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Todesfracht

Titel: Todesfracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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stabil zu halten, vermute ich, dass wir einige Zeit haben werden.«
    »Aber nicht genug«, murmelte der New Yorker.
    »Und vergessen Sie nicht«, fuhr Volkmann ungerührt fort und packte ein Desaster aufs nächste, »wenn Commodity Trader von den Schwierigkeiten, in denen wir stecken, Wind bekommen, dann ziehen sie uns das Fell über die Ohren, und die Preise verdoppeln – wenn nicht gar verdreifachen – sich.«
    »Wir sind ruiniert!«, rief der holländische Bankier aus. »Wir alle. Selbst wenn die Deutschen mit harter Währung zufrieden wären, könnten wir nicht zurückzahlen. Die Gewinne, die wir aus den Goldverkäufen erzielen konnten, sind längst anderweitig verliehen worden. Wir müssten Darlehen zurückrufen, und zwar alle. Das würde den Zusammenbruch der holländischen Wirtschaft bedeuten.«
    »Nicht nur der holländischen«, erklärte der Bankier namens Hershel. »Wir haben deutsches Gold im Wert von zwanzig Milliarden verkauft, und eine ganze Menge davon hat sich im Zuge der Dot-com-Implosion in Wohlgefallen aufgelöst. Wir müssten die Konten unserer Sparer anzapfen, um unsere Schulden zurückzahlen zu können. Überall in den Vereinigten Staaten würden die Banken gestürmt. Es wäre genauso wie damals während der großen Depression.«
    Mutloses Schweigen füllte den Raum, während die Versammelten die Worte auf sich einwirken ließen. Diese Männer waren zu jung, um sich an die Depression zu erinnern, die die Welt in den zwanziger und dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts heimgesucht hatte, aber sie hatten ausführliche Schilderungen dieser Zeit von ihren Großeltern und anderen Angehörigen gehört. Dieses Mal hingegen würde es noch viel schlimmer werden, weil die internationale Wirtschaft so viel enger miteinander verzahnt war. Einige dachten jedoch nicht nur über ihre eigenen Verluste und die ihrer Länder nach. Angesichts der Tatsache, dass einzelne Nationen bereits Mühe hatten, ihre eigenen Bürger ausreichend zu versorgen, würde jegliche internationale Hilfe eingestellt. Wie viele Menschen würden in Entwicklungsländern sterben, nur weil die Männer an diesem Tisch geliehenes Gold verkauft hatten, um ihre eigenen Taschen zu füllen?
    Plötzlich wirkten die aalglatten Wirtschaftskapitäne und Finanzmagnaten genauso grau wie Bernhard Volkmann.
    »Gibt es irgendeinen Weg, die Deutschen von ihrem Vorhaben abzubringen?«, fragte jemand nach einigen Sekunden des Schweigens.
    »Wir können es versuchen«, antwortete ein anderer, »aber sie müssen ihre eigenen Interessen im Auge behalten. Sie brauchen ihre Goldbestände zurück, sonst drohen ihnen Insolvenz und öffentliche Unruhen bis hin zum Umsturz.«
    Volkmann ließ die Unterhaltung einige Minuten lang weiterlaufen und hörte zu, wie die Bankiers immer wieder neue Ideen entwickelten, sich selbst, ihre Banken und die Welt retten zu können. Am Ende hatte keiner von ihnen eine Lösung gefunden.
    Als die Gespräche schließlich verstummten und sich abermals Schweigen auf die Versammelten herabsenkte, bat er den Vertreter des südafrikanischen Minenkonsortiums, Bryce, den Raum zu verlassen.
    Als sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, schenkten die Bankiers Volkmann ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Er schwieg einige Sekunden lang, bis jemand die Frage stellte, von der alle inständig hofften, dass er sie beantworten konnte.
    »Haben Sie uns alle hierher bestellt, weil Sie eine Lösung haben?«, fragte der englische CEO des weltweit sechstgrößten Bankinstituts.
    »Ja«, erwiderte Volkmann knapp und spürte ihr erleichtertes Aufatmen fast körperlich. Er tippte einen kurzen Text auf seinen PDA, und wenig später öffneten sich die Türen der Halle abermals. Den Mann, der nun hereinkam, umgab eine Aura der Selbstsicherheit, die die Bankiers, wie sie niemals offen eingestehen würden, lediglich als Fassade benutzten, um ihre eigene Unsicherheit zu kaschieren. Er bewegte sich mit nonchalanter Lässigkeit und trug den Kopf hoch erhoben. Er schien im gleichen Alter wie sie, Anfang fünfzig, vielleicht sogar ein wenig jünger. Es war schwer zu sagen. Sein Gesicht war faltenlos, aber seine Augen erschienen alt, und sein Bürstenhaarschnitt war eher grau als braun. Im Gegensatz zu den Bankiers besaß er nicht die selbstzufriedene Überheblichkeit eines einflussträchtigen Titels, nicht diese selbstempfundene Überlegenheit, die sich mit der Illusion von Reichtum und Macht einstellte. Er war einfach eine alles beherrschende Erscheinung, eine

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