Todesflut: Thriller
vor zwanzig Minuten ein Archivband des CNN gesehen.«
»Oje. Das gilt doch nur für einen Tsunami, der von einem Erdbeben hervorgerufen wurde. Wenn jemand wie Sie die Dinge schon durcheinanderbringt, wage ich mir nicht vorzustellen, was gerade auf dem Festland abgeht.« Reggie zeichnete grob eine Verwerfung auf seinen Notizblock und davon ausgehende Wellen. »Die Wellen verlaufen nur nacheinander und in einer Richtung. Sie sind sehr begrenzt. Die Wellen eines Asteroideneinschlags verlaufen hingegen in konzentrischen Kreisen. Die Energie ist auf den ganzen Kreisumfang verteilt. Mit dem Anwachsen des Kreises wird dieselbe Energie über ein größeres Gebiet verteilt, und die Welle wird folglich kleiner.«
»Die Welle wird also ein ganzes Stück flacher sein, wenn sie den Marinestützpunkt in San Diego erreicht?«
»Ich würde einen Tsunami von neun Metern Höhe nicht als flach bezeichnen. Neun Meter sind immer noch gewaltig, aber sie sind nicht zu vergleichen mit dem, was wir gerade im Fernsehen miterleben können. Bei der langen Zeit, die für die Evakuierung zur Verfügung steht, sollte man die Bevölkerung San Diegos mühelos in Sicherheit bringen können, bevor die Wellen eintreffen.«
»Verdammt! Was für ein Durcheinander.« Der Colonel warf Reggie einen bösen Blick zu, als wäre die Katastrophe ganz allein dessen Schuld. »Da kommt vermutlich eine Menge Arbeit auf mich zu.« Er drehte auf dem Absatz um, aber bevor er die zwei Schritte zur Tür zurückgelegt hatte, schob sich Reggie mit seinem massigen Körper vor ihn.
»Colonel, ich muss Sie um einen Gefallen bitten.«
»Dafür habe ich jetzt keine Zeit.«
»Sie werden sich die Zeit nehmen. Mein Freund sitzt auf einem Gebäude in Waikiki fest. Ich brauche einen Helikopter.«
»Einen Helikopter braucht jeder.«
»Er ist nicht einfach ›jeder‹. Er ist der stellvertretende Direktor des Tsunami-Warnzentrums.«
»Ich habe Befehl vom Oberbefehlshaber der Pazifikflotte General Lambert, dass unsere höchsten Prioritäten den am dichtesten besiedelten Gebieten gelten. Außerdem muss ich alle Stützpunkte im Pazifik warnen, damit sie mit der Evakuierung beginnen.«
»Aber Waikiki ist das am dichtesten besiedelte Gebiet!«
»Dann werden die Helikopter es schließlich auch einmal bis zu ihm schaffen.«
»Schließlich?«
»Hören Sie, Mr. Pona, es tut mir aufrichtig leid um Ihren Freund, aber ich habe meine Befehle, und auch meine Helikopterpiloten haben ihre Befehle. Sie entschuldigen mich.« Er ging um Reggie herum in den nächsten Raum, wo er mit einem anderen Offizier sprach.
Reggie war sauer, dass er eine solche Abfuhr hatte einstecken müssen. Er griff zum Telefon und rief den Bevölkerungsschutz an. Keine Minute später betrat er den Raum, in dem sich Colonel Johnson aufhielt, und unterbrach dessen Unterhaltung.
»Verzeihen Sie, Colonel …«
»Hören Sie«, fiel ihm der Angesprochene verärgert ins Wort. »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass ich Ihnen nicht helfen kann.«
»Ich glaube, Sie sollten diesen Anruf entgegennehmen.« Reggie hielt dem Offizier das Handy hin. Colonel Johnson beäugte es misstrauisch.
»Warum? Wer ist das?«
»Die Gouverneurin. Es geht um den Helikopter.«
Teresa zerrte Kai zu der Stelle, an der Mia lag. Statt sich in einen zur Meeresseite hin gelegenen Raum zu flüchten, hatten sich Brad, Mia und Teresa in die Küche von Appartement 1004 gekauert, die zur Nordseite und somit nicht weit von der Explosion lag.
Sprachlos musterte Kai die Verheerung. Die Wände waren eingestürzt, und überall lagen Holz und Metallteile. Die Küche hatte zwar die Auswirkungen der Explosion etwas gemildert, war dabei aber kräftig in Mitleidenschaft gezogen worden.
Brad hatte versucht, Mia zu schützen, doch die Decke war eingestürzt, und der herunterfallende Eisenträger hatte die Küchentheke zerschmettert. Mia und Brad waren eingeklemmt. Teresa kauerte einen guten Meter von ihnen entfernt, dadurch war sie von dem Eisenträger verschont geblieben.
»Alles in Ordnung, Brad?«
»Davon abgesehen, dass ich mich nicht rühren kann, geht es mir gut. Mia könnte sich das Bein gebrochen haben.«
»Versuchen wir, dich herauszuziehen.« Kai packte Brad an beiden Händen und zog mit aller Kraft.
»Aufhören!«, rief Brad. »So geht es nicht. Du reißt mir die Arme aus.«
Teresa streichelte Mias Haar.
»Es wird alles wieder gut, Schatz.«
Kai begutachtete rasch den dreißig Zentimeter breiten Stahlträger. Es sah schlecht aus. Die Wand
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