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Todesformel

Todesformel

Titel: Todesformel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Wyss
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Das Bienenhaus gehört zum Anwesen ›Holsten‹. Es war Frau Meret Platen, die etwa um sechs Uhr morgens die Leiche gefunden hat. Sie hat die Polizei verständigt und war noch dort, als Dornbier dazukam. Sie wohnt in der Orangerie auf ›Holsten‹. Die Zeitangabe ist ungenau, sie hat nicht auf die Uhr gesehen, ist heute Morgen in der Frühe zufällig beim Bienenhaus vorbeigekommen, nannte es ›intuitiv‹, beim Joggen. Sie hat den Toten gestern noch in der ›Mey-Mühle‹ angetroffen; Felix Gamba hat sie von dort nach Hause gefahren. Diese Frau Platen hat unter Schock gestanden, wirkte verstört. Der Pikettarzt gab ihr Tabletten mit nach Hause. Sie war schon weg, als Knut dazukam. Dornbier hat notiert, Todesursache unbedingt genau abklären. Auf ›Holsten‹ wohnen ihre Schwester, die Politikerin Chantal Platen-Alt, mit ihrem Mann, dem Mattis Platen-Alt. Sven Dornbier betonte den Namen. Auf ›Holsten‹ wohnt auch das Hauswartehepaar Da Silva, Portugiesen.
    Dann haben sie sich freundschaftlich unterhalten.
    Noël zuliebe setzt Knut sich mit uns an den Tisch, es fällt ihm schwer zu essen, er stochert in der Creme, trinkt den scharfen Minzentee, den ich ihm eingeschenkt habe. Seine Hand zittert, der Tee schwappt über den Rand der Tasse. Noël und ich essen Creme und Salami. Noël ist still und lieb. Er hat noch nie jemanden gekannt, der gestorben ist. Ich blocke ihn ab, wie er sich weiter nach den Bienen erkundigen will, wir werden uns auf der Heimfahrt darüber unterhalten. Jetzt soll er rasch mit Moshe nach draußen gehen, anschließend kommt im Fernsehen eine Natursendung, die er sich ansehen darf.
    Knut und ich setzen uns in die Küche, trinken noch mehr Tee. Knut wiederholt, was er Dornbier gleich gesagt hat, stockend, kopfschüttelnd, suchend. Er ist nicht nur hingegangen, weil Felix sein Freund war. Vor zwei Tagen erst haben sie gemeinsam ein Bier getrunken. Gestern, da hatte er einen Anruf von Felix Gamba auf seinem Handy, er hat ihn noch nicht gelöscht, weil er ihn noch nicht beantworten konnte, halb ein Uhr mittags. Folglich lebte Felix noch um diese Zeit. Felix wollte ihn während seiner Dienstzeit erreichen, das hat er noch nie getan. Knut müsse kommen und sich ›das‹ anschauen. Was war ›das‹? Sven Dornbier hat das Handy an sich genommen. Daraufhin suchten sie Felix’ Handy, es lag im Bienenhaus auf dem Arbeitstisch. Knuts Nummer war die letzte angewählte Nummer, sonst schien nichts darauf von Bedeutung zu sein. Das wird jetzt vom technischen Dienst überprüft.
    Knut und Sven Dornbier tranken Kaffee aus Pappbechern. Knut hat auch vom Tod von Fred Roos in Straßburg erzählt, das musste er ja. Vor genau sechs Tagen, Ostermontag, wurde Roos in der Parkinggarage beim Bahnhof in seinem Auto aufgefunden, Kopfschuss aus nächster Nähe von hinten. Fred Roos wohnte ebenfalls auf den ›Höhen‹, in Feldisberg wie Knut. Sie trafen sich alle drei regelmäßig beim ›Jassen‹.
    Knut wägt ab, Sven hatte von diesem Tod in Straßburg noch nichts gehört, schien jetzt zurückhaltend zu werden. Woher wusste dies Knut? – Aus den Polizeimeldungen, die allen offenstehen. Es ist noch nicht offiziell, andererseits stand eine Notiz in der Zeitung, ohne Namen. Knut hat sich erkundigt, die französischen Kollegen gehen von einem Raubmord aus, völlig ausgeraubt. Sie haben zwei junge Algerier verhaftet. Es kommt mir bekannt vor.
    Knut zündet sich eine Zigarette an, seine Hände zittern noch immer. Ich stelle es missbilligend fest und habe gleichzeitig Verständnis. Er sagt zögernd: »Es kann kein Zufall sein oder das Leben ist eine Lotterie.« Er zittert noch mehr, wie er das sagt. »Felix hatte keine Feinde.« Schon wieder hält er den Kopf leicht schräg, als lausche er angestrengt nach innen. »Er war gütig, ein gütiger Mensch.«
    Ich setze mich auf die Armlehne seines Sessels, lege meinen Arm um Knuts Schultern. Die grauen krausen Nackenhaare stehen auf seinem Kragen auf. Knut schluckt, zieht die Oberlippe ein, reibt mit dem Handrücken die Augen.
    »Ich habe Felix gemocht. Er war immer anständig, hat nie viel gesagt, doch er war ein wirklicher Freund.« Knut atmet tief: »Fred war anders: Nahkämpfer, Bodybuilder, exzellenter Schütze, ein richtiger Bodyguard eben, doch klug, der konnte nicht nur ›jassen‹.« Das hat er auch Sven Dornbier gesagt. Wenn Knut je Probleme gehabt hätte mit dem Computer, er hätte Fred fragen können. Doch genau das hat er nie getan. Das war der Typ, den du nicht

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