Todesflut: Thriller
ich möchte gern noch etwas sagen.«
»Natürlich, Dr. Tanaka. Diese Bilder waren unglaublich.«
Und gleich wird es noch ein ganzes Stück unglaublicher, dachte Kai. Er schauderte bei dem Gedanken an das, was er gleich sagen würde – womöglich machte er sich landesweit zum Narren. Während er kurz zögerte, sah er, wie Brad und Reggie sich ansahen. Beide nickten ihm zu, und er fühlte sich getröstet, weil sie bei ihm waren. Nach einem Räuspern begann er.
»Ich heiße Kai Tanaka und bin der stellvertretende Direktor des Tsunami-Warnzentrums, Ewa Beach, Hawaii. Vor etwa vierzig Minuten habe ich eine Tsunami-Warnung für die Inseln von Hawaii ausgegeben. Ich möchte noch einmal ausdrücklich darauf hinweisen, wie gefährlich unsere Lage ist. Bis jetzt haben wir die Ursache für diesen Tsunami noch nicht bekannt gegeben, weil uns die Daten fehlen, die unsere Vermutung bestätigen. Es erfüllt mich mit Sorge, dass die Evakuierung so schleppend vonstatten geht. Die Bevölkerung scheint nicht zu verstehen, wie ungewöhnlich der erwartete Tsunami ist.
Wir haben den Verdacht, dass heute Morgen um 8:41 Uhr Ortszeit ein Asteroid im Zentralpazifik eingeschlagen ist. Wenn sich dieser Verdacht bestätigt, müssen wir mit einer Katastrophe rechnen, wie die Inseln von Hawaii sie noch nie erlebt haben. Von Asteroiden ausgelöste Wellen können gigantisch werden, viel höher als die von Erdbeben verursachten. Während ich hier zu Ihnen spreche, dürfte die Südspitze von Big Island die volle Wucht der ersten Welle zu spüren bekommen. In nur wenig mehr als fünfzehn Minuten dürfte sie Kona und danach Hilo erreichen. Fünfzehn Minuten später wird sie in Honolulu sein.«
Da auf dem einen Fernseher des Centers ein Lokalsender lief, der die Warnung des Bevölkerungsschutzes wiederholte, und auf dem anderen Nachrichten aus Waikiki, war die Übertragung der Vorgänge an der Südspitze Hawaiis dort nicht zu sehen.
Wieder ging das Telefon. Brad hob ab.
»Entschuldigen Sie, Dr. Tanaka«, sagte die Reporterin, »was Sie da behaupten, ist kaum zu glauben. Welche Beweise haben Sie dafür, dass heute Morgen ein Asteroid im Pazifik aufschlug?«
Nun würde der schwierigste Teil des Interviews kommen, dachte Kai. Er durfte auf keinen Fall zu sehr ins Detail gehen, damit seine Zuschauer nicht das Programm wechselten, weil sie ihn nicht verstanden. Er musste die Zuschauer unbedingt überzeugen, damit sie ihm glaubten.
»Es bleibt uns kaum noch Zeit, deshalb gehe ich nicht ins Detail. Wir haben keinen direkten Beweis, um …«
»Doch, jetzt hast du ihn«, fiel Brad ihm ins Wort, die Hand auf dem Mikrofon des Telefonhörers. »Gail Wentworth ist am Apparat. In deiner E-Mail befinden sich acht Bilder, die in diesem Augenblick auch an die Nachrichtenagenturen übermittelt werden. Es handelt sich um Aufnahmen von Landsat-8, auf denen eine gewaltige Explosion im Zentralpazifik zu sehen ist. Die NASA bestätigt, dass die Erde von einem Asteroiden getroffen wurde.«
26. Kapitel
10:47
35 Minuten bis zum Eintreffen der Welle
Matthew Perkins saß stirnrunzelnd in seiner Cessna. Niemand schien seine Warnungen zu beachten, obwohl er so niedrig flog, dass man ihn gut hätte hören müssen. Vier Kajakfahrer, die er aufforderte, mit beiden Händen zu winken, falls sie ihn hörten, blickten nur einfach zu ihm hoch.
Perkins öffnete das Fenster seines Flugzeugs, hielt das Mikrofon hinaus und stellte den Lautsprecher an. Das Feedback hätte selbst die röhrende Maschine übertönen müssen. Aber er hörte nichts.
Verdammt! Der Lautsprecher funktionierte nicht. Fünfundzwanzig Minuten des Warnens waren vergebens gewesen. Er funkte die Zentrale der zivilen Luftpatrouille an und meldete, dass in seinem Abschnitt niemand aus der Luft gewarnt worden sei.
Er hatte schon wieder Kurs auf den Flughafen genommen, als man ihn informierte, eine Ablösung für ihn sei unterwegs.
»Würde man einen Asteroiden auf dem Weg zur Erde nicht sehen?«, fragte die Reporterin, als Kai an seinen Rechner ging. »Wir müssten doch schon vor Tagen, wenn nicht Monaten davon gehört haben.«
Reggie nahm einen Notizzettel von seinem Schreibtisch und deutete auf den Text.
»Sehen Sie den Punkt am Ende des Satzes? Stellen Sie sich vor, Sie stehen fünf Kilometer davon entfernt. Das wäre in etwa so, als würden Sie einen Asteroiden finden wollen, der einen Durchmesser von fünfhundert Metern hat und siebenhundertfünfzig Millionen Kilometer weit entfernt ist.«
»Aber würde
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