seine Geocaching-Spielchen beide verraten, ihn und Panzer, es ging darum, dass nur einer von ihnen überleben konnte.
    Und Panzer schien sich völlig sicher zu sein, dass Morlov auf der Strecke bleiben würde. Doch Morlov würde ihm beweisen, warum man ihn »das Phantom« nannte. Mit dem größten Vergnügen würde er diesem Gauner das Gehirn aus dem Kopf pusten. Dann müsste er endlich nicht mehr sein blödes Geschwätz ertragen.
    »Wir sehen uns«, sagte Panzer.
    Morlov hielt den Telefonhörer immer noch in der Hand, obwohl Panzer schon längst aufgelegt hatte. Seine Hand schmerzte, so fest hatten sich seine Finger um den Hörer gekrallt.
    •
    Zwei Uhr nachts und Skamper saß immer noch vor dem Computermonitor. Seine Augen brannten, er sollte aufgeben und sich hinlegen, doch er suchte immer noch in den Untiefen des Webs nach Spuren zu Simon Morlov.
    Er hatte Suchanfragen eingegeben, aber diese hatten ins Leere geführt. Es gab noch Menschen, über die es nichts zu googeln gab, die sich versteckt hielten, die den Moloch Internet mieden oder, wenn sie denn ins Netz gingen, dies nur mit falscher Identität taten.
    Und die auch dem Drang zur Selbstdarstellung widerstanden. Es gab nichts über Simon Morlov. Für die Caches, die er im Internet veröffentlichte, hatte er Decknamen erfunden. Er versteckte sich mit irgendwelchen Fantasienamen hinter den anderen Spinnern, die besondere Verstecke anpriesen. Extreme Geocaching an gefährlichen Lost Places . Nichts für Weicheier und Anfänger.
    Skamper blickte auf den Zettel, der neben seiner Tastatur lag. Der Zettel, den er bei dem toten Markoven gefunden hatte. Er las noch einmal, was darauf stand: »Und wenn der Gott der Schatzsucher gnädig war, wenn man die Zeichen richtig gedeutet hat, die Wüsten durchquert hat und den Dschungel durchwandert, wenn man die Hitze ertragen hat und die Kälte, den Hunger und den Durst, wenn man nicht verrückt geworden ist, besessen von dem Dämon Gold, dann kann man vielleicht den magischen Augenblick erleben, wo man die Schatzkiste hebt.«
    Das war genau das, was Skamper bei seinem Vortrag in der Volkshochschule gesagt hatte. Diese Nachricht war von Morlov, für Skamper gab es keinen Zweifel. Morlov war bei diesem Vortrag gewesen, es war immer Morlov gewesen, der Bettler in der Fußgängerzone, der Mann mit der Pistole im Stollen der alten Fabrik und auch der Killer, der Markoven im Spielzeugmuseum getötet hatte.
    Skamper starrte auf den Bildschirm. Er würde nichts mehr herausfinden. Es war Zeit, ins Bett zu gehen.
    •

Morlov hatte den Kopf auf den Küchentisch gelegt und schlief. Er hatte die halbe Nacht wach gelegen, die Kopfschmerzen waren zu stark gewesen und jetzt war er müde.
    »Wach auf«, sagte eine Stimme, die von ganz weit weg zu kommen schien.
    Morlov öffnete die Augen und richtete sich auf. Ihm gegenüber saß der Graue. Morlov blickte ihn lange an. Ein altes, von Falten durchzogenes Gesicht. Auffällig blass. Der Graue trug wie immer einen Hut, die langen Haare quollen darunter hervor. Die Augen des Grauen waren auf ihn gerichtet, aber Morlov war, als blickte er durch ihn hindurch.
    »Wer bist du?«, fragte Morlov.
    Der Graue ging

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