Todesflut: Thriller
zwischen der Küche und dem Flur hatte ihn zwar daran gehindert, auf den Küchenboden zu fallen und Mia und Brad zu erschlagen, aber das war auch schon alles, was es an Gutem zu melden gab. Ihn zu bewegen würde eine Heidenarbeit sein, und ihnen standen nur wenige Minuten zur Verfügung.
»Das Ding muss eine halbe Tonne wiegen«, schätzte Brad.
»Und zu allem Überfluss hat es sich auch noch verklemmt.« Zu Mia gewandt fragte er: »Du kannst dich überhaupt nicht bewegen, Süße?«
Mia schüttelte den Kopf. »Mein Bein tut weh. Bitte lasst uns nicht im Stich.«
»Niemand lässt euch im Stich«, antwortete Kai. »Wir holen euch hier raus.«
Er führte Teresa in den Flur.
»Ich bin gleich wieder bei dir, Mia«, sagte er noch, bevor er die Küche verließ.
»Du musst nach unten und nachsehen, was mit Jake los ist. Gib mir anschließend Bescheid.«
»Und was ist mit Mia?« Kai sah die Verzweiflung in Teresas Gesicht.
»Ich bleibe bei ihr und denke mir etwas aus.«
»Wie viel Zeit bleibt uns?«
»Zehn Minuten. Dann kommt die nächste Welle. Das bedeutet, wir müssen hier in fünf Minuten weg sein, damit wir es noch bis zu einem anderen Gebäude schaffen.« Kai riss die Feueraxt von der Wand. Sie hatte die Explosion überstanden, nur das Schutzglas war zerschmettert.
»Was hast du damit vor?«
»Ich weiß noch nicht.«
Sie flüsterte: »Du wirst doch nicht amputieren wollen?«
»Natürlich nicht.«
»Gut.«
»Aber wir müssen uns überlegen, wie wir den Stahlträger wegrücken.«
»Ich habe nicht so viel durchgemacht, um sie jetzt doch zu verlieren, Kai.«
Kai nahm ihren Kopf zwischen die Hände. So sanft wie möglich sagte er: »Das ist doch klar. Du wirst sie nicht verlieren. Aber du musst dich zusammenreißen, okay?«
Teresa nickte. »Dir wird etwas einfallen.«
»Richtig!« Er umarmte sie, und sie eilte die Treppe hinunter. Kai ging mit der Axt in der Hand zu Brad und Mia zurück.
Im achten Stock begegnete Teresa Tom auf dem Treppenabsatz. Sie warf einen kurzen Blick auf seinen baumelnden Arm.
»Jake war schon im Flur der Wohnung, als ich auf der Treppe ausgerutscht bin und hinfiel. Ist mein Arm gebrochen?«
»Nein, er ist ausgekugelt. Wo ist denn Jake?«
Mit seinem anderen Arm wies Tom zum Flur. Dort sah es wüst aus.
Tom schien unverletzt zu sein, wenn man von seinem ausgekugelten Arm absah, aber Jake hatte kein Glück gehabt.
Ein Stück Metall von einem halben Meter Länge hatte die Wand aufgeschlitzt, als wäre sie aus Stoff. Es hatte Jake die Brust durchbohrt. Die Wand hinter ihm war blutverschmiert, Blut lief aus seiner Wunde. Teresa beugte sich über den Jungen. Er atmete schwach, aber er atmete.
»Kannst du ihm helfen?«, fragte Tom kläglich. »Oder ist er tot?«
Der verletzte Junge erschütterte Teresa. Sie musste etwas unternehmen, aber sie hatte kaum eine Wahl. Wenn ihm nicht geholfen wurde, war er in etwa zehn Minuten tot, wenn sie ihn bewegte, konnte der Schock ihn töten. Er hatte eine Menge Blut verloren, und wenn er bewegt wurde, konnte die Wunde wieder stärker bluten. Sie brauchte Sanitäter, die ihn stabilisierten, bevor sie ihn in einem Krankenwagen wegbrachten. Aber wo sollte sie jetzt Sanitäter herholen?
Sie hatte keine Wahl. Sie musste ihn herausholen. Doch vorher musste sie sich erst um Tom kümmern.
»Tom, ich muss deinen Arm wieder einrenken, weil ich deine Hilfe brauche.«
»Tut das weh?«
»Ja.«
»Okay. Dann mach schnell.«
»Leg dich hin.«
Tom legte sich auf den Rücken. Teresa kniete sich hinter ihn. Die linke Hand legte sie auf seine Schulter, die rechte auf seinen Ellbogen.
»Ich zähle bis drei, und dann schiebe ich deinen Arm zurück in das Gelenk. Okay?«
»Ja.«
»Eins … zwei … drei.« Eine schnelle Drehung, und der Arm saß wieder dort, wo er hingehörte. Tom schrie auf, entspannte sich dann aber, denn der Schmerz hatte nachgelassen, sobald der Arm wieder eingerenkt war.
Kai rief von oben: »Alles in Ordnung?«
»Mach dir keine Gedanken um uns!«, rief sie zurück. Dann wandte sie sich wieder Tom zu. »Besser?«
Er nickte erleichtert.
»Das hast du gut gemacht, Tom.«
»Was ist mit Jake? Sollten wir das Ding herausziehen?«
Teresa kniete sich hin. Sie schüttelte hoffnungslos den Kopf. »Wenn wir das tun, verblutet er.«
Bei diesen Worten öffnete Jake blinzelnd die Augen. Mit einem rauen Flüstern fragte er: »Wo bin ich?«
Er stand offenbar unter Schock. Schmerzen spürte er keine, er wusste vermutlich noch nicht einmal, dass
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