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Todesflut: Thriller

Todesflut: Thriller

Titel: Todesflut: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boyd Morrison
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Tochter war nicht dabei. Sie wollte gerade umkehren, als sie ein leises Schluchzen hörte.
    In einer Nische hockte ein Junge. Er war nicht älter als sechs, Tränen strömten über sein blasses Gesicht, der Wind zauste sein hellblondes Haar. Die Menschen waren so in ihre Flucht vertieft, dass ihn niemand bemerkt hatte. Wenn Teresa nicht zufällig an dieser Stelle stehen geblieben wäre, hätte sie ihn vermutlich ebenfalls nicht entdeckt.
    Sie hockte sich vor den Jungen und vergaß einen Augenblick lang ihr eigenes Kind.
    »He, Kleiner. Hast du dich verlaufen?«
    Ein bedrücktes Nicken zwischen mehreren Schluchzern.
    »Wie heißt du?«
    »David.«
    »Hi, David. Ich heiße Teresa.«
    Er sah sie zweifelnd an, als hätte er ihr schon zu viel verraten.
    »Meine Mom sagt, ich soll nicht mit Fremden reden.«
    »Das ist normalerweise auch richtig, David. Wo ist deine Mom?«
    Er dachte nach. Teresa sah, dass er sich nicht sicher war, ob er ihr trauen konnte.
    »David, ich bin Ärztin, und Ärzte helfen den Menschen, stimmt’s? Ich will dir helfen, deine Mom zu finden.«
    »Du siehst nicht aus wie eine Ärztin.«
    »Wie sehen Ärzte oder Ärztinnen denn aus?«
    »Wie mein Doktor, Dr. Rayburn. Er ist alt, und er hat eine lustige Nase.«
    Teresa lächelte.
    »Ich schwöre dir, dass ich Ärztin bin. Schau mal, ich zeig dir was.« Sie holte ihren Ausweis aus der Brieftasche, auf dem sie in einem weißen Kittel zu sehen war. Das schien David zu überzeugen.
    »Wir sind aus Kalifornien, und wir haben von dem Tsunami gehört und sind aus dem Hotel gerannt, und ich habe Moms Hand losgelassen, und ich habe sie und Dad nicht mehr gesehen, und deswegen bin ich den anderen Leuten gefolgt. Aber da war sie auch nicht, und ich bin wieder zurückgegangen, aber ich habe mich verlaufen, und jetzt weiß ich nicht, wo sie ist«, sprudelte es aus ihm hervor.
    Der letzte Satz löste wieder Tränen bei ihm aus, und Teresa nahm den Knirps in den Arm.
    »Wir finden deine Mutter, David. Weißt du, wie euer Hotel heißt?«
    »Hana.«
    »The Hana Hotel?«
    »Es ist rosa.«
    »Euer Hotel ist rosa?«
    Er nickte.
    Teresa war noch nie in Honolulu gewesen, wo das Hana lag, wusste sie nicht. Sie sah in beide Richtungen die Kalakaua Avenue hinunter, konnte aber kein rosa Gebäude entdecken, das in der vordersten Reihe stand.
    »Liegt euer Hotel direkt am Strand?«, fragte sie, um sicherzugehen, dass sie es nicht übersehen hatte.
    David schüttelte den Kopf. »Wir müssen eine Straße hinuntergehen, um zum Strand zu kommen.«
    Da sie an der Ecke zur Ohua Avenue stand, dachte Teresa, sie könnte es probieren. Sie nahm David an die Hand und eilte mit anderen Fliehenden auf dem Gehsteig vom Strand weg.
    »Sag mir, wenn du euer Hotel siehst«, bat sie David.
    Der Junge zockelte neben ihr her. Von Zeit zu Zeit verschwand er hinter ihr, um Platz für Entgegenkommende zu machen. Teresa fragte ein paar Leute nach dem Hana Hotel, aber niemand konnte ihr helfen. Sie entdeckte eine Telefonzelle auf der gegenüberliegenden Straßenseite und hielt darauf zu.
    »Ich kann das Hotel noch nicht sehen«, sagte David.
    »Ich weiß. Wir versuchen die Adresse herauszufinden.«
    Teresa verdrängte, was sein würde, wenn sie Davids Eltern nicht fand. Den kleinen Jungen sich selbst überlassen, konnte sie auf keinen Fall. Aber er hinderte sie daran, Mia zu suchen.
    In den Gelben Seiten fand sie die Rubrik Hotels. Sie überflog die Hs, bis sie zu der Stelle kam, wo das Hana hätte stehen sollen. Es war nicht da.
    »Bist du dir sicher, dass das Hotel Hana heißt?«
    Der Junge verzog sein Gesicht vor Konzentration.
    »Ich bin mir ziemlich sicher.«
    Die Rubrik Hotels war endlos lang. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass David sich den Namen ausgedacht hatte. Also ging sie die Liste durch, bis sie bei W angelangt war. Da war es. The Waikiki Hana an der Koa Avenue.
    Im Telefonbuch gab es eine Seite mit einem Stadtplan von Waikiki. Die Koa Avenue schnitt sich nicht mit der Ohua Avenue. Es war sinnlos, in diese Richtung weiterzugehen. Sie kehrte also zur Kalakaua Avenue zurück, und sie rannten die beiden Straßenzüge bis zu einer Straße, die sich mit der Koa Avenue schneiden würde. Eine Minute später hatte sie die rosa Fassade des Waikiki Hana entdeckt.
    Nachzügler kamen aus dem Hotel. Sie betrat das Foyer, und noch bevor sie den Mund aufgemacht hatte, um David nach dem Namen seiner Mutter zu fragen, rief eine Frau: »David!« und schloss den Jungen fest in die Arme. Sie weinte vor

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