Todesflut: Thriller
Paige.
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Rachel. »Das Problem ist, dass sie so schief hängt. Bill, können Sie in Ihrem Turm die Treppe benutzen?«
»Nein, ich habe nachgesehen. Sie ist durch den Schwimmbagger blockiert.«
»Dann bleibt Ihnen keine andere Wahl. Sie müssen über die Brücke.«
»Vielleicht sollten wir einfach bleiben, wo wir sind. Die Brücke sieht wackelig aus.«
»Wir versuchen, auf unserem Dach einen Helikopter zum Landen zu bringen.«
»Das können wir doch auch auf unserem Dach tun.«
»Nein, auf Ihrem Dach ist kein Platz für einen Helikopter.«
»Das stimmt, Dad. Denk doch an den großen Stachel oben auf dem Gebäude.«
»Dann gehen wir einfach zurück zum obersten Stock und warten dort.«
»Ich will Ihnen nicht noch mehr Angst machen, aber es werden weitere Wellen erwartet. Größer als die erste. Möglicherweise sogar höher als dieses Hochhaus. Wir müssen hier weg.«
Noch immer zögerten sie.
»Kommen Sie. Wir haben nicht mehr viel Zeit!«
»Aber wie schaffen wir die Kinder auf die andere Seite?« Paige hatte einen leichten Akzent, der an die karibischen Inseln erinnerte. »Allein lasse ich sie nicht hinüber.«
»Sie ist zu instabil, Sie können sie nicht alle auf einmal betreten«, warnte Rachel.
»Ich gehe zurück und hole sie«, erbot sich Bill.
»Das dauert zu lange. Sehen Sie, wie sich das Wasser zurückzieht? Es bedeutet, dass bald eine weitere Welle eintrifft. Wir haben höchstens noch zehn Minuten Zeit.«
»Wir wissen aber nicht, ob die Brücke hält«, wiederholte Paige.
Rachel betrachtete den schlammigen Boden. Ihr war klar, dass sie die Überquerung würde wagen müssen, wenn sie die Kinder retten wollte. Ihr Beschützerinstinkt war stärker als ihre Angst.
»Wie wäre es, wenn ich Wyatt auf halber Strecke entgegenkäme und ihn mit auf diese Seite nähme?«
Ohne eine Antwort abzuwarten, zog sie die Schuhe aus und betrat die Brücke. Ihre Arme waren lang genug, um sich an einem Pfeiler zu halten und nach dem nächsten zu tasten, während sie sich vorwärtsschob. Behutsam legte sie die Strecke zurück und hielt die Zehen auf der Kante, um mehr Halt zu haben.
»Siehst du. Die Brücke hält. Komm, Wyatt. Komm zu mir.«
Bill und Paige sahen sich an und nickten.
Paige hielt Wyatt an den Schultern. »Schaffst du das, Wyatt?«
Wyatt verzog ängstlich das Gesicht, nickte aber.
Paige umarmte ihn. »Okay. Aber wenn es zu schwierig wird, kehrst du um, ja?«
Wyatt griff nach einem der Pfeiler und zog sich langsam zu Rachel.
»Komm, Schatz, du schaffst es«, ermunterte ihn Rachel, während sie sich ihm näherte.
Wyatt zog sich vorsichtig weiter. Als er beinahe bei Rachel war, knarrte die Brücke unheilvoll. Er erstarrte, und alle hielten die Luft an. Als das Knarren verklungen war, setzte Wyatt seinen Weg fort, bis Rachel ihn bei der Hand nahm.
»Das hast du toll gemacht«, lobte sie ihn. »Und nun halt dich an mir fest.«
Wieder nickte Wyatt. Sie hieß ihn, sich am nächsten Pfeiler festzuhalten, und als sie den nächsten sicher umklammert hatte, zog sie ihn zu sich. Sie standen still, als ein weiteres metallisches Ächzen zu hören war. Paige hielt entsetzt die Hand vor den Mund, aber sie konnte ihnen nicht helfen, ohne sie zusätzlich in Gefahr zu bringen.
Das Ächzen verstummte, aber die Brücke war lebensgefährlich instabil, das stand fest.
Rachel und Wyatt arbeiteten sich langsam voran. Beim letzten Pfeiler rutschte Wyatt jedoch aus. Beide Füße glitten unter ihm weg, und er riss Rachel mit.
»Nein!«, ertönte ein Schrei vom anderen Ende der Brücke.
Mit nur einer Hand hielt sich Rachel verzweifelt am unteren Ende des Pfeilers fest. Wenn sie jetzt losließ, würden sie beide die schlammige Schräge hinunterrutschen, und allenfalls die verbogenen Pfeiler auf der anderen Seite würden ihnen dann noch Halt bieten, um einen Sturz ins Wasser zu verhindern.
37. Kapitel
11:37
10 Minuten bis zum Eintreffen der zweiten Welle
Reggie Ponas Arbeitsbedingungen im Militärflughafen Wheeler waren spartanisch, aber dank der Notstromversorgung verfügte er immerhin über Elektrizität für seinen Laptop und hatte Internetzugang.
Reggie war schneller als die erste Welle gewesen und hatte schließlich Kontakt mit dem Bevölkerungsschutz von Hawaii aufgenommen. Ein Lastwagen, der für die Evakuierung von Pearl eingesetzt war, holte ihn ab. In dem allgemeinen Chaos hatte es dreißig Minuten gedauert, bis man beim Bevölkerungsschutz gemerkt hatte, dass die
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