Todesflut: Thriller
Wucht einer hohen Welle widerstanden, wusste Kai nicht. Eine sichere Zuflucht bot allein das offene Meer. Ein Glück, dass die Gruppe telefonisch erreichbar war.
»Ihnen bleiben nur noch zehn Minuten«, sagte Kai. »Ruf sie gleich an. Hoffentlich haben sie ein Schiff.«
Reggie rannte zu seinem Schreibtisch, um die Nummer zu holen, als das Telefon läutete. Es war Brian Renfro.
»Den Vizedirektor habe ich nicht erreicht«, sagte er, »aber ich habe soeben eure Warnung erhalten, werde also wie üblich vorgehen. Wir versuchen gerade die Gouverneurin zu finden. In einer Minute heulen die Sirenen, und ich werde unsere Standardwarnung auf dem Warnsystem verbreiten. Rufen Sie mich an, wenn es neue Informationen gibt. Vor allem, wenn es sich als ein Fehlalarm herausstellen sollte.« Mit diesen Worten legte er auf.
»Sie werden also die Evakuierung veranlassen?«, fragte Brad. »Du weißt, dass sich deine Tochter – meine Nichte – heute am Strand aufhält? Sollten wir nicht Rachel und Teresa informieren?«
Kai war versucht, seine eigene Familie zu warnen und seine Pflicht für einen Augenblick zu vernachlässigen. Wenn das jedoch jeder machte, würde das gesamte System – die Regierung, die Feuerwehr, die Polizei, die Katastrophendienste – zum Stillstand kommen. Er musste sich darauf verlassen, dass das Warnsystem seinen Zweck erfüllte. Das hieß jedoch nicht, dass Brad sie nicht anrufen konnte.
»Versuche es auf Teresas Handy. Ihr Akku war leer, aber vielleicht ist es doch noch angestellt. Dann ruf bitte Rachel an, und sag ihr, was los ist. Die Hotels sind zwar an das Frühwarnsystem angeschlossen, aber es kann nicht schaden.« Kai reichte seinem Bruder sein Handy. »Sie hat viel zu tun heute Morgen, sie wird vermutlich erst reagieren, wenn sie meine Nummer sieht. Wenn sie sich nicht meldet, piepse sie an. Sobald du ihre Begrüßung hörst, wähle 999. Das ist unser Code für einen Notfall.« Kai hatte den Code vor drei Jahren eingeführt, als Lani sich beim Fußballspielen das Bein brach und er Rachel zwei Stunden lang nicht erreichen konnte.
Brad nahm das Handy und wollte sich ins Konferenzzimmer zurückziehen, als Reggie ihn beinahe umrannte.
»Ich habe sie an der Strippe!«
»Die Biologen? Gott sei Dank! Wie viele sind es?«
»Sieben.«
»Haben sie ein Boot?«
»Nein, aber ein Flugzeug. Der wöchentliche Versorgungsflug aus Hawaii ist trotz des Feiertages gekommen. Es gibt nur ein Problem.«
Kai sank das Herz. »Mit dem Flugzeug? Kann es nicht starten?«
»Doch, das geht. Sie dürften in wenigen Minuten in der Luft sein. Aber es ist nur ein kleines Versorgungsflugzeug. Es hat nur Platz für fünf Leute. Zwei müssen auf der Insel bleiben.«
Genau in diesem Augenblick hörte Kai die erste Tsunami-Sirene losheulen.
13. Kapitel
10:05
1 Stunde und 17 Minuten bis zum Eintreffen der Welle
Sobald Rachel klar war, dass sie nichts mehr für die Russen tun konnte und der Dolmetscher erst in einer Stunde eintreffen würde, hatte sie sich wieder dem wichtigsten Ereignis in ihrem Hotel zugewandt, dem Mittagessen der Veteranen.
Das Treffen hatte vor fünf Minuten begonnen. Rachel hörte vom Ende des Saals aus der Rede von Gouverneurin Elizabeth Kalama zu. Sie hielt sich bereit, um alle eventuellen Probleme sofort lösen zu können.
Da in Rachels Job schnelle Kommunikation wichtig war, trug sie immer ein Handy und ein Walkie-Talkie bei sich. Letzteres diente dem Kontakt mit dem Hotelpersonal, das Handy verband sie mit der Außenwelt. Beide konnten jederzeit klingeln. Diesmal war es ihr Handy. Sie hatte es auf Vibrieren gestellt, damit die Rede der Gouverneurin nicht gestört wurde.
Sie sah auf die Nummer. Kai. Seufzend steckte sie das Handy wieder unter ihren Gürtel. Sollte er auf ihre Voicemail sprechen.
Einige Sekunden später meldete sich ihr Pager. Wieder sah sie auf die Nummer im Display. Sie rechnete damit, Kais Handynummer zu sehen, aber es war die 999. Ihr privater Notruf.
Sie rief sofort an.
»Kai? Was ist los?«, flüsterte sie.
»Rachel, es ist Brad.«
»Brad? Wo ist Kai?«
»Er hat alle Hände voll zu tun. Ich soll dir sagen, dass er gerade eine Tsunami-Warnung abgesetzt hat.«
»Nein! Jetzt?«
»Ja. Du wirst in wenigen Minuten die offizielle Warnung erhalten.«
»O mein Gott! In unserem großen Ballsaal findet ein großes Mittagessen statt. Die Gouverneurin ist hier.«
»Sekunde.« Sie hörte Brad im Hintergrund sagen: »Sie hat die verflixte Gouverneurin bei sich im Hotel.«
Kai
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