Todesfinal
seltsamer Typ. An dem Nachmittag gestern, als ich Markoven treffen wollte, war ich in einem Café in der Stadt. Und da ist der Typ auf einmal neben mir gestanden und hat angefangen, ganz verrücktes Zeug zu reden. Er hat im Grunde zugegeben, dass er das Artefakt hat. Und er hat gesagt, dass er jemand umgebracht hat. Und da hatte ich das Gefühl, dass Markoven tot ist. Markoven wollte nämlich genau diesem Typ auf den Zahn fühlen.«
Während Skampers Erzählung hatte Dora immer nur auf ihren Papierblock gestarrt. Sie sagte nichts, als Skamper fertig war, wechselte nur einen Seitenblick mit Schmidt.
»Ich weiß, das klingt alles verrückt«, sagte Skamper.
»Das ist nicht das Problem«, sagte Dora. »Das Problem ist, dass es nicht die geringsten Hinweise auf irgendwelche Verbrechen gibt. Das mit den Leichenteilen hat sich als Gerücht erwiesen.«
»Aber es gab Tote unter den Geocachern.«
»Es gab zwei Unglücksfälle, die untersucht wurden. Ich habe mir die Mühe gemacht, etwas nachzuforschen. Es hieß in beiden Fällen, dass ein Fremdverschulden auszuschließen ist. Und dass dein Artefakt gestohlen wurde, das können auch irgendwelche Spinner gewesen sein, das weißt du genau.«
Skamper lehnte sich zurück. Dora hatte recht. Aber sie hatte eben diesen Morlov nicht gesehen. Sie hatte nicht mit ihm gesprochen, so wie Skamper.
»Markoven war ja nicht einfach so im Spielzeugmuseum. Als wir bei der letzten Suche diese Attrappe gefunden haben, war da noch eine Nachricht. ›Suche mich auf dem Friedhof der Kuscheltiere.‹ Wir konnten damit nichts anfangen, aber Markoven muss darauf gekommen sein, dass damit die Teddy-Ausstellung im Spielzeugmuseum gemeint war. Das Versteck mit der Attrappe, das war gar kein Travel Bug , das war auch nicht der Final . Das Teddymuseum war der Final .« Skamper brach ab. Er sah in die Gesichter von Dora und Schmidt. Ihm wurde plötzlich klar, dass seine Worte für jemanden, der sich nicht mit Geocaching auskannte, wie völliger Unsinn klangen.
Einen Moment überlegte Skamper, ob er den Zettel erwähnen sollte. Die Nachricht, die er bei dem toten Markoven gefunden hatte. Aber wenn er davon anfing, dann musste er über alles reden. Auch über die Begegnung im Stollen und über das, was er dem unbekannten Mann hinter ihm erzählt hatte. Und das konnte er nicht. »Man muss Markoven gerichtsmedizinisch untersuchen«, sagte Skamper. »Wenn das stimmt, was Markoven erzählt hat, dann ist dieser Killer ein Profi. Jemand, der auf genau solche Morde spezialisiert war. Einen Mord ohne Spuren.«
»Markoven war schon über siebzig«, sagte Dora. »Und er hatte ein schwaches Herz. So viel haben wir schon herausgefunden.«
»Wir können nicht einfach eine gerichtsmedizinische Untersuchung ansetzen, nur weil du irgendeinen Verdacht hast«, sagte Schmidt.
»Hat man denn irgendwelche Unterlagen in Markovens Hotelzimmer gefunden?«, fragte Skamper.
Dora schüttelte den Kopf. »Nichts, nur eine Postkarte, die er an einen alten Freund geschrieben hat. Aber darauf stand nur, dass das Wetter hier ziemlich kalt ist.«
»Vielleicht bedeutet das etwas«, sagte Skamper.
»Dass es eben hier kalt ist«, sagte Dora.
»Dann knöpft euch wenigstens diesen Morlov vor.«
Dora sah ihn schweigend an.
»Ich brauche Informationen über den Kerl. Das muss doch möglich sein.«
»Ich werde sehen, was sich machen lässt«, sagte Dora.
•
Morlov saß in der Küche, als das Telefon klingelte. Er wartete einen Moment, dann ging er in sein Arbeitszimmer und hob den Hörer ab.
»Hallo?«
»Morgen Simon, hier ist Stefan.«
Panzer. Morlov atmete tief durch. Panzer schien nach seinen Worten eine freudige Begrüßung zu erwarten, doch Morlov blieb stumm. Panzer räusperte sich. »Tja, wir haben ja jetzt einige Zeit nichts mehr voneinander gehört. Da wollte ich mich mal melden.«
»Du hast mir Birdy auf den Hals gehetzt«, zischte Morlov.
»Was meinst du damit?«
»Jetzt spiel nicht den Ahnungslosen. Du hast Birdy auf mich angesetzt.«
»Simon, du verstehst da was falsch. Das war ein Missverständnis.«
»Ein Missverständnis. Der wollte mich abknallen. Der hatte die Knarre in der Hand und wollte mich abknallen.«
»Du regst dich jetzt unnötig auf, das war ein Missverständnis, ein furchtbares Missverständnis.«
»Birdy hat es mir doch selbst gesagt. Dieser Idiot war noch blöd genug, mir alles haarklein zu erzählen.«
»Birdy hat da was falsch verstanden. Aber jetzt lass mich doch mal erklären. Warum
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