Todesflut: Thriller
uns festhalten, sonst werden wir mit dem Wasser aus dem Hotel gesogen.«
Jerry war mit dem Expressaufzug gefahren, die beiden anderen Aufzüge hielten aber in jedem Stockwerk, sodass jener Teil des Schachts mit Türöffnungen versehen war.
Rachel zog an Jerrys Hemd. Ungeschickt folgte er ihr. Die Strömung in Richtung der offenen Schachttür wurde stärker. Ihre einzige Chance bestand darin, die Notleiter zu erreichen und sich daran festzuhalten. Rachel wusste, dass es ihr Ende bedeuten würde, wenn sie den Schutz des Gebäudes verließen.
Es wäre ihr ein Leichtes gewesen, die Leiter zu erreichen, wenn sie Jerry losgelassen hätte. Allein hätte er jedoch keine Überlebenschance.
Sie griff nach der Leiter und hielt sich mit einer Hand fest. Unter dem Druck der Strömung straffte sich Jerrys Hemd, aber nach einem kräftigen Schwimmstoß bekam er eine Sprosse zu fassen, kurz bevor sie die Stelle erreichten, an der sich das Wasser durch die offene Tür ergoss.
Sie stellten sich auf die Leiter, während das Wasser um sie herum laut gurgelnd aus dem Schacht rauschte.
»Alles okay?«, rief Sheila.
»Wir leben noch!« Mehr konnte man derzeit nicht erwarten.
Nach einer Weile konnte Rachel die Etagennummer entziffern. »Elfte Etage. Mit viel Glück kann Jerry aus dem Schacht steigen. Sie müssen kommen und mir helfen. Nicht loslassen, Jerry!«
Jerry nickte benommen.
Mit Rachels Hilfe kletterte er die Leiter zum elften Stock hinunter. Hände zogen ihn aus dem Schacht in den Flur vor den Fahrstühlen. Dort brach er zusammen.
Völlig erschöpft folgte Rachel ihm und setzte sich auf den Boden, um erst einmal tief durchzuatmen.
Paige tröstete ihre Kinder.
»Paige«, sagte Rachel, »es tut mir so leid wegen Bill.«
»Das sollte Ihnen auch leidtun.«
»Was?«
»Es ist Ihre Schuld!«, giftete sie Rachel an. »Wenn Sie nicht gewesen wären, hätte ich nie zugelassen, dass wir die baufällige Brücke überqueren. Wenn wir auf unserer Seite geblieben wären, wäre jetzt alles in Ordnung.«
»Paige, ich …«
Im selben Augenblick war vom Fenster des Fahrstuhlflurs, das vom Boden bis zur Decke reichte und den Blick auf den Akamai Tower freigab, ein Knacken und Knallen zu hören. Es ging in den Missklang knirschenden Metalls und Betons über und übertönte selbst das laute Wasserrauschen.
Mit Ausnahme Jerrys rannten alle zum Fenster. Als wenn Nähte platzten, hüllte der Staub nach und nach den Turm ein. Wer die Ereignisse des 11. Septembers am Fernseher verfolgt hatte, wusste sofort, was geschah.
Rachel drehte sich zu den anderen um und rief: »Zurück!«
Der Akamai Tower sank in sich zusammen. Mit Entsetzen sahen sie das Gebäude, das noch vor einer Stunde so solide wirkte – buchstäblich unzerstörbar, hurrikansicher, ein Vorzeigeobjekt der Ingenieurskunst des einundzwanzigsten Jahrhunderts –, vor ihren Augen in sich zusammenfallen. Das Schlimmste daran war, dass der Moana Tower sich in der Bauweise nicht von ihm unterschied.
45. Kapitel
12:00
12 Minuten bis zum Eintreffen der dritten Welle
Kai ließ sich auf die Knie fallen und umfasste Lanis Kopf mit den Händen. Als er Wasser aus ihrem Mund dringen sah, überkam ihn Panik.
»Teresa, was soll ich tun?«, rief er verzweifelt.
Unwillkürlich zog er Lanis Oberteil zurecht, das sich verschoben hatte. Der Versuch, durch diese kleine Geste ihre Würde zu bewahren, vergrößerte nur noch sein Gefühl der Hilflosigkeit. Er hatte nie gelernt, wie man einen Menschen wiederbelebt.
»Schneid mein Tau durch!«, rief Teresa, die bereits ungeduldig versucht hatte, den Knoten zu lösen.
Nachdem Kai sie befreit hatte, beugte sie sich über Lani, um ihren Puls zu fühlen.
»Wie lange ist sie schon bewusstlos?«
»Ich weiß es nicht. Es ging ihr gut, bevor ich die Insel aufgeblasen habe. Zwei, vielleicht drei Minuten. Vielleicht weniger.«
»Ich habe gewusst, dass so etwas passiert!«, sagte Brad mit vor Anspannung verzerrter Stimme.
»Halt den Mund!«, fuhr Kai ihn an. Er wies mit dem Messer auf seinen Bruder, dessen Panik er nicht auch noch ertragen konnte. »Mach dich lieber nützlich!«
Brad nahm das Messer und befreite sich und die anderen.
»Ihr Puls schlägt noch, aber sehr schwach.«
Ohne weitere Worte kippte Teresa Lanis Kopf nach hinten, wobei sie darauf achtete, dass die Zunge nicht die Atmung behinderte, dann drehte sie den Kopf zur Seite, um das restliche Wasser aus dem Mund laufen zu lassen. Anschließend beatmete sie Lani.
Nach zwei tiefen
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